Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Ausgliederungen immer schwieriger wird, das entsprechend
nachzuvollziehen.
Frau Vizebürgermeisterin, nehmen Sie sich den Finanzminister als
Vorbild! (VBgmin Mag Renate Brauner,
energisch den Kopf schüttelnd: Sicher nicht!) Gerade was der Bund hier tut,
zeigt, wie umfassend Anfragebeantwortungen sein sollten. So wurde zum Beispiel
auch in der Zeit, als die SPÖ in Opposition gewesen ist, immer alles
beantwortet. Bei uns kommt immer so ein Hinweis, das ist alles in Wirklichkeit
viel zu teuer. Nur, so kann es nicht sein, weil nicht nur wir, sondern, wie
gesagt, auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dieser Stadt einen Anspruch
darauf haben, dass sie entsprechende Informationen bekommen. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht darum, dass wir eine andere politische Kultur in dieser Stadt
brauchen, was die Beantwortungen betrifft. Es geht darum, dass wir auch über
ein Haushaltsrecht hier in dieser Stadt diskutieren müssen, das dem Anspruch
der Transparenz gerecht werden sollte. Es wäre auch notwendig, dass man das
Budget nicht so fortschreibt, wie das bisher der Fall ist, sondern es so
gestaltet, dass es tatsächlich – ich glaube, man kann das recht gut an der
Darstellung von Hamburg sehen – in den Details, auch in der Abstimmung hier für
jeden nachvollziehbar ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Stadt Hamburg hat sich sogar
eine Konzernbilanz verordnet und den Bürgern und Abgeordneten der Bürgerschaft
eine Vermögensdarstellung mit einem, wie Sie sehen, sehr professionellen Layout
präsentiert. (Zwischenruf von GR Franz
Ekkamp.) Bitte, anschauen! Das sollte man doch bei uns auch haben. Das wäre
doch nicht schlecht, denn da könnten wir, glaube ich, alles ganz gut
nachvollziehen.
Wer sich die Entwicklung ansieht, erkennt doch, dass sich gerade
öffentliche Haushalte in Tagen wie diesen schon vorzeitig Gedanken machen
müssen, wohin es führt, wenn man nicht entsprechende Transparenz walten lässt.
Man sollte nachdenken, bevor es zu spät ist, bevor man in Situationen kommt,
wie wir sie teilweise auch international vorfinden. Wir brauchen jetzt die
Transparenz, denn das ist das beste Mittel, das wir nicht nur Verschleierung,
sondern auch ein Versinken im Nichts verhindern.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Budgetsituation wird
schwieriger, das wissen wir, die Budgetsituation der Stadt Wien wird
wahrscheinlich sogar in dem Zeitraum, in dem der jetzige Finanzausgleich noch
gilt, nämlich bis 2013, schwieriger werden, und schon jetzt ist es notwendig, dass
hier klare Aussagen getroffen werden, dass man durch entsprechende
Darstellungen auch nachvollziehen kann, wie die finanzielle Situation wirklich
aussieht. Denn das, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, war das
Gegenteil, wenn ich hier nur einige Bereiche anführen darf, die einfach
hinausgeglitten sind aus dem Budget. Das gilt für die Fonds, das gilt für die
Stadtwerke, das gilt für den Fonds Soziales Wien und anderes.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nicht Verschleiern, sondern
Transparenz sollte im Mittelpunkt stehen. Wir brauchen deutliche Erläuterungen
der finanz- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, Wachstumsraten,
Konjunkturdaten, und wir brauchen auch entsprechende Prognosen, weil wir die
Verantwortung in diesem Haus dafür haben, dass ordnungsgemäße Beschlüsse
betreffend das Budget herbeigeführt werden, aber auch eine entsprechende
Nachvollziehbarkeit beim Rechnungsabschluss.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erwarten uns auch klare
Aufstellungen über die verschiedenen Unternehmensbeteiligungen. Die kann man
zwar abfragen, da gibt es die entsprechenden Beantwortungen, aber das, was wir
bräuchten, wäre eine klare Darstellung nach dem Vorbild Hamburgs, und das fehlt
uns, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das ist heute notwendiger denn je.
Die internationale Entwicklung der letzten Tage bestätigt uns in dieser Kritik.
Fangen wir heute an und versäumen wir nicht die Chancen dieser Stadt von
morgen! Daher diese Dringliche Anfrage. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich
danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung.
Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke, Frau Mag Brauner, zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
VBgmin Mag Renate Brauner: Sehr geehrte Damen und
Herren! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Sehr geehrter Herr Klubobmann, lieber
Matthias!
Erlauben Sie mir, dass ich mich, bevor ich auf die vielen einzelnen
Fragen eingehe – das ist gleich auch eine Entschuldigung dafür, dass es
natürlich etwas dauern wird, auf alle Fragen einzugehen –, auch ein wenig mit
der Begründung zu dieser Dringlichen Anfrage auseinandersetze. Denn wenn ich
mir die Darstellung und die Begründung so durchlese und sie ernst nehme, was
ich natürlich tue, dann gewinnt man den Eindruck, wir würden hier über eine
Stadt diskutieren, die hoch verschuldet ist, die es praktisch nicht mehr
schafft, ein Budget für die kommenden Jahre vorzulegen.
Ich habe nicht den Eindruck, sehr geehrte Damen und Herren, dass es um
Wien geht, um unser Wien, für das wir tagtäglich arbeiten, um unser Wien, das
natürlich auch von den Folgen der Wirtschaftskrise nicht unbewegt ist, das
aber, denke ich, doch mit einem ambitionierten Konjunkturprogramm versucht hat
und weiterhin versucht – Sie kennen meine Meinung, die Krise ist noch nicht
vorbei, wir müssen weiter aktiv sein –, wirksame und spürbare Maßnahmen gegen
die Krise zu setzen, wobei ich denke, dass uns die Erfolge bisher recht geben,
um unser Wien, das der Wirtschaftsmotor Österreichs ist und bleibt, um unser
Wien, das im Übrigen am geringsten verschuldet ist im Vergleich mit allen
anderen Bundesländern.
Und weil Herr Kollege Tschirf gemeint hat, ich soll
mir doch den Finanzminister zum Vorbild nehmen: Nun, unser Finanzminister
plakatiert gerade und schaltet Inserate, in denen er darauf hinweist, dass
jeder Mensch in
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