Studie "Teilzeitarbeit in Wien"
Teilzeit boomt: Seit 2004 hat es einen rasanten Anstieg in Wien gegeben, fast die Hälfte der beschäftigten Frauen arbeitet heute Teilzeit. Eine neue Studie des IHS im Auftrag der Stadt untersucht die Gründe. Dabei zeigt sich: Während viele Menschen gerne weniger als 35 Stunden arbeiten, führt es bei einer bestimmten Gruppe zu prekären Lebenssituationen.
Im Jahr 2017 waren in Wien rund 212.000 Frauen und 91.000 Männer unter 35 Stunden pro Woche beschäftigt. Das sind rund 43 Prozent der berufstätigen Frauen und 17 Prozent der berufstätigen Männer. Diese hohen Quoten sind das Resultat starker Zuwächse seit 2004 (Frauen: + 10 Prozentpunkte, Männer: + 9 Prozentpunkte). Hintergrund dieser Entwicklung ist die fallende Beschäftigungsquote der Männer und der starke Anstieg der Frauenerwerbsquote, insbesondere zwischen 1985 und 1995. Die Idee von Teilzeitbeschäftigung als "Brücke ins Erwerbsleben", insbesondere für Frauen, ist angesichts dieser Ergebnisse zweifelhaft: 1995 waren noch 47 Prozent der Frauen im Erwerbsalter vollzeitbeschäftigt, waren es nur noch 35 Prozent im Jahr 2017.
Zwischen 2004 und 2017 stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in Wien um 140.000 (+85 Prozent). Diese Entwicklung war vor allem eine Verlagerung von Voll- auf Teilzeitarbeit, insbesondere unter den Männern. Obwohl die Anzahl der Beschäftigten in Wien im Beobachtungszeitraum deutlich um rund 190.000 Personen (+23 Prozent) zunahm, wuchs das Volumen der geleisteten Arbeitsstunden um nur rund 8 Prozent. Der Beschäftigungszuwachs entfiel also in großen Teilen auf Teilzeitarbeit.
Der wichtigste Grund für Teilzeitbeschäftigung für Frauen sind Betreuungspflichten (37 Prozent), während die Absolvierung einer Ausbildung bei Männern dominiert (24 Prozent). Beinahe ein Viertel der teilzeitbeschäftigten Männer und 14 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen sind sogenannte unfreiwillige Teilzeitbeschäftigte – sie würden gerne Vollzeit arbeiten, finden jedoch keine Stelle mit dem entsprechenden Arbeitszeitausmaß.
Typen von Teilzeitbeschäftigten
Die Studie identifiziert vier Typen von Teilzeitbeschäftigten:
- Unfreiwillige Teilzeitbeschäftigte mit teilweise prekärer Lebenssituation können entweder keine Vollzeittätigkeit finden oder haben Betreuungspflichten, würden aber gerne mehr arbeiten. Diese Gruppe hat einen hohen Anteil von Niedriglohnbezieher und -bezieherinnen und Alleinerziehenden (13 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten im Jahr 2016, Tendenz steigend).
- Demgegenüber arbeiten klassische Zuverdiener und Zuverdienerinnen freiwillig Teilzeit aufgrund von Betreuungspflichten und leben besonders oft mit einem Vollzeitverdiener oder einer Vollzeitverdienerin im Haushalt (35 Prozent 2016, Tendenz fallend).
- Personen in langer Teilzeit mit guter Absicherung arbeiten überwiegend freiwillig zwischen 25 und 35 Stunden pro Woche aufgrund von Betreuungspflichten oder weil sie nicht Vollzeit arbeiten wollen. Sie leben häufig in Haushalten mit einem anderen (Vollzeit-) Einkommen (38 Prozent 2016, Tendenz steigend).
- Die Gruppe kurze Teilzeit, häufig in Ausbildung oder Pension hat den höchsten Männeranteil aller Gruppen. Sie besteht aus Personen an den Rändern der Erwerbskarriere, die freiwillig unter 12 Stunden pro Woche arbeiten (14 Prozent 2016, Tendenz fallend).
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