Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 100
Anzahl an geeigneten BewerberInnen für die Ausbildung in den Gesundheits- und Krankenpflegeberufen gewinnen zu können.
Kollegin Huemer hat den Antrag eingebracht, dass eine Studie betreffend die WiedereinsteigerInnen in die Wiener Pflege- und Betreuungsberufe erstellt werden möge. Nach meinem Stand der Information gibt es diese Studie bereits, die wurde bereits im Jahr 2019 erstellt. Insofern wäre das jetzt auch zu spät, denn diese Studie ist ja auch bereits die Grundlage für den Vertrag und für die Strategie, die hier auch gewählt wurde.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wissen, auf Grund einer bundesgesetzlichen Regelung ist ja die Ausbildung in die Fachhochschulstruktur übergeführt worden, sodass erstmals in Österreich ein Ausbildungsmodell, das die Erteilung der Berufsberechtigung für den gehobenen Gesundheits- und Krankenpflegedienst mit dem Erwerb eines akademischen Grades verknüpft, vorhanden ist. Das heißt, es ist auch zu einer Akademisierung der Gesundheits- und Krankenpflege gekommen.
Im Konkreten geht es bei diesem Antrag um Bachelorstudien der gehobenen medizinisch-technischen Dienste und Hebammen. Diese sind bereits seit dem Wintersemester 2007/2008 ausschließlich an der Fachhochschule Campus Wien durchgeführt worden. Ursprünglich waren es 8 Studiengänge mit 900 Studienplätzen, für das Studienjahr 2021 sind es bereits zirka 1.300 Studienplätze. Sie können sich vorstellen, dass die räumlichen Ressourcen, die ursprünglich für 900 Plätze ausgelegt waren, hier nicht mehr ausreichen, sodass ein zusätzlicher Raumbedarf gegeben ist, gegen den allerdings jetzt Kollege Seidl und seine Fraktion stimmen wollen.
Was man jetzt braucht, ist die Entwicklung einer Ausbildungsstrategie für den Gesundheitsstandort Wien. Das war die Anforderung, gemeinsam mit der Fachhochschule schrittweise bis zum Studienjahr 2025/26 um 780 Plätze mehr zu erreichen, sodass insgesamt 2.055 Plätze zur Verfügung stehen.
Es ist dem Antrag ganz klar zu entnehmen, dass die Förderung aus zwei Teilen besteht. einmal aus dem Studienplatzfinanzierungsbeitrag, einem pauschalen Zuschuss des Wiener Gesundheitsverbundes pro Studienplatz und Studienjahr von 11.300 EUR mit Wertsicherung, und einer Basisförderung. Das ist im Antrag ganz klar aufgeschlüsselt. Insofern irrt Kollege Seidl, wenn er meint, das wäre nicht transparent und klar dargestellt.
Der Vertrag umfasst Gesamtauszahlungen in der Höhe von 432,328.700 EUR bis zum Jahr 2046, und dann wird es im Detail auch ausgeführt, exklusive den Indexierungen laut dem Tariflohnindex für Angestellte im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich und dem VPI 2015. In diesem Sinn darf ich Sie alle um Ihre Zustimmung ersuchen. Vielen Dank.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Konrad. Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit jetzt 20 Minuten beträgt. Ich stelle es auch entsprechend ein und erteile ihm hiermit das Wort.
GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen!
Ich freue mich sehr, dass wir mit dem vorliegenden Poststück heute einen sehr wichtigen Schritt für die nächsten Jahre im Wiener Gesundheits- und Pflegebereich auf den Weg bringen. Es ist schon erwähnt worden, die demographische Entwicklung, aber auch die steigende Komplexität der Krankheitsbilder, die Zunahme der chronischen Krankheiten stellen eine Metropole wie Wien natürlich in diesem Bereich vor enorme Aufgaben. Auch die Covid-Pandemie stellt uns hier vor zusätzliche Herausforderungen. Deshalb nimmt dieser Bereich ja auch im NEOS-SPÖ-Regierungsübereinkommen einen besonderen Schwerpunkt ein.
Mein Kollege Stefan Gara hat die wichtigsten Punkte daraus heute schon sehr detailliert dargelegt. Ich möchte mich daher in meinem Redebeitrag auf einen weiteren Aspekt beziehen, der in diesem Zusammenhang auch sehr wichtig ist, nämlich auf den Aspekt Arbeitsmarkt, denn diesen sollten wir gerade in der gegenwärtigen Krise besonders genau betrachten. Die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt ist in dieser Krise durchaus dramatisch, und leider ist auch in Wien im letzten Jahr natürlich auf Grund der Krise die Arbeitslosigkeit um 22 Prozent gestiegen.
Vor wenigen Tagen hat das Online-Jobportal StepStone Österreich den jährlichen Fachkräfteatlas veröffentlicht. Auch dieser zeigt, dass Corona die großen Trends am Arbeitsmarkt weiter verstärkt hat. Die sich bereits abzeichnende sinkende Nachfrage in technischen Bereichen setzte sich 2020 weiter fort, während der Bedarf an Pflegefachkräften weiter gestiegen ist. Der Bereich Pflege- und Arzthelferberufe war im letzten Jahr die einzige Berufsgruppe, in der die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, nämlich um 19 Prozent.
An zweiter Stelle lagen Ärzte und Ärztinnen, hier allerdings bereits ein leichtes Minus an neuen Stellen gegenüber 2019. Die besten Jobchancen in ganz Österreich hatten Angestellte im Arzthelferbereich und im Pflegeberufbereich in Wien mit über 2.000 neuen Jobs, die hier zur Ausschreibung gelangt sind.
Auch die Stadt Wien - das ist auch schon angesprochen worden - hat im Pflegebereich eine Prognose über den Personalbedarf erstellt. Dieser liegt bis zum Jahr 2030 bei 9.000 Pflegepersonen. Das heißt, der Gesundheits- und Pflegebereich bietet hier also neben den Herausforderungen auch echte Chancen für den Arbeitsmarkt für Menschen, die sich für diesen erfüllenden Arbeitsbereich motivieren lassen. Dazu braucht es aber entsprechende Ausbildungsplätze, und dazu schaffen wir mit dem heutigen Beschluss einen ganz wichtigen Beitrag.
Neben der demographischen Entwicklung steht auch das System Pflegeberufe selbst vor einer demographischen Herausforderung, auch das ist schon erwähnt worden. Wir stehen hier vor einer Pensionswelle. Vor diesem Hintergrund ist dieser Beschluss, den wir heute
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular