Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 97
Dann kommen wir zur Abstimmung über den Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP betreffend Schulsport an Privatschulen. Die sofortige Abstimmung wurde verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des Klubunabhängigen die Minderheit und daher mehrstimmig abgelehnt.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 15 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention für die Nachwuchssportförderung. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung zum eben einreferierten Aktenstück.
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Kickert. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte ZuhörerInnen!
Wir sprechen heute zu einem Geschäftsstück, das offensichtlich jährlich, seitdem es das gibt, aufgerufen wird. Jährlich haben wir auch immer dieselbe Ablehnung. Deswegen noch einmal aus meiner Sicht die Erklärung zur Sinnhaftigkeit dieser spezifischen Nachwuchssportförderung.
Sport ist männerdominiert. Das ist Fakt. Das ist ein Fakt, den es schon seit Jahren gibt. Sport ist männerdominiert auf allen Ebenen, im Bereich des Breitensports ebenso wie im Bereich des Leistungssports, auf der Ebene der Trainerinnen und Trainer ebenso wie im Bereich der Funktionäre und Funktionärinnen.
Ein paar Zahlen: 95 Prozent der ganztags beschäftigten Trainer sind männlich. 88 Prozent der Funktionäre in den Gremien und Organisationen der Fach- und Sportverbände sind Männer. Nehmen wir einmal eine andere Zahl: Lediglich 5 Prozent der Verbände haben eine Frau als Präsidentin. Auch im Bereich der Sportförderung gehen 70 Prozent der Mittel an Sportlehrer.
Wien hat schon vor einigen Jahren eine Maßnahme eingeleitet, die dazu führen soll, zumindest auf struktureller Ebene die Förderung von Mädchen im Bereich des Sports - wie soll ich sagen? - anzuspornen, dafür ein Anreiz zu sein. Das ist ein Anreiz seitens der Stadt Wien, indem sie die Vereine, die Wiener Meistertitel im Nachwuchsförderungssport, also Nachwuchssportbereich erreichen, mit mehr Geld für weibliche Mannschaften prämiert als für Burschenmannschaften. Das soll ein Anreiz sein, um auf struktureller Ebene die Vereine dazu zu bringen, mehr Aufmerksamkeit in die Förderung des Mädchensports zu bringen, mehr Aufmerksamkeit darauf zu legen, dass sie auch Frauen als Trainerinnen anstellen, dass sie überhaupt das Angebot für Mädchenmannschaften und Mädchensportarten anbieten.
Dieses Anreizsystem ist in diesem Nachwuchssportförderungsposten enthalten. Wir stehen zu diesem positiven Anreiz, zu dieser positiven Diskriminierung - nenne ich es jetzt - für Vereine, um jeweils die Vereine dazu zu animieren, die strukturellen Hürden, die ganz offensichtlich vorhanden sind und die die Zahlen auch ganz deutlich belegen, vielleicht ein wenig abzubauen. Es wird nicht die Welt bewegen. Das wissen wir. Es sind auch keine riesigen Summen. Aber es ist trotzdem ein kleiner Anreiz für alle Wiener Vereine, sich zu überlegen, ob sie nicht auch mehr tun könnten, um den Mädchensport zu fördern. Genau deswegen gibt es diese Form der Subvention und das finden wir gut so. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Nepp. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau Kollegin Kickert, wenn Sie meinen, es gibt ein Strukturproblem, weil zu viele Männer im Verein oder in einem Vorstand tätig sind, zu viele Männer Präsidenten sind, mag das ja alles sein. (GRin Dr Jennifer Kickert: Das mag nicht nur, es ist so!) - Es ist so. Keine Frage, ich gebe Ihnen vollkommen recht. Aber ich glaube nicht, dass sie dieses Problem in Form von dieser nicht gleichbehandelnden Nachwuchssportförderung lösen können, weil, ob 100 Prozent Männer im Vorstand sind oder 100 Prozent der Präsidenten von Sportvereinen Männer sind, können Sie nicht einem jungen Menschen erklären, der die 100 m genauso schnell läuft, nennen wir ihn jetzt Karl, und die Susi läuft die 100 m auch genauso schnell, beide werden Meistertitel, aber der eine kriegt nur 90 EUR und die andere kriegt 110 EUR. (GRin Dr Jennifer Kickert: Das hat damit nichts zu tun! Das wissen Sie genau!) Das können Sie so irgendwie nicht argumentieren, dass Sie damit dieses Strukturproblem aufbrechen.
Auch wenn Sie meinen, dass es hier eine positive Diskriminierung gibt, ist auch das nicht der Fall, weil im Endeffekt sollte es doch eine ausgleichende Gerechtigkeit im Endergebnis geben. Dieses Endergebnis dieser Leistung wird unterschiedlich bewertet. Das stößt uns grundsätzlich auf. Deswegen möchten wir auch, wie jedes Jahr, einen Antrag einbringen, nämlich in meinem Namen und im Namen des klubunabhängigen Mandatars Dr Wolfgang Aigner, und zwar einen Beschlussantrag:
„Der zuständige Stadtrat möge die Nachwuchssportförderung für Buben auf das Niveau der Mädchen anheben.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)
Denn unser Grundsatz ist, egal, ob Bub oder Mädchen, jede sportliche Leistung gehört gleich bewertet. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Reindl. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Auch wie jedes Jahr von meiner Seite die Argumen
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