Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 100
Ein Punkt, den wir im Ausschuss lange diskutiert haben - wobei ich zugebe, dass ich mich schwer damit anfreunden konnte -, sind die 25 Jahre. Ich hätte mir 12 Jahre gewünscht, denn 25 Jahre sind ja doch ein Vierteljahrhundert, und wie rasch sich Rahmenbedingungen ändern können, zeigten mir gerade die letzten 12 Monate. Das heißt, an sich ist mir das zu wichtig, als dass ich dem wegen der 25 Jahre nicht zustimme, daher stimmen wir natürlich zu.
Über die Pflege diskutieren könnte man immer. Kollege Gara hat es gemacht, auch Kollegin Huemer. Kollegin Huemer, Ihrem Antrag werden wir übrigens zustimmen. Ich halte es für sehr positiv, da eine Studie zu erarbeiten, weil dieser Beruf ja wirklich ein schwerer Beruf ist. Da müssen eben auch dann, wenn so eine Studie da ist, Maßnahmen gesetzt werden, um vielleicht mit kürzerer Arbeitszeit, und so weiter den Menschen die Arbeit zu erleichtern. An sich ist es aber ein unglaublich wichtiger Beruf, und es ist schade, wenn viele nach relativ kurzer Zeit aus diesem Beruf aussteigen. Daher ist so eine Studie nur zu unterstützen.
Ich komme jetzt noch einmal auf die Pandemie zurück, insofern es für die Menschen auch ganz wichtig ist, dass sie einen Platz im Spital bekommen, wenn es notwendig ist. Auch hier muss man die Angst nehmen, dass ich jetzt gar nicht ins Spital gehen kann, denn da könnte ich infiziert werden. Das sind eben auch diese Ängste, die ganz, ganz stark zu spüren sind, wenn sie Gespräche führen.
Im gesamten Gesundheitsbereich, im Gesundheitssektor geht es ja den Menschen in erster Linie darum, gesund zu bleiben, Lebensqualität zu haben. Es geht ja aber auch um ihr Leben, und daher machen sich die Bürger auch Sorgen, wie im Notfall dann medizinisch versorgt wird, besonders aber, ob und wie sie im Alter betreut werden.
Im Krankheitsfall kann sich ja heute jeder auf die Versicherung, das öffentliche Spitalswesen verlassen. Beim Betreuungsbedarf im Alter sieht das ganz anders aus. Da sind die Betroffenen viel zu sehr auf sich selbst gestellt, und zwar in mehrfacher Hinsicht: organisatorisch, finanziell und psychisch. Und sobald wir Corona hinter uns haben, was hoffentlich bald sein wird, müssen wir hier aktiv werden.
Pensionsreform: An Pensionen denke ich auch immer, aber in dem Fall ist es die Pflegereform. Über die Pflegereform wird seit vielen Jahren gesprochen. Der Bund wird jetzt, so hoffe ich, die Rahmenbedingungen vorgeben, wie Betreuung Neu dann wirklich aussieht, bleibt aber den Ländern überlassen. Das heißt, wir müssen uns jetzt schon Gedanken darüber machen.
Wie mittlerweile wohl allen bekannt ist, weil ich es immer wieder sage, halte ich das dänische Modell für extrem interessant, eine steuerfinanzierte, bedarfsgerechte Versorgung, wo die älteren Menschen in ihren Stärken und nicht in ihren Schwächen gefördert werden. Und das ist ein ganz, ganz wesentlicher Unterschied zu Österreich. Dazu muss man aber das Alter völlig neu denken und sich nicht auf die Defizite, sondern auf die Möglichkeiten konzentrieren.
Und ein zweiter, auch wichtiger Punkt: Betreuung im Alter ist meistens kein medizinisches Problem, und Dänemark setzt nicht nur auf akademisch geschultes Pflegepersonal, dort kommen vor allem Heimhilfen, Sozialarbeiter, Therapeuten zum Einsatz, die speziell die Bedürfnisse älterer Menschen kennen, dafür wurden sie ausgebildet. Und hier schließt sich wieder der Kreis mit dem Campus. Akademisch geschultes Personal ist ganz wichtig, das ist unbestritten, aber bei der Betreuung älterer Menschen kommt auch den nichtakademischen Berufen eine wichtige Rolle zu. Hier gehören Ausbildung und Berufsbild sehr, sehr aufgewertet, nur dann bekommen wir das Personal, das benötigt wird, nämlich die Besten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es muss für uns alle selbstverständlich sein, Menschen im Alter und wenn sie auf Hilfe angewiesen sind, ein würdiges Leben durch adäquate Pflege und Betreuung zu ermöglichen.
Daran sollten wir alle gemeinsam arbeiten.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Desinfektion. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Deutsch. Ich erteile ihm das Wort, sobald die Desinfektion fertig durchgeführt wurde. Wunderbar.
GR Christian Deutsch (SPÖ): Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Mit dem Beschluss des heute hier vorliegenden Förderungsvertrages zwischen dem Wiener Gesundheitsverbund und der Fachhochschule Campus Wien zum Ausbau von Studienplätzen im Rahmen der gemeinsamen Ausbildungsstrategie für den Gesundheitsstandort Wien wird in der Tat ein Meilenstein für die nächsten 25 Jahre gesetzt.
Die Personalerfordernisse in den Gesundheitsberufen werden, wie wir wissen, laut den Prognosen stark ansteigen, nicht nur auf Grund der demographischen Entwicklung, der Zunahme chronischer Erkrankungen, auch wegen eines Rückgangs von familiären Betreuungsressourcen, aber auch auf Grund der steigenden Komplexität von Krankheitsbildern. Dazu kommt auch noch eine bevorstehende Pensionierungswelle.
Das heißt, das sind alles Herausforderungen für die Stadt, hier ausreichend Personalressourcen für die Gesundheitsversorgung für die Wienerinnen und Wiener auch zur Verfügung zu stellen. Daher ist bereits im März 2020 auch ein Steuerungsgremium eingerichtet worden, um hier die Zusammenarbeit zwischen den Playern in Wien, nämlich FH Campus Wien, dem Wiener Gesundheitsverbund und dem FSW, zu vereinbaren beziehungsweise auch zu koordinieren. Diese drei stellen durch ihre Gesundheits- und Krankenpflege, durch das Angebot in allen Qualifikationsstufen, nämlich von der Pflegeassistenz, der Pflegefachassistenz, dem gehobenen Dienst, den Bedarf für die Stadt dar. Jetzt geht es darum, hier die Synergien für die Qualitätssicherung, für die Weiterentwicklung und den effizienten Ressourceneinsatz zu nutzen, aber auch die Ausbildungsinstitutionen und die Ausbildungsangebote zu steigern, um - was besonders wichtig ist, das haben Vorrednerinnen und Vorredner bereits angesprochen - eine möglichst große
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