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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 100

 

lassen sich Anreize finden, diese Menschen wieder zu motivieren, in den Pflegeberuf zurückzukehren? Wir brauchen diese Menschen händeringend! Diese Menschen sind schon ausgebildet. Es wäre vielleicht auch heutzutage durch PflegefachassistentInnenausbildungen und PflegeassistentInnenausbildungen gut möglich, sie rasch sozusagen aufzuschulen, damit sie schnell wieder in den Beruf einsteigen können. Wichtig wäre aber, wie gesagt, zu wissen, was die Gründe für den Ausstieg waren, nämlich nicht, um Ursachenforschung zu betreiben, sondern hier das Problem bei den Wurzeln zu packen.

 

In Deutschland hat die Gewerkschaft ver.di eine sogenannte Comeback-Untersuchung in die Wege geleitet. Es hat sich dort herausgestellt, dass vielfach die Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten, Bezahlung, die strukturellen Barrieren oder Hindernisse ursächlich für den Ausstieg sind. Wahrscheinlich sind viele dieser Faktoren auch auf die Wiener Situation übertragbar. Nichtsdestoweniger denke ich trotzdem, würde es sich lohnen, hier genauer hinzuschauen, wie man bereits ausgebildete Pflegekräfte motivieren kann, wieder in den Beruf zurückzukehren. Dass das keine leichte Sache ist, ist klar, aber wir können im Pflegebereich nicht immer nur Symptombekämpfung machen, wir müssen hier auch wirklich an die Ursachen herangehen und dazu zählen, denke ich, auf alle Fälle Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und Bezahlung.

 

Wie gesagt, es gibt einen Antrag von uns GRÜNEN, der dahin gehend lautet: Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die Erstellung einer Wiener Pflege- und Betreuungsberufe-WiedereinsteigerInnen-Studie aus. Die Studie soll für die Analyse von Verbesserungsmaßnahmen herangezogen werden. Wir beantragen die sofortige Abstimmung, und es würde mich im Sinne der Versorgung, im Sinne der Pflegegarantie, die Sie ausgesprochen haben, sehr freuen, wenn Sie diesem Antrag zustimmen würden.

 

Ich komme damit zum Schluss. Wie gesagt, dem Akt stimmen wir zu, wir würden uns auch freuen, wenn wir nicht nur ausbilden, sondern auch die Ausgebildeten motivieren können, langfristig im Beruf zu bleiben. Diesbezüglich gibt es unseren Antrag. Danke.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Darf ich Sie ersuchen zu desinfizieren? Vielen Dank. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Ich erteile es ihr.

 

12.16.59

GRin Ingrid Korosec (ÖVP)|: Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

 

Erlauben Sie mir, dass ich, bevor ich zum Tagesordnungspunkt komme, einige Sätze sage. Vor einem Jahr, am 29.1.2020, hatten wir Gemeinderatssitzung, und da wurde über Instandhaltung der U4 diskutiert, fehlende Umweltverträglichkeitsprüfungen und natürlich, wie immer beim ersten Gemeinderat, über Subventionen. Die Worte Corona oder Covid kommen im Sitzungsprotokoll kein einziges Mal vor. Damals war noch die heile Welt. Zwölf Monate später kennen wir kaum ein anderes Thema, oder zumindest kommt Corona überall vor. Und die Menschen in Wien, aber nicht nur in Wien, überall, wo Covid-19 ist, leiden unter den Folgen der Pandemie in einem ganz, ganz ungeahnten Ausmaß. Ich habe sehr viel mit den Bürgerinnen und Bürgern zu tun, und es ist unglaublich, welche Ängste hier sind, welche psychischen Belastungen das mit sich bringt.

 

Erstens geht es um die Krankheit, die Angst, sie zu bekommen, die Vereinsamung, die Arbeitslosigkeit, die befürchtete Wirtschaftskrise und die Folgen des Lockdowns für Kinder und für Jugendliche beherrschen das private, aber auch das politische Leben.

 

In Summe funktioniert der Umgang mit der Pandemie ja, und Wien liegt bei den Neuinfektionen deutlich unter dem österreichischen Schnitt. Trotzdem wird die Angst bei den Bürgern tagtäglich größer.

 

Ich bin sehr froh, dass das in Wien - wer nicht, wir alle natürlich - doch durch die Teststraßen, durch die Check-Boxen - und ich nehme an, Herr Stadtrat, es wird gerade in diesem Bereich noch einiges von Ihnen in Vorbereitung sein - sehr positiv ist. Es ändert aber trotzdem nichts daran, dass die Menschen Angst haben.

 

Vor allem ist aber entscheidend, dass das Spitalswesen dem Ganzen standhält. Das ist ja die größte Sorge, und so, wie es sich jetzt in Wien zeigt, ist es gegeben, und daher müssen wir allen, die damit zu tun haben, vor allem den Ärzten, dem Pflegepersonal, den Heimhilfen, den Sanitätern und allen anderen, die die Spitäler, die Heime und die mobile Pflege am Laufen halten, danken. Sie leisten schon unter normalen Umständen ganz großartige Arbeit, aber seit einem Jahr fast Übermenschliches.

 

Da die Menschen in der Stadt so stark gefordert sind und der Stress steigt, ist es unsere Aufgabe in der Politik, den Bürgerinnen und Bürgern dabei zu helfen, weiter durchzuhalten und nötige Maßnahmen auch mitzutragen. Daher ist gerade jetzt die konstruktive Zusammenarbeit so wichtig. Ich würde wirklich ersuchen, das politische Hickhack, das natürlich im politischen Leben auch notwendig ist, gerade jetzt in dieser Zeit etwas hintenanzustellen und wirklich konstruktiv zusammenzuarbeiten, um diese Pandemie so rasch als möglich wegzubringen.

 

Jetzt komme ich zum Verhandlungsgegenstand. Wie von meinen Vorrednern schon gesagt wurde, ist es ist der Ausbau des Campus Wien, um mehr Hebammen und MTDs ausbilden zu können. Das ist ganz, ganz wichtig, und daher werden wir diesem Antrag auch zustimmen.

 

Wir haben hier Personalmangel und wir kennen die Entwicklung, die auf uns zukommt. Daher ist der Betrag zwar hoch - ich gebe zu, dass ich mir beim Durchrechnen gedacht habe, na, eine halbe Milliarde ist nicht schlecht -, aber es ist notwendig und es ist daher auch zu unterstützen. Gerade wenn ich an die Hebammen denke, denke ich an den Rechnungshofbericht 2019, wo ja aufgezeigt wurde, dass 35 Prozent der Hebammen, die in Wien arbeiten, in den nächsten 10 Jahren in Pension gehen. Das heißt, die sind alle über 50, daher ist hier ein Nachholbedarf unbedingt gegeben, natürlich auch bei Pflegekräften. Wir kennen die demographische Entwicklung, wir werden Gott sei Dank immer älter, aber natürlich heißt das auch, dass dadurch Pflegekräfte notwendig sind.

 

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