Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 100
Krankenpflege in Wien. Der Baustein, der heute hier beschlossen wird, ist ein ganz zentraler, weil er gewährleistet, dass wir auch langfristig eine sehr gute Ausbildung sicherstellen können. Das ist ganz im Sinne einer nachhaltigen, langfristigen Gesundheitsversorgung in Wien. Vielen Dank.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist jetzt GRin Mag. Huemer. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Ich begrüße Sie, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen, einen schönen Mittag! Auch alle Zusehenden möchte ich herzlich zu dem Schwerpunktthema begrüßen, in dem es de facto um das Thema Pflegeaus- und -weiterbildung geht.
Der Wiener Gesundheitsverbund wird mit diesem vorliegenden Akt berechtigt, mit dem FH Campus auf Basis der Ausbildungsstrategie für den Gesundheitsstandort Wien eine Förderung abzuschließen, die durchaus beachtlich ist, sowohl im Zeitraum als auch in der Höhe, aber von unserer Seite, von grüner Seite absolut begrüßt wird.
Es geht um mehr Studienplätze im medizinisch-technischen Bereich, es geht um mehr Studienplätze für Hebammen, und letztendlich ist in der Ausbildungsvereinbarung auch die Pflege inkludiert. Das sind ganz wichtige Bereiche, Zukunftsbereiche, Zukunftsberufe, die - man mag es gut oder schlecht finden - ganz besonders auch für Frauen sehr attraktiv sind und gute Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Daher wird dieser Beschluss, dieser Akt von grüner Seite sehr begrüßt und unterstützt. Uns liegt die Gesundheitsversorgung für die Wiener Bevölkerung sehr am Herzen, und dieser Akt legt dafür, wie ja auch der Herr Vorredner schon gesagt hat - und ich kann Herrn Gara da nur zustimmen -, einen notwendigen und wichtigen Baustein zugrunde.
Kurz ein paar Worte zur Hebammensituation: Ich finde es sehr gut, dass auch die Hebammenausbildung mit diesem Akt weiter gefördert und ausgebaut wird, denn wie Sie wissen, haben wir eine Unterversorgung mit Hebammen. Der Wunsch der Eltern, insbesondere bei und während der Schwangerschaft, während der Geburt und auch nach der Geburt Information, Beratung und Begleitung zu bekommen, ist besonders groß. Es ist traurig, wenn dieses Angebot auf Grund fehlender Hebammen nicht gewährleistet ist. Darum ist es umso besser, dass mehr Hebammen ausgebildet werden können. Es ist auch ein ganz wichtiger Beitrag zur Frauengesundheit.
Dieses Stichwort Frauengesundheit bringt mich kurz zu einem Exkurs. Viele von Ihnen kennen diese Publikation wahrscheinlich, ganz frisch und ganz neu vom Wiener Programm für Frauengesundheit herausgegeben. Es geht um Frauengesundheit und Corona. Es zeigt ein sehr umfassendes Bild, wie es Frauen sowohl zu Hause als auch in ihren unterschiedlichsten Berufswelten während des ersten Lockdowns und darüber hinaus ergangen ist. Sie finden darin auch einen Bericht über eine Hebamme, die sehr anschaulich schildert, wie schwierig, aber auch wie notwendig und hilfreich ihre Arbeit ganz besonders in der Pandemiezeit ist und auch war, weil das System Krankenhaus in vielerlei Hinsicht bei Weitem nicht so flexibel zur Verfügung gestanden ist, wie wir das vor der Pandemiezeit gewohnt waren. Hier boten die Hebammen eine ganz besonders wichtige Stütze für Entbindende.
Wie gesagt, der Deal ist in der Höhe beachtlich, aber natürlich auch auf 25 Jahre gerechnet durchaus nachvollziehbar. Ich hoffe, dass es so ist, Herr Gara, wie Sie es beschrieben haben, dass hier nicht nur die Planungssicherheit, die ich von beiden Seiten als notwendig und sinnvoll erachte, sondern auch die Flexibilität gegeben ist, und dass hier auch darauf geachtet wird, begleitend und evaluierend die Ausbildungs- beziehungsweise auch die Bedarfssituation qualitativer wie quantitativer Natur zu beobachten. So explizit konnte ich das dem Aktenstück nicht entnehmen, aber ich hoffe, dass hier diese Qualitätssicherung gemacht wird.
Dieses Investment, dieser große Deal ist definitiv ein notwendiger, weil wir Fachkräfte brauchen, weil wir mehr Gesundheitspersonal brauchen, weil wir mehr Hebammen brauchen, aber auch, weil hier natürlich der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Wien gestärkt wird und dieser davon auch profitieren kann. Und letztendlich natürlich die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener für die nächste Zeit - ich möchte mich nicht zu weit hinauslehnen - gesichert ist, aber auf alle Fälle verbessert wird.
Sie haben das Wort Pflegegarantie angesprochen, Herr Kollege Gara. Das ist ein großes Versprechen, und man wird schauen, inwiefern das wirklich eingelöst werden kann. 100.000 Pflegekräfte werden in den nächsten Jahren notwendig, für Wien gibt es die Prognose von 10.000 zusätzlichen Pflegekräften und Betreuungskräften, insbesondere für die Langzeitpflege bis 2030. Das setzt ein sehr ehrgeiziges Programm voraus, nicht nur in der Ausbildung neuer Fachkräfte, sondern, wie ich auch meine, auch im Nützen aller möglichen und zur Verfügung stehenden Ressourcen, um Menschen zu finden, die bereit sind, diesen wichtigen, notwendigen und sinnstiftenden, aber natürlich auch sehr schweren Beruf auszuüben, nicht nur für kurze Zeit, sondern vielleicht über eine lange, dauerhafte Erwerbsphase.
In diesem Bereich, sehr geehrte Damen und Herren, gibt es - wie natürlich in anderen Berufssparten auch, aber hier besonders auffällig - doch eine große Anzahl an Menschen, die diesen Beruf erlernt haben, die Pflegeberufe erlernt haben und dann nach mehr oder weniger kurzer Zeit diesem Beruf den Rücken kehren und nicht mehr zurückkehren. Das ist natürlich ein großer Verlust, auf der einen Seite auf persönlicher Ebene, insofern hier nicht persönliche Gründe zugrunde liegen, sondern auch ein großer Verlust an gesellschaftlichen und notwendigen Ressourcen.
Daher bringe ich heute mit meiner Kollegin Viktoria Spielmann und meinen grünen Freundinnen und Freunden einen Antrag dahin gehend ein, dass man sich genauer anschaut, was mit den Menschen los ist, die aus diesen Pflegeberufen aussteigen. Was waren ihre Gründe, was waren ihre Motive? Lässt sich etwas finden,
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