Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 100
über mehrere Jahre fassen, tatsächlich richtungs- und zukunftsweisend.
Wir wollen aber in Wien auch abseits des akademischen Bereiches einen ganz besonderen Fokus auf die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Gesundheits- und Pflegebereich legen. Hier spielen Berufe wie Heimhelfer, PflegeassistentInnen, PflegefachassistentInnen oder medizinische Assistenzberufe eine wichtige Rolle. Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds spielt hier mit dem Projekt Job PLUS Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem AMS und dem Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen eine sehr wesentliche Rolle für Wien. Rund 1.000 TeilnehmerInnen pro Jahr beginnen über diese Schiene ihre Ausbildungen im Pflege- und Gesundheitsbereich in Wien. In Zukunft wollen wir, dass diese vom WAFF finanzierten und koordinierten Ausbildungen auch im Rahmen einer Implacement-Stiftung durchgeführt werden können. An dieser Stiftung kann sich auch das AMS finanziell beteiligen. Dies wird auch erstmals ermöglichen, dass jene Ausbildungen, die wir heute hier besprechen, an der FH für Gesundheitsberufe ebenfalls in diese Schiene mit einbezogen werden können. Bis 2023 wollen wir rund 500 arbeitslose Personen im Rahmen von Job PLUS Ausbildung in eine Diplomausbildung an der FH aufnehmen.
Die TeilnehmerInnen erhalten während dieser Ausbildung weiterhin ihr Arbeitslosengeld und auch einen Ausbildungszuschuss. Die Ausbildungskosten werden von WAFF, AMS und den beteiligten Unternehmen getragen. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei den Kolleginnen und Kollegen im WAFF bedanken, die in dieser schwierigen Zeit weiterhin so engagiert für die Wiener ArbeitnehmerInnen arbeiten.
Nicht zuletzt werden wir als Koalition in Wien natürlich auch im Bereich Lehrlingsausbildung und auch in dem neu zu schaffenden Fachkräftezentrum einen klaren Fokus auf das Thema Gesundheit und Pflege legen. Der Gesundheitsbereich und der Pflegebereich sind für unsere Stadt eine gemeinsame Zukunftsherausforderung, die eben aber auch, wie ausgeführt, Chancen mit sich bringt.
Daher freue ich mich, dass wir mit diesem Poststück heute einen zentralen Aspekt auf den Weg bringen und möchte mich auch bei allen anderen Parteien, die zustimmen werden, ganz herzlich bedanken.
Zu guter Letzt möchte ich festhalten, dass auch ich über die in dieser Nacht durchgeführten Abschiebungen zutiefst schockiert bin. Kinder und Jugendliche, die hier geboren wurden oder seit vielen Jahren hier in Österreich leben, hier zur Schule gehen, vollständig in unsere Gesellschaft inkludiert waren und eine Zukunft geplant hatten, wird hier diese Zukunft geraubt. Vielleicht hatten sie ihre Zukunft auch im Gesundheits- und Pflegebereich geplant, wo wir in Zukunft so viele Menschen brauchen werden. Ich schäme mich für diese Vorgehensweise des Innenministeriums, und das sollten auch Sie tun, werte Kolleginnen und Kollegen der ÖVP.
Der Zustand einer Gesellschaft zeigt sich am Umgang mit unseren Kindern, und der Zustand einer Regierung zeigt sich an diesem Umgang. Das sollten Sie, werte KollegInnen der GRÜNEN, auch ganz genau mitnehmen und transportieren. Danke.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke fürs Zurückkommen zur Desinfektion. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Aslan. Ich erteile es ihr.
GRin Mag. Aygül Berivan Aslan (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Dem Kollegen von den NEOS will ich sagen, es hat uns - vor allem auch Menschen, die an menschenwürdiger Politik Interesse zeigen - extrem erschüttert und es ist einfach beschämend. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Das sollte auch nicht schöngeredet werden, aber ich finde, wir können es nur schaffen, wenn wir gemeinsam alle an einem Strang ziehen und uns einfach gegenseitig stärken, um dieser menschenunwürdigen Menschenrechtspolitik nicht nur der FPÖ, sondern auch der ÖVP entgegenzutreten. Ich glaube, es ist in unserem Sinne, dass wir hier an Mehrheiten arbeiten und uns auch gegenseitig stärken. Das ist für mich als Menschenrechtsaktivistin indiskutabel, es ist einfach beschämend, nicht nur für die österreichische Politlandschaft, sondern für das ganze Land.
Wer morgen ein gutes Gesundheits- und Pflegesystem haben will, muss heute schon in die Ausbildung und auch in Maßnahmen investieren. Wer morgen eine gleichberechtigte und faire Gesellschaft will, muss heute auch schauen, dass niemand zurück gelassen wird. Und jede Förderung diesbezüglich ist auch unsererseits wünschenswert.
Viele alte und erkrankte Menschen wünschen sich, so lange wie möglich selbstständig in ihrer gewohnten Umgebung zu leben. Wenn ein selbstständiges Leben auf Grund von Krankheit und Alter aber nicht mehr möglich ist, braucht es entsprechende Unterstützung. Das gilt in spezifischer Form bei der Unterstützungsleistung, aber in besonderem Maße für Menschen mit Migrations- und Fluchtbiographie. In den letzten Wochen und Monaten erreichten mich einige Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern. Ganz besonders möchte ich zwei Beispiele nennen.
Beim ersten Beispiel handelt es sich um eine 71-jährige muslimische Frau. Ihre Tochter hat sich mit mir in Verbindung gesetzt, weil sie einfach an ihren Grenzen war. Sie hat mir erzählt, dass ihre Mutter chronisch krank ist, sie hat leichte Demenz, und sie hat auch jahrelang versucht, ihre Mutter selbstständig zu pflegen und ist dann irgendwann einmal an ihre Grenzen gestoßen, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und auch finanziell. Sie hat auch eine Zeit lang probiert, die Mutter in einem Pflegeheim unterzubringen. Das hat aber leider nicht funktioniert.
Der Grund, warum es nicht funktioniert hat, war eigentlich offensichtlich. Erstens gab es Kommunikationsprobleme. Die Mutter verfügte nicht über ausreichende Deutschkenntnisse, deswegen gab es immer wieder Schwierigkeiten zwischen Pflegepersonal und der pflegebedürftigen Mutter. Es gab hier also ein massives Kommunikationsproblem.
Ein weiteres Problem war natürlich, dass es für die 71-jährige Mutter ein No-go war, dass die Intimwäsche,
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