Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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eine unnötige Fülle von irgendwelchen Organen anstelle einer
einheitlichen Sicherheitswacht zeigen deutlich, dass vieles in dieser Stadt im
Argen liegt, was jedoch die SPÖ durch bunte Inserate leugnen will. Aber eines
steht fest, egal, ob Mietkosten, Gebäudeerhaltung, ja selbst die Inserate:
Bezahlen tut immer der Bürger, denn er hat das Bummerl!
Zum Schluss möchte ich schon noch etwas sagen: Herr
Dr Stürzenbecher, trauen Sie sich das auch bei Herrn Bgm Häupl, ihm zu
sagen, er soll seine Reden nicht herunterlesen? Ich bin beim nächsten Mal
gespannt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zur Beantwortung der
Dringlichen Anfrage hat sich der Herr amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
VBgm Dr Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich freue mich sehr, dass ich Gelegenheit habe, diese Fragen zu
beantworten, vor allem deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass es in dieser
Stadt fast keinen schöneren Job als den des Wohnbaustadtrates geben kann, da es
dank der jahrzehntelangen sozialdemokratischen Politik möglich war, eine Wohnbaupolitik
zu machen, die solche Dringlichen Anfragen ermöglicht.
Denn ich war heute bei der Jahrestagung der gemeinnützigen
Wohnbauträger, und da höre ich aus vielen anderen Bundesländern ganz andere
Probleme als die, die wir hier im Gemeinderat diskutieren, die ich sehr ernst
nehme und auf die ich im Einzelnen noch zu sprechen komme. Aber ich konnte dort
sehr stolz darüber berichten, dass wir in Wien unsere Neubauleistung nicht nur
halten können - im Unterschied zu allen anderen Bundesländern -, sondern sogar
ausbauen, dass wir das Bundesland sind, das mit 8,3 Prozent als einziges
eine deutliche Steigerung hat, dass wir im Sanierungsbereich sehr viel machen,
dass wir beispielsweise unsere Rückläufe aus den Wohnbaudarlehen nicht
verpfändet haben, sondern dass wir dieses Geld wieder für den geförderten
Wohnbau ausgeben.
Wenn man sich mit den Kolleginnen und Kollegen von den gemeinnützigen
Wohnbauträgern unterhält, die im Bundesland Kärnten tätig sind - dort, wo ja
jetzt seit vielen Jahren Politiker, Mandatare, Funktionärinnen und Funktionäre
des BZÖ, der FPK oder FPÖ tätig sind, dann wird man hören, welche Probleme es
dort, in Kärnten, gibt! (GR Anton Mahdalik: Wir sind jetzt in
Wien, Herr Stadtrat!) Da sind diese Fragen, die wir bei uns diskutieren,
erfreulicherweise welche, die ich gerne beantworte, wo ich aber sagen kann:
Gott sei Dank leben wir in einer so schönen Stadt wie Wien, und Gott sei Dank
haben wir diese Probleme und nicht die, die es in Kärnten gibt! Das muss ich in
aller Offenheit auch sagen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Ich komme aber gerne auf die einzelnen Fragen zu sprechen, denn in
manchen Bereichen wundert es mich, dass gerade die FPÖ diese Fragen zum Thema
macht. Es sind nämlich ... (GR Mag Wolfgang Jung: Weil die Leute
zu uns kommen!) Ja, schon, aber viele der Probleme, die Sie in den Fragen
ansprechen, gehen auch auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ auf Bundesebene
zurück. (GR Mag Wolfgang Jung: Für den Gemeindebau?)
Natürlich - wenn ich zum Beispiel nur an die Abschaffung des
Hausbesorgergesetzes denke! Die Wienerinnen
und Wiener haben ja bei der Volksbefragung gezeigt, was sie davon
halten. Oder wenn ich beispielsweise darüber nachdenke, dass wir allen
Versuchen des Neoliberalismus widerstanden und die Gemeindebauten nicht
verkauft haben! Das kann man ja von der FPÖ ... (GR Mag Wolfgang
Jung: Das war immer unsere Meinung, Herr Kollege! Immer unsere Meinung!)
Ja, wenn Sie in Opposition sind. Das haben Sie bei den BUWOG-Wohnungen
damals auch noch gesagt - aber kaum waren Sie in der Regierung, hat das schon
anders ausgesehen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Da muss ich sagen: Wir
sagen vor der Wahl dasselbe wie nach der Wahl! Das unterscheidet uns bei der
Frage der Privatisierung der BUWOG sehr deutlich. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag
Wolfgang Jung: Sie können da ruhig polemisieren!)
Aber ich
möchte auf die einzelnen Fragen zu sprechen kommen, weil sie ja in der Tat
Fragen sind, die auch sehr interessant sind.
Wenn wir
uns zum Beispiel mit der Frage beschäftigen, inwieweit es Richtwertmietzins oder
Kategoriemietzins geben soll, so sollte man vielleicht festhalten, dass in den
Wiener Gemeindebauten 90 Prozent des Richtwertes Wien eingehoben werden.
Diese Maßnahmen der Schaffung eines adäquaten und auch von den künftigen
Bewohnerinnen und
Bewohnern erwarteten Standards der
Ausstattung setzen auch hohe Investitionen voraus, die langfristig über die
Einhebung des Richtwertmietzinses refinanziert werden müssen. Dies hat ebenso
langfristig aber auch zur Folge, dass der Wohnungsbestand beispielsweise durch
den Einbau von Bädern und Heizungen auf einen zeitgemäßen Standard gebracht
werden kann und dass zum anderen die Werthaltung der Gebäude und Wohnungen von
Wiener Wohnen verbessert wird.
Wiener Wohnen hat 70 Prozent der Wohnungen nach dem Kategoriemietzins
vermietet, weitere rund 19 Prozent werden nach dem Wohnbauförderungsgesetz
vermietet, und der niedrigste Teil wird nach Richtwertmietzins vermietet. Wenn
man das in absoluten Zahlen darstellt - und ich glaube, das wird Sie auch
interessieren, Frau Gemeinderätin -, so kann man sagen, dass die Wohnungen mit
Kategoriemietzins rund 150 000 Wohneinheiten sind, jene, die nach
Richtwertmietzins vergeben werden, 22 000 Wohnungen - ein sehr kleiner
Teil -, und jene, die nach dem Wohnbauförderungsgesetz vermietet werden, sind
in Summe 40 000.
Aber interessant ist ja, wie das Wohn- und Mietniveau
in der Stadt insgesamt ausschaut. Da muss man sagen, es sind die Mieten in den
Wiener Gemeindebauten die mit Abstand kostengünstigsten! Schauen wir uns
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