Konferenz "Teilzeitarbeit in Wien" - Rückblick
Der Wiener Arbeitsmarkt erzielt derzeit Monat für Monat neue Beschäftigungshöchststände. Noch nie arbeiteten so viele Menschen in Wien. Etwas mehr als 300.000 Menschen sind derzeit in Wien in Teilzeit beschäftigt, das entspricht einem Anteil von circa 30 Prozent. Innerhalb der letzten zehn Jahre macht die Teilzeitbeschäftigung fast 90 Prozent des Jobwachstums in Wien aus. Bei einer Fachkonferenz der Stadt Wien am 5.11.2018 wurden die Hauptergebnisse einer Studie zum Thema Teilzeitarbeit präsentiert, die von der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) in Auftrag gegeben wurde.
Teilzeit ist noch immer weiblich
Teilzeitarbeit ist immer noch zu einem Großteil weiblich. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke betonte in seinem Eröffnungsstatement, dass die Motive, weniger als 40 Wochenstunden zu arbeiten, sehr unterschiedlich sind. In vielen Fällen wird Teilzeitarbeit aber unfreiwillig geleistet. Ein Ziel der Veranstaltung war es daher, die Teilzeitarbeit in Wien möglichst differenziert darzustellen und wissenschaftlich fundierte Handlungsmöglichkeiten zu zeigen, um die Situation von Teilzeitbeschäftigten zu verbessern.
Obwohl das Land Wien im Bereich Arbeitsrecht keine gesetzgebenden Kompetenzen hat, gibt es dennoch gewisse Möglichkeiten, steuernd einzugreifen. Ausbildungsmöglichkeiten, wie jene vom Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (waff), zählen genauso dazu wie das Wiener Kinderbetreuungsangebot, das mit seinen Öffnungszeiten und der Beitragsfreiheit österreichweit hervorsticht.
15 Prozent arbeiten unfreiwillig Teilzeit
Raphaela Hyee (IHS) präsentierte die von der Stadt Wien beauftragte Studie "Teilzeitarbeit in Wien", in der die Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung in Wien skizziert wird. Circa 15 Prozent der Teilzeitbeschäftigten ist unfreiwillig in Teilzeit und kann aufgrund von Betreuungsverpflichtungen oder mangelnden Jobangeboten nicht mehr arbeiten. Die Teilzeitquote der österreichischen Frauen ist vier Mal so hoch wie die der Männer. Gleichzeitig wird die unbezahlte Arbeit noch immer vor allem von Frauen erledigt. Ein Ausgleich ist dringend erforderlich.
Andreas Baierl von der Universität Wien betonte in seinem Kommentar, dass die Wahl der Arbeitszeit von vielen verhandelbaren und subjektiven Faktoren abhängt, darunter die wirtschaftliche Notwendigkeit oder die Arbeitsmotivation. Christine Mayrhuber (WIFO) verdeutlichte die Auswirkungen der Arbeitszeit auf das Lebenseinkommen. Entscheidend für die finanzielle Absicherung ist die Einkommenshöhe bei Voll- sowie Teilzeit sowie die Berufswahl. Während eine einjährige 20-Wochenstunden-Teilzeitbeschäftigung das Lebenseinkommen um bis zu 2 Prozent reduziert, bedeutet eine Reduktion auf 30 Wochenstunden deutlich weniger Verluste.
Viele Wiener Beschäftige wollen Arbeitszeit reduzieren
Christoph Hofinger vom Meinungsforschungsinstitut SORA berichtete, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 55 überdurchschnittlich mit ihrer Arbeitszeit-Regelung zufrieden sind. Eltern sehen hingegen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf am negativsten: Während Frauen nach der Geburt eines Kindes häufig weiter in Teilzeit bleiben, arbeiten viele Väter sogar länger als Männer ohne Kinder. In Führungspositionen trifft man noch immer hauptsächlich Männer und Vollzeitbeschäftigte an. Trotzdem ist der Aufstieg auf der Karriereleiter bis zu einem gewissen Grad in Teilzeit möglich, auch für berufstätige Mütter.
Klemens Himpele, Leiter der MA 23, machte in seinem Schlussstatement auf das Spannungsfeld der individuellen und gesellschaftlichen Dimension des Themas aufmerksam. Zahlreiche Menschen würden ihr Arbeitsausmaß gerne erhöhen. Umgekehrt kann die Entscheidung, Teilzeit zu arbeiten, in vielen Lebensphasen vorteilhaft sein. Und immer mehr Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen ihre Arbeitszeit reduzieren. Es gibt also ein großes Potential für eine gerechtere Verteilung der Arbeitszeit, insbesondere zwischen Frauen und Männern.
Jährliche Veranstaltungsreihe der Stadt Wien zum Thema Arbeit
"Teilzeitarbeit in Wien" ist die dritte Fachkonferenz zum Thema Arbeit, die von der Stadt Wien veranstaltet wird. Im letzten Jahr wurde das Thema "Gute Arbeit" diskutiert. Dabei standen die Messung der Arbeitszufriedenheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie ihre Auswirkungen auf den Wiener Arbeitsmarkt im Vordergrund. Die "Zukunft der Arbeit" bildete 2016 den Schwerpunkt.
- Konferenz "Gute Arbeit" - rk vom 15.11.2017
- Konferenz "Zukunft der Arbeit"
Stadt Wien | Wirtschaft, Arbeit und Statistik
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