Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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weiß, dass Bundesminister Hundstorfer - gemeinsam mit den
Sozialpartnern, gemeinsam mit den politischen Parteien im Parlament - an einer
Lösung arbeitet.
Wir haben, wie ich meine, gerade aus Wien heraus gute Vorschläge für ein
solches Hausbesorgergesetz eingebracht. Ich kann Sie nur einladen, dass Sie
diese guten Vorschläge, die wir aus Wien in die Diskussion eingebracht haben,
unterstützen, damit wir möglichst bald auf parlamentarischer Ebene zu einem
modernen neuen Hausbesorgergesetz kommen. Das heißt nicht, dass alle
Mieterinnen und Mieter, dass alle Hauseigentümer einen Hausbesorger einstellen
müssen, wohl aber, dass es die Basis und die Möglichkeit gibt, dass in Zukunft
wieder Hausbesorger ihre Tätigkeit als gute Seele im Haus aufnehmen können.
Ich kann Sie nur herzlich einladen, diesen wie die vielen anderen
Vorschläge, die wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen in die Diskussion
einbringen, zu unterstützen. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke sehr, Herr
Vizebürgermeister, für die Beantwortung. - Ich eröffne die Debatte, wobei ich
bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten betragen darf.
Zur Debatte hat sich als Erster Herr StR Herzog gemeldet. Ich erteile
ihm das Wort, die Redezeit beträgt 20 Minuten.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau Vorsitzende! Hoher Gemeinderat!
Ich bin für meinen vorangegangenen Redebeitrag in aller Deutlichkeit und
massiv vor allem von Kollegen Strobl, aber auch von Frau StRin Brauner
angegriffen worden, betreffend meine Feststellungen in Bezug auf die
Datenübertragung von Österreich über die Bank Austria nach Verona.
Ich nehme gerne zu dieser Aufforderung kurz Stellung und darf
feststellen, dass sehr wohl ohne Zustimmung der Stadt Wien, ohne Zustimmung der
Frau StRin Brauner, Ende 2009 eine Datenübertragung nicht möglich gewesen wäre.
Denn die Eigenmittelersatzdarlehen, die von Wien im Rahmen der Wohnbauförderung
abgewickelt werden, werden über die Bank Austria ausbezahlt. Es hat die
grundsätzliche Feststellung bestanden, dass diese Darlehen in Österreich
verbucht bleiben müssen, und eine Trennung der Datenmenge zwischen diesen
Eigenmittelersatzdarlehen auf der einen Seite und den restlichen Datenmengen
ist nicht möglich gewesen. Daher wäre ohne Zustimmung der Frau StRin Brauner
diese Datenübertragung mit all ihren Folgen, die wir befürchten, nicht möglich
gewesen.
Wir sind aber nicht die Entdecker oder Erfinder dieser Geschichte,
sondern es wurde im April 2009 das Ganze vom „Falter" gestartet. Es wurde
ein internes Expertenpapier zitiert, in dem vor schwerwiegenden Mängeln der
Datensicherheit gewarnt wurde. Ich möchte da nicht alles zitieren, sondern nur
das sagen: Es sei keine Kontrolle der Bank Austria über die Einhaltung des
österreichischen Bankwesengesetzes möglich, und die Experten kommen zu dem
Schluss, dass nichtautorisierte Zugriffe auf Kundendaten des Kernbankensystems
der Bank Austria nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Somit ist die
Feststellung eine richtige gewesen.
Ich möchte auch feststellen, dass das Ganze im Rahmen einer
Pressekonferenz vom Abgeordneten zum Nationalrat Heinz Christian Strache am
13. April 2010, ebenfalls aus praktischem Anlass, wieder vorgetragen
wurde. Die SPÖ hat sachlich nicht dazu Stellung genommen, sondern nur
festgestellt, die SPÖ hat keine Zeit für Straches Gemütszustand. - So weit zu
dieser Sache, daher ist die Aufregung des Kollegen Strobl und auch der Frau
Vizebürgermeisterin unnötig. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu VBgm Ludwig: Ich habe nicht
ganz verstanden, ob er uns jetzt vorgeworfen hat, dass wir für eine
Privatisierung der Gemeindewohnungen eingetreten sind. (GR Dr Herbert
Madejski: Falsch!) Das sind wir nie! Ganz im Gegenteil, ich habe immer mit
aller Deutlichkeit gesagt ... (VBgm Dr Michael Ludwig: ... auch
nicht!) Ich bin sozusagen länger im Wohnbau drinnen als Sie, und solange
ich hier Reden gehalten habe, habe ich das immer klar festgestellt: Eine
Privatisierung kommt nicht in Frage, weil sie unsinnig ist! (Beifall bei der
FPÖ.)
Sie ist unsinnig, weil irgendwelche Wohnungsmieter, die nicht
hinreichend Geld haben, vielleicht gerade noch das Eigentum erwerben können,
aber mit Sicherheit nicht allfällige Erhaltungsmaßnahmen, allfällige
Sanierungsmaßnahmen in diesem Eigentum finanzieren können. Und noch etwas,
bitte: Gemeindewohnungen irgendwo in Bezirken, die nicht gerade den höchsten
Standard haben, sind von der wertmäßigen Sicherung eines
Eigentumswohnungsbegriffes weit entfernt. Das heißt, wenn sich irgendein Mieter
dazu überreden ließe, so etwas zu kaufen, säße er auf einer unverkaufbaren
Wohnung. Es wäre unverantwortlich, so etwas zu machen. Wir haben das niemals
gesagt! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf zu den Zuschlägen laut Richtwertgesetz sagen, dass es mich
freut, weil ich ja oft genug den Verdacht hatte, dass die SPÖ dann vielleicht
ähnlich wie mit dem Richtwertgesetz selbst beginnt, in diese Richtung zu
denken. Über eine Begrenzung von 30 Prozent müssten wir diskutieren. Aber
eines ist generell feststellbar: Das ganze Richtwertgesetz ist ein Fehlschlag,
ein gesetzlicher Fehlschlag im Privathausbereich. Sie haben es ja mehr oder
weniger an der Zuschlagsfrage festgemacht, da ist erkennbar, es geht am Gesetz
voll vorbei. Es hat sich ein privater Markt gebildet, der vom Gesetz völlig
unabhängig ist.
Ich möchte feststellen, dass die FPÖ damals als einzige Partei in Wien und
im Parlament gegen dieses Richtwertgesetz aufgetreten ist, während ÖVP, SPÖ und
auch die Arbeiterkammer das ganz massiv vertreten und durchgepeitscht haben. (Beifall
bei der FPÖ.) Dass jetzt die Arbeiterkammer bereits mit Forderungen nach
einem neuen Mietrecht kommt, zeigt deutlich, was für ein Fehlschlag das gewesen
ist.
Was ist noch gesagt worden? - Zur Zweckbindung: Was
die Zweckbindung der Wohnbauförderung betrifft,
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