Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Herr Vizebürgermeister, sprechen Sie jetzt von dieser ausschließlichen
Bindung und Verwendung für den Wohnbau. Wir haben aus älteren Quellen die
Mitteilung, dass von den in etwa 560 bis 600 Millionen EUR, die immer für
die Wohnbauförderung ausgegeben wurden, 150 Millionen EUR für
Infrastrukturmaßnahmen verwendet wurden. Wenn Sie das in Ihrer Amtszeit in der
Zwischenzeit beseitigt haben und nunmehr zusätzliche Mittel geltend machen
können, die für Infrastrukturmaßnahmen neben der Wohnbauförderung, die Wien
zugeteilt wird, neben den rund 600 Millionen EUR sozusagen möglich
gemacht werden, würde es uns freuen. Wir würden uns auch freuen, wenn das
nachweisbar wäre.
Das Hausbesorgergesetz ist, glaube ich, ein altes Thema. Wir sind der
Meinung gewesen, dass ein Gesetz aus den 20er Jahren, das also ein völlig
überholtes Gesetz ist, nicht vollziehbar war und daher auch im
Privathausbereich keine Anwendung mehr gefunden hat. Kein Mensch hat sich im
Privathausbereich an ein Hausbesorgergesetz gehalten, sodass es hoch an der
Zeit war, dass es abgeschafft wurde.
Ich habe sogar den Verdacht gehabt, dass die SPÖ froh war, dass das
geschehen ist, aus verschiedensten Gründen. (GR Dr Herbert Madejski: So
ist es!) Vielleicht war auch die Hausbesorgergewerkschaft zu stark, aber
vor allem konnte der jetzige Bundeskanzler seine Hausbetreuungs GmbH nach
eigenen Vorstellungen einrichten, die sich in der Zwischenzeit als Flop und
massiver Missbrauch von Geldern erwiesen hat. Sie haben das hoffentlich
beseitigt, das wollen wir zur Kenntnis nehmen. Sollte ein neues
Hausbesorgergesetz in Ausarbeitung sein, ist von der FPÖ selbstverständlich
eine wohlwollende Prüfung in Aussicht gestellt. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf nun zu den anderen Dingen kommen, die Sie noch nicht
angesprochen haben. Kurz gesagt, noch einmal: Richtwertmietgesetz - richtig,
90 Prozent. Natürlich hat Faymann sein Versprechen von vor der letzten
Wahl gebrochen und hat nicht am Kategoriemietzins festgehalten. Aber
selbstverständlich hat er das auch nicht von einem Tag auf den anderen ändern
können, sondern durch die Aufkategorisierung auf A und die Verwendung des
Richtwertmietrechtes mit 90 Prozent der vorgesehenen Summe auf die neuen
Wohnungen ist ein schleichender Übergang zu diesem Richtwertgesetz gegeben und
damit eine massive Verteuerung von über 40 Prozent der Kosten für die
Mieter Wirklichkeit geworden.
Wir halten das für einen falschen Weg, denn Wien braucht mit Garantie
eine soziale Schiene für sozial schwache Bevölkerungsgruppen, denen die normal
geförderten Wohnungen im Genossenschaftsbereich (GR Dr Herbert
Madejski: Zu teuer sind!) zu teuer sind. (GR Dr Herbert Madejski:
So ist es!) Wenn jetzt die Gemeinde Wien, wenn die sozialistische Partei
nichts anderes macht, als die Gemeindebauten mit dem Genossenschaftsbereich
gleichzuschalten, ist das ein Weg zur massiven Verteuerung dieser Wohnungen. (GR
Dr Herbert Madejski: Ein Blödsinn!) Dieser gehörte rückgängig gemacht,
das wäre ganz, ganz wichtig. (GR Dr Herbert Madejski: Richtig!)
Die
laufenden Erhöhungen der Betriebs- und Energiekosten habe ich heute bereits
angesprochen. Der Rechnungshof hat festgestellt, dass von 2005 bis 2007
zusammengefasst 400 Millionen EUR sozusagen an Körberlgeld, an
Einnahmen erzielt wurden und dass hier das Kostendeckungsprinzip in keiner
Weise eingehalten wird. Diese 400 Millionen sind also etwas, was vom
Charakter einer Gebühr nicht gedeckt ist. Es hat mit Gebühr nichts zu tun, Sie
heben Steuern ein! In dem Punkt sind Sie als zuständiger Stadtrat eigentlich
der große Preistreiber in Wien, das muss man in aller Deutlichkeit feststellen.
Die
Valorisierung - das habe ich heute auch schon gesagt - ist der eigentliche
Stein des Anstoßes. Es ist die Perpetuierung der Gewinnspannen, die hier
erzielt werden, ohne dass sich die einzelnen Betriebe von Wiener Wohnen und
auch andere gezwungen sehen, es in irgendeiner Form wirtschaftlich begründen zu
müssen. Und die SPÖ hat das Faulbett entdeckt, indem sie sich nicht einer Abstimmung
im Gemeinderat unterziehen muss, sondern den bequemen Weg einer Dauererhöhung
gemäß Inflationsrate beschritten hat.
Das
ist unserer Meinung nach eine wirklich schlechte Linie und gehört dringend
wieder zurückgenommen. Eine Valorisierung ist in keiner Weise etwas, wovon die
Menschen etwas haben. Es haben nur Sie etwas davon: Die sozialistische Partei
erspart sich Auseinandersetzungen hier in diesem Gemeinderat, und die Betriebe
haben ihre Einnahmen gesichert. Das muss man in aller Deutlichkeit feststellen.
Zur Wohnbauförderung sind wir klar der Meinung, dass eine Zweckbindung
der Wohnbauförderungsmittel im Bund wieder eingeführt werden sollte. Wir sind
hier, wie ich gehört habe, durchaus zu unserer Zufriedenheit einer Meinung mit
Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Schieder. Wenn Sie ähnliche
Vorstellungen haben und bereits jetzt sagen können, dass Sie die
Wohnbauförderungsmittel nicht anders verwenden - was uns hoffentlich auch
nachgewiesen werden wird -, ist das etwas, was wir richtig finden. Daher haben
wir vielleicht auch in Wien eine gemeinsame Basis dafür, dieser Zweckbindung
auf Bundesebene wieder
zuzustimmen. Ich hielte das für eine wichtige Sache.
Zu den Liftumbauten: Es ist natürlich klar, selbstverständlich werden
Liftumbauten - nicht nur Neubauten, sondern Ein- und Umbauten - gefördert,
somit auch letzten Endes diese. Nur ist es, glaube ich, ganz einfach so - ich
habe die Richtlinien, nach denen das vergeben wird, sogar hier -: Es ist
natürlich eine Sache, wo sehr viele Häuser, die Hauseigentümer und damit auch
die Mieter, insofern durchfallen, als einfach die Voraussetzungen fehlen. Ich
kenne genügend Häuser, die keine Förderung bekommen haben, weil es relativ gute
Bürgerhäuser sind und wahrscheinlich die Einnahmenseite so halbwegs gegeben
ist. Damit ist das nicht der Fall.
Aber ich finde auch eines: eine EU-Gesetzgebung, die
völlig unnötigerweise ein bestehendes Lift- und
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