«  1  »

 

Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 116

 

teil, ich wäre in die Straße gefahren, die Sie furchtbar finden, weil Sie gestorben sind, weil Sie kein Auto mehr haben. Ich wäre mit ihr in die Kärntner Straße gegangen, hätte dort flaniert. Ich wäre vielleicht auf die Mariahilfer Straße, in die Meidlinger Hauptstraße gegangen. Ich hätte mich gefreut, ihr den Meidlinger Markt zu zeigen, den Karmelitermarkt, den Naschmarkt, also, das Einkaufengehen und auch das Sackerltragen und Freunde zu treffen, um mit ihnen zu plaudern und vielleicht ums Eck beim anderen einen Kaffee zu trinken und einfach mit Menschen etwas zu tun, aus dieser Anonymität, ich fahre in die Tiefgarage, setze mich ins Auto, fahre irgendwohin, packe mein Auto voll, komme zurück, steige wieder aus, fahre mit dem Aufzug hinauf, habe meinen Nachbarn nicht einmal gesehen. Und dann wundert man sich, das ist die ganze Kommunikation und das ganze Leben.

 

Urbanität ist ein Teil unseres Stadtlebens. Urbanität heißt, Menschen sehen, heißt, Stadt der kurzen Wege, heißt, dass in der Früh, wenn wir frühstücken wollen und wir plötzlich einen Gusto auf warme Semmeln oder, ich weiß es nicht, knusprige Kipferln haben, ich hinausgehe, ums Eck, das kaufe, vielleicht die Nachbarin treffe, ein bisschen mit ihr plaudere und sie frage, wie es ihr geht. Jawohl, das ist ein neues Konzept, wo wir wirklich wollen, dass die Urbanität, dass nicht nur die Innenstadt einfach ein Zentrum ist, sondern eben alte historische Zentren, ob es die Meidlinger Hauptstraße ist, ob es der Reumannplatz oder der Keplerplatz ist, ob es der Viktor-Adler-Markt ist, ob es das Zentrum Kagran ist. All diese Plätze wollen wir beleben. Diese Belebung besteht darin, die Geschäfte sind nicht alles, die Geschäftswelt ist nicht alles, sondern ein Teil dieses polyzentralen Konzeptes, das wir haben. Da geht es um Mischung, weil auch diese Plätze können gemischt sein, tagsüber anders als am Abend. Es geht um Angebotsvielfalt, Einzelhandel, öffentlich erreichbar. Unternehmen sollen dort sein, Arbeitsplätze, Kultur, Freizeit und, jawohl, auch Gesundheitseinrichtungen und eben auch Magistratsdirektionen, auch wenn sich die Frau Olischar jetzt wundert, warum wir in TownTown Magistratseinrichtungen einquartiert haben. Es geht um die Wohnbevölkerung. Es geht auch darum, attraktive Wege ins Zentrum zu machen, dass das Zufußgehen attraktiviert wird.

 

Es geht um einen hochwertigen öffentlichen Raum, der von allen benützt wird, auch diesen Nichtkonsum, diese konsumfreie Zone. Ich weiß nicht, dass da überall nur Alkoholiker und ich weiß nicht, wer dort sitzen. Gehen Sie einmal ins MuseumsQuartier und schauen Sie! Dort gibt es Restauration. Dort gibt es Kulinarik und Restaurants. Und es gibt in der Mitte genauso Plätze, wo Studentinnen und Studenten oder Menschen verweilen können.

 

Es geht darum, dass die schönen Plätze dieser Stadt nicht nur denen zur Verfügung stehen, die es sich leisten können. Wenn ich auf der Donauinsel oder dort in der Copa Cagrana bin und ich habe nicht genug Geld oder ich bin noch jung oder ich kann mich nicht jedes Mal in ein Beisel oder ein Restaurant setzen, soll es möglich sein, dass ich vielleicht mein Getränk oder mein Essen mitnehme und dort genauso an der Promenade sitzen, es konsumieren und genießen kann. (GRin Veronika Matiasek: Das kann man doch eh!) Das ist das Konzept des konsumfreien öffentlichen Raums. Deswegen haben wir auch in unserem Bauherrenvertrag mit dem IKEA, der jetzt in der Mariahilfer Straße entsteht, ausgemacht, dass dieses wunderschöne grüne Dach dort oben mit dem Blick auf Schönbrunn nicht nur denen zur Verfügung steht, die dort hinaufgehen, sich in ein Kaffeehaus setzen und es sich leisten können, sondern jedem, der dort vorbeigeht, die Lust hat, den es dorthin verschlägt und der dort vielleicht ein bisschen verweilt, mit der Seele baumelt. Jawohl, das ist das, was wir wollen. Dazu gehört auch, dass wir ganz genau definieren, wo es in Zukunft große Einkaufszentren geben kann oder nicht. Auf der einen Seite hat sich die Kollegin Olischar vorhin aufgeregt, dass wir nicht so genau sind. Auf der anderen Seite ärgert man sich, warum das hier ganz genau steht. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich habe gesagt, dass ich es inhaltlich gut finde! Aber es geht um das Formelle!) - Ja, eh! Aber dass das zu viel jetzt ist und dass man schon vor lauter Konzepten … (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ihr habt über 3.500 Seiten Konzeptpapier! Wer soll denn das lesen, bitte?) - Die BeamtInnen. Das haben wir auch gesagt. Bei der Smart-City-Strategie, dass wir die Gedanken und die Ideen, die wir haben, auch einmal auf Papier bringen müssen, damit die Stadt, die Stakeholder, wie alles so schön heißt, und die Beamtinnen und Beamten wissen, wie sie sich entlang von Entscheidungen auch ein … (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Da hätte ich gern eine Auflistung, wie viel Zeit sie dafür verwenden, das zu lesen!) - Es muss nicht jeder alle Dokumente lesen, sondern es liest derjenige immer gerade die Dokumente, wo es gerade um dieses Thema geht.

 

Ein paar Worte will ich zum Antrag von der Kollegin Olischar über die Volksbefragung bezüglich des Gersthofer Platzls sagen. Wie du vielleicht weißt, gibt es eine Mehrheitsentscheidung im Bezirk. Ich glaube, sogar von der SPÖ und ÖVP wurde dort ein Antrag auf Abhaltung einer Volksbefragung eingebracht. Soweit ich weiß, ist es noch nicht entschieden oder will die Bezirksvorsteherin es nicht tun. Es wird im Moment rechtlich im Magistrat geprüft, ob dieser Antrag bindend ist und ob es durchzuführen ist oder nicht. Warten wir ab, wie diese Entscheidung herauskommt. Ich habe dich deswegen auch gebeten, dass man den Antrag auf Zuweisung heute macht. Da hätten wir in Ruhe auch diese juristische Klärung abwarten können. Ich weiß, dass es ein Herzensanliegen der Fraktionen in Währing ist. Ich habe auch mit unserem Klubdirektor Dr. Andreas Höferl, der dort Vorsitzender ist und dessen Herzensanliegen es auch ist, diese Befragung durchzuführen, gesprochen. Aber ich habe leider den Eindruck, anstatt dass man hier juristisch abwartet, wie das Ergebnis sein wird und wie die Magistratsdirektion diesen Antrag sieht, versucht man heute, einen Sofortantrag zur Abstimmung einzubringen. Hier geht es gar nicht um die Sache, sondern hier geht es darum, politisches Kleingeld gleich einzulösen. Deswegen bitte ich, dass wir diesem Antrag hier nicht zustimmen. Nichtsdestotrotz möchte ich noch einmal unter

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular