Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 116
Stadtkassa zurück. Es ist ein echtes Geschäft, nur muss man halt etwas machen, damit die 118 Millionen hereinkommen. Daher setzen wir 40 Millionen Kulturförderung ein für 4 tolle Häuser, 2 Musicals und 2 Opern mit jährlich rund 600.000 Besucherinnen und Besuchern, die alle glücklich sind, die alle glücklich aus den Häusern rausgehen und die jedes Jahr eine wirkliche große Summe, ich glaube, heuer sind es insgesamt im Musicalbereich alleine 30 Millionen EUR an Kartenpreisen, einzahlen. Der Eigendeckungsgrad ist beispielsweise bei Musical über 70 Prozent, und das ist einfach sensationell.
Nur ein Unterschied ist schon vorhanden. Wir haben uns zum Beispiel, da waren viele von Ihnen noch nicht im Kulturausschuss, damals „Ich war noch niemals in New York“ in Hamburg angeschaut. Dann haben wir uns das in Wien angeschaut. Ehrlich gesagt, da musste man kein besonderer Experte für Theater sein, um mit freiem Auge zu sehen, mit freiem Ohr zu hören, dass es einfach in Wien zehn Mal besser war. Dieselbe Produktion, in Hamburg mit ganz wenig Musikern gespielt oder überhaupt aus der Dose, also vom Band, in Wien sitzen 28 hochbezahlte und hochqualifizierte Musiker aus dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien - da haben wir insgesamt übrigens 80 Musikerinnen und Musiker - im Orchestergraben und spielen das live. Das ist der Unterschied. Man hat auch bei den Tanzchoreografien gesehen, wo der Unterschied ist zwischen einem Theater, das ausreichend finanziert ist, gute Arbeit leisten kann oder nicht ausreichend finanziert ist.
Ehrlich gesagt, man kann nicht Äpfel und Birnen vergleichen, und es ist auch ein Unterschied, ob ein Musical in gesichtslosen 2.500 Personen fassenden Hallen an Autobahnraststationen gespielt wird oder ob man im Ronacher, im Raimund Theater oder im Theater an der Wien spielt, wo man ins Theater geht, weil es ein schöner Ort ist, weil es ein schönes Ereignis ist, ins Theater zu gehen, und nicht so, wie wenn man ins Megaplex geht, wo man sich das Popcorn und die Garderobe mitnimmt. Das ist schon eine andere Kultur, die in Wien herrscht, und die anderswo herrscht, insbesondere in Musicalhäusern, die teilweise tatsächlich ohne Förderung auskommen. Nur, der Unterschied ist, dort fließt die Förderung über den Wirtschaftsminister, denn dort werden Wirtschaftsentwicklungen gefördert, um auf Autobahnraststationen und Autobahnknotenpunkten zusätzliche Theater hinzustellen.
Wir haben das alles gut überlegt, die Arbeit der Vereinigten Bühnen ist derzeit maximal erfolgreich. Das Theater an der Wien ist sowieso eine Erfolgsgeschichte, spielt immer im Konzert der besten Opernhäuser der Welt mit, das brauche ich nicht besonders ausführen. Die Auslastung ist an die 100 Prozent. Auch im Musicalbereich haben wir derzeit eine Auslastung von 100 Prozent bei „Cats“, und der Kartenvorverkauf für „Miss Saigon“ ist auch schon so, dass man rechnen muss, dass es dort genauso weitergeht.
Wir sind hier höchst erfolgreich, wir haben 600.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr, wir sichern 800 Arbeitsplätze, jeder Steuereuro kommt 2,9-fach zurück, und wir haben einen großartigen Botschafter in der ganzen Welt. Insgesamt neun von den Vereinigten Bühnen Wien produzierte Musicalproduktionen, lizenzierte Produktionen, sind in aller Welt unterwegs. Seit 1996 hat es in 22 Ländern in 16 Sprachen insgesamt 26 Millionen Besucherinnen und Besucher gegeben, die sich Musical aus Wien anschauen. Die Musicals sind also so wie die Wiener Symphoniker oder die Wiener Philharmoniker großartige Botschafter der Musikstadt Wien, daher ist die Subvention berechtigt. Die Regierung, SPÖ und GRÜNE, haben recht, wir werden diese Subvention heute hier beschließen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Ich erteile ihm das Wort.
GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich mische mich ja nicht jedes Mal in eine Kulturdebatte ein, aber auch wenn es heute schon etwas fortgeschritten ist, ein bisschen ein seriöser Zugang zu dem, was die Parteien machen, wenn sie in Regierungen oder in Opposition sind, weil das jetzt so belustigend war: Natürlich haltet logischerweise keine Fraktion in einer Regierung zu 100 Prozent das eigene Programm durch, vielleicht in einer Alleinregierung und das ist nicht sicher. Ich finde es gar nicht lustig, natürlich höhnt man sich gegenseitig, wir haben das mit der ÖVP auch gemacht, wenn man dann sagt: Ha, früher habt ihr dagegen geredet und jetzt redet ihr dafür. Das Dafürreden hat sich bei der ÖVP damals in Grenzen gehalten, die haben nur anders abgestimmt, und das Reden hält sich ja bei uns auch in Grenzen. Ich gehe jetzt auch definitiv nicht her und sage, wie wichtig oder nicht wichtig das ist. Sogar ich war letztens in einem Musical, ich schaue mir auch alles Mögliche an. Es ist trotzdem nicht mein Erstes, wo ich hingehe, aber das macht ja nichts.
Tatsache ist aber, wir glauben natürlich schon, dass man idealerweise schauen würde, ob wir ein Konzept finden, wo wir mit weniger als mit 4,2 Millionen auskommen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: 40!) - Entschuldigung, 40,2 Millionen. Natürlich gilt das immer noch, und natürlich ist immer noch die Frage, wenn sie international welche hinbringen. Ich weiß schon, dann kommt die Qualität, die machen es billiger, und das ist nicht so gut. Aber es gibt auch welche, die kein Minus machen, sondern Plus machen. Natürlich gehört das überlegt. Das hat die ÖVP früher gesagt, hat es auch wahrscheinlich während der Koalition gedacht. Wir haben es vorher gesagt, denken tun wir es während der Koalition, und wenn wir nicht mehr in einer Koalition wären, würden wir vielleicht auch anders abstimmen und sagen, man muss schauen, ob man das, weiß ich nicht, sagen wir jetzt um 10 Prozent weniger machen kann.
Es ist nur nicht lustig, sondern es ist einfach normal in einer Demokratie, wenn du einen Kompromiss machst, dass die eine Fraktion … Die FPÖ wollte auf Teufel komm raus so viel rauchen wie möglich, die ÖVP hat gesagt, das ist ein Koalitionswunsch auf Bundesebene. So ist es halt. Das hat die FPÖ gewonnen und bei etwas anderem musste wahrscheinlich die FPÖ nachgeben,
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