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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 100

 

Aber nun zu meinem eigentlichen Punkt. Wir sprechen hier von einer Widmung, das ist keine aufsehenerregende Widmung, aber es ist eine von vielen, vielen, vielen Widmungen, die es in den letzten zehn Jahren in der Donaustadt gegeben hat.

 

Die Donaustadt ist wahrscheinlich der Bezirk mit dem größten Zuzug in ganz Wien, in keinem Bezirk wird so viel gewidmet und so viel gebaut wie in der Donaustadt. Was eh immer schon hinterherhinkt, ist der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, vor allem der Öffis. Da reden wir seit zehn Jahren drüber, das ist nichts Neues, aber jetzt setzt diese Stadtregierung diesem ganzen Missstand noch das Sahnehäubchen auf. Statt die Öffis auszubauen, wird abgebaut. Die Intervalle werden verlängert, in einem Randbezirk, der ohnehin schon notorisch unterversorgt ist.

 

Wenn ich mir jetzt diese Widmung anschaue, ich kenne diese Gegend sehr gut, dann sehe ich eine Institution, dort arbeiten BetreuerInnen mit Menschen mit Behinderungen, mit Einschränkungen, 24 Stunden, 7 Tage die Woche auf Abruf. Das sind genau diese Menschen, die von diesen Ausdünnungen im Öffi-Betrieb betroffen sind.

 

Was sehe ich noch, wenn ich mir diese Widmung für dieses Gebiet anschaue? - Ich sehe die Verkäuferin beim Ströck. Wenn ich mir dort in der Früh mein Semmerl kaufe, steht die schon zwei Stunden hinter der Theke. Ich habe sie gestern gefragt, wann sie wegfährt. - Um 5 Uhr fährt sie zu Hause weg. Es sind genau diese Menschen, ja, wir reden so gerne von diesen systemrelevanten Berufen, so nennen wir sie seit Corona sehr gerne, und genau diesen Menschen wird diese Verschlechterung vor den Latz geknallt. Das ist ein Schlag ins Gesicht jener Menschen, die um 5 Uhr aufstehen, um in die Arbeit zu fahren, manche kommen vielleicht gerade von der Arbeit, weil sie in einem Krankenhaus arbeiten. Diese Maßnahme ist wirklich unerträglich. Wir hätten heute sehr gerne sehr lange darüber gesprochen, es war leider nicht möglich, wie wir alle wissen.

 

Nun zum Schluss: Was mich nicht weniger schockiert, ist, dass diese Regierung nicht einmal ihr eigenes Regierungsprogramm ernst nimmt, denn da steht ganz was anderes drinnen. Da steht nicht drinnen, dass man Öffi-Intervalle verlängert. Dass die SPÖ, die NEOS hat es damals noch nicht gegeben, die hier über einen STEP 2025 abgestimmt hat, das alles vergisst, was da drinnen gestanden ist, keine Rede mehr davon, das macht mich wirklich wütend. Dass hier Maßnahmen getroffen werden, die wirklich Leute betreffen, die eh wenig verdienen und teilweise unter ganz, ganz schlimmen Bedingungen arbeiten, das ist wirklich eine Schande, liebe Rot-Pink. - Und das wär’s. - Danke.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm.

 

18.33.23

GR Kilian Stark (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Auch ich darf diese Widmung zum Anlass nehmen: Die Donaustadt, Sie wissen es alle, zählt zu den größten, bevölkerungsreichsten Bezirken Wiens. Rund 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner, meine Vorrednerin hat es schon gesagt, sind betreffend öffentlichen Verkehr notorisch unterversorgt.

 

Jetzt speziell, wenn wir uns diese Widmung anschauen: Im unmittelbaren Umfeld haben wir die Rennbahnwegsiedlung, 2.500 Wohnungen, wir haben die Trabrenngründe Hof mit ungefähr 8.500 Bewohnerinnen und Bewohnern. Öffentlich angebunden ist das Ganze vor allem über die U1, aber natürlich auch über die Busse 25A, 27A, 31A erschlossen, Straßenbahnen fehlen leider. Seit 9. Jänner macht jetzt diese Stadtregierung etwas: Sie kürzt in den Morgenstunden, am Wochenende und den Feiertagen die Öffis. Eine regelrechte Streichungsorgie, würde ich sagen, speziell, wenn man sich das anschaut.

 

Schauen wir uns die unmittelbar danebenliegende Station Rennbahnweg an: Stadteinwärts, Sonntag Früh zwischen 5 Uhr und 6 Uhr, gab es früher neun Züge in den Süden, jetzt nur noch fünf, also wurde fast halbiert. Aber nicht nur dort wird ausgedünnt, sondern in ganz Wien. Das verlängert natürlich die Fahrzeiten sowohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in dem Gebiet wohnen, aber natürlich auch der Einwohnerinnen und Einwohner rundherum. Das bedeutet lange Wartezeiten für Pflegepersonal, systemerhaltende Berufe, einfach Leute, die früh aufstehen müssen. Die müssen dann vielleicht noch früher aufstehen oder im anderen Fall kommen sie vielleicht noch später ins Bett.

 

Auf Facebook hat das eine Nutzerin kommentiert: „Grandios! Das betrifft ja zum Glück nur Menschen, die in Spitälern und Bäckereien oder im öffentlichen Verkehr arbeiten und um diese Uhrzeit am Wochenende unterwegs sind. Aber wir können mal alle wieder eine Runde klatschen, dann ist alles gut.“ - Zitat Ende.

 

Dieser und ähnliche frustrierte Kommentare sollten doch der Stadtregierung zu denken geben. Ja, und nicht zuletzt, wir kommen zum Klimaschutz, sind solche Maßnahmen nicht nur für die Betroffenen, sondern natürlich auch fürs Klima problematisch, weil …

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert (unterbrechend): Herr Kollege!

 

GR Kilian Stark (fortsetzend): Wenn ich 20 Minuten länger in die Arbeit oder von dort brauche, ist es natürlich ein Anreiz, wieder auf die …

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert (unterbrechend): Herr GR Stark! Könnten Sie auch zum Akt Bezug nehmen?

 

GR Kilian Stark (fortsetzend): Ja, selbstverständlich. Also meine Vorrednerin hat es ja schon gesagt, wer dort arbeitet, muss natürlich zur Arbeitsstätte kommen, wer dort wohnt, muss oftmals von dort weg. Das heißt, wir wollen ja alle, dass in ganz Wien möglichst viele Leute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, aber natürlich auch in der Donaustadt. Ich komme sofort auch direkt zur Donaustadt: Wo ist es besonders problematisch? - Bei den Tangentialverbindungen. In die Stadt rein ist es meistens gut, sind die Takte oft gut abgestimmt, aber bei den Tangentialverbindungen ist es einfach nicht möglich, zum Beispiel zwischen Donaustadt und Simmering. Und je öfter man umsteigen muss, desto stärker fallen natürlich die Wartezeiten ins Gewicht.

 

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