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Gemeinderat, 32. Sitzung vom 14.12.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 102 von 133

 

weiter und so fort. Aber die Welt ist nicht nur eine Welt der Justin Biebers, die Welt ist nicht nur eine Welt der Seitenscheitel, die Welt ist nicht nur eine Welt der Bands, die schon jeder kennt. Es gibt auch Vielfalt, die sich nicht in Bekanntheit ausdrückt, sondern in einer Vielzahl von zivilgesellschaftlichen Initiativen.

 

Was Wien ausmacht, ist, dass es nicht nur die Vielfalt gibt, die es ohnehin von selber schafft, sondern dass wir uns auch klar einsetzen für Dinge abseits des Mainstreams. Auch wenn es manchmal nicht so leiwand kommt: Dieses Bekenntnis, dass wir für Alternativkultur und zivilgesellschaftliches Engagement sind, kann ich auch heute, einmal mehr seit 1977, wie seit 1977 jedes Jahr, erneuern.

 

So, und nun - da schaffe ich es wahrscheinlich nicht, ganz so ruhig zu bleiben - zur Jugendarbeit generell, die Sie jetzt versucht haben, ein bisschen halblustig wegzuwischen als Veranstaltung von ein paar roten Vereinen. Ich möchte Ihnen nicht ganz ersparen, was in dieser Stadt an außerschulischer Jugendarbeit passiert.

 

Es werden in dieser Stadt 32 Millionen EUR, und 7 Millionen EUR in den Bezirken noch dazu, in die außerschulische Jugendarbeit gesteckt, die von 25 hauptamtlichen Vereinen und 25 Wiener Kinder- und Jugendorganisationen gemacht wird, die in mehr als 100 Räumen und Einrichtungen über die Stadt verteilt gemacht wird, die in einer eng vernetzten Arbeit mit Betroffenen, mit Bezirken, mit einem internationalen fachlichen Diskurs, mit einem eigenen dichten Angebot an Ausbildung, mit einem seinesgleichen suchenden Qualitätsmanagement, mit einer hohen Professionalität, mit einer laufenden Weiterentwicklung, momentan mit einer großen Evaluierungsanstrengung in ganz Wien flächendeckend stattfindet. Um die uns die ganze Welt beneidet - das wissen Sie nicht, denn wenn die Welt nach Wien kommt, dann fragt sie nach der Wiener Jugendarbeit und nicht nach dem Herrn Kollegen Nepp, da kann ich jetzt nichts machen -, um die uns die Welt beneidet und für die wir uns ganz sicher nicht genieren! Für diese 39 Millionen EUR genieren wir uns sicher nicht. Auf die sind wir extrem stolz! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag Wolfgang Jung: Ja, die nehmen Sie gerne!)

 

Jetzt kann man fragen: Warum sind wir stolz? Es ist Ihnen vielleicht noch nicht aufgefallen: In dieser Stadt gibt es 450 000 Kinder und Jugendliche unter 26. Wien ist eine extrem junge Stadt! Es werden auch nicht weniger werden, das ist schön an Wien. (GR Mag Wolfgang Jung: Wiener nicht, aber die SPÖ ...) Wiener nicht!

 

Diese 450 000 Jugendlichen unterscheiden sich in Ihrer Welt zwischen guten und schlechten, ich weiß es nicht. In jedem Fall sind wir der Meinung, dass Kinder und Jugendliche eine Welt verdienen, in der sie Spielräume vorfinden, in der sie gefördert werden, in der sie Angebote vorfinden - Sport, Freizeit, Bildung, vieles mehr -, eine Welt, in der sie Leute finden, die mit ihnen reden und sie unterstützen. Unsere Politik ist, dass wir nicht finden, da gibt es ein paar, die es verdient haben, und ein paar, die es nicht verdient haben. Unsere Welt ist auch, dass wir nicht finden, da gibt es die mit den reichen Eltern, die es verdient haben, und die, die das nicht verdient haben. Unsere Welt ist: Alle Jugendlichen haben diese Angebote verdient! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Auch wenn Sie es nicht hören wollen, Sie haben die Härte und sagen zu all diesen Angeboten Nein! Sie sagen, nein, nein, nein! Sie tun nicht nur nichts für junge Leute, Sie stellen sich aktiv gegen sie. Wir werden herausgehen und das erzählen, ob Sie es wollen oder nicht! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Sie sagen zum Ferienspiel Nein. Sie sagen zum Holli Knolli Nein, das ist besonders schwer. Sie sagen zum Medienzentrum Nein. Sie sagen zur Parkbetreuung Nein. Sie sagen zu Kommunikationszentren wie zum Beispiel der Bassena - das ist ein Akt, zu dem Sie Nein sagen - Nein. Sie sagen zu Jugendzentren und Jugendtreffs in allen Bezirken Nein. Sie sagen zur mobilen Jugendarbeit Nein. Sie sagen zur Game City - 63 000 Besucher allein heute - Nein. Sie sagen zur Jugend-Info Nein, zur Kinder-Info Nein, zur Spielbox Nein. Ich könnte stundenlang weitermachen.

 

Zu all dem sagen Sie nein, die tolle Jugendpartei der FPÖ! Jugendpolitik bei der FPÖ ist also, ein paar Freibier auszugeben, wenn man irgendwann einmal ins Planet Music geht. (GR Mag Wolfgang Jung: Trotzdem haben wir ...) Eh super - aber wir machen Arbeit für Jugendliche, und Sie sagen zu dieser Arbeit Nein! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag Wolfgang Jung: ... schmerzt Sie! Schauen Sie, wie die SPÖ-Anhänger ...)

 

Was mich ein bisschen mehr schmerzt, ist immer so Erwartungshaltung-Fremdbild-Selbstbild-Dings. Kollege Peschek hat es ganz in der Früh schon gesagt, das ist fast schon zwölf Stunden her: Sie lassen auch die Lehrlinge im Regen stehen! Da sagen in trauter Eintracht ÖVP und FPÖ Nein: zum KUS Nein, zu den Sportaktivitäten Nein, zur Lehrlingsbibliothek Nein. Ich komme noch darauf zurück. (GR Dominik Nepp: Nein, nein!)

 

Ah, stimmt! Entschuldigung, das stimmt: Hier sagt nicht die FPÖ Nein - ich nehme alles zurück -, hier sagt die ÖVP Nein. Also nicht in trauter Eintracht, sondern, wenn man so will, kongruent: einmal die, einmal die anderen. Sie sagen Nein zu den Sportaktivitäten, zu Musikprojekten, wo mehr als 100 Jugendliche jedes Jahr am KUS Sound Project teilnehmen, zu Lehrlingsbibliotheken, zur Abwicklung der Berufsmatura, die das KUS macht, zu verschiedenen Kursen, die das KUS macht. Da sagen Sie: Nein, Nein, Nein!

 

Wir sagen Ja! Wir sagen Ja zu einer Jugendarbeit, über die Sie 100 Mal halb witzeln können, zu einer Wiener Jugendarbeit, die einen extremen, weltweit beachteten Professionalitätsgrad hat, die ein dichtes Netz an unterschiedlichen Playern hat. Da gibt es sechs Vereine, die Sie ganz brav recherchiert haben. Es gibt insgesamt mehr als 30, die stehen und standen - und jetzt komme ich zu einem wesentlichen Punkt - in dieser Stadt bis vor Kurzem außerhalb des politischen Hickhacks, weil es möglich war, dass ein paar vernünftig denkende Gemeinderäte erkannt haben, was hier für Arbeit geleistet wird von den vielen professionellen Leuten.

 

Diesem Zustand trägt Rechnung, wenn man es sich genauer anschaut - deshalb habe ich vorhin gesagt,

 

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