Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ich lasse zunächst über den Abänderungsantrag abstimmen, der von allen
Parteien eingebracht wurde. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig. Der Abänderungsantrag
ist somit angenommen.
Ich bitte nun jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag
des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu heben. – Dies ist
mehrstimmig, ohne die Stimmen der FPÖ, angenommen.
Wir kommen nun zur Dringlichen Anfrage der ÖVP und somit zu dem
Verlangen, dass die von den GRen Dr Matthias Tschirf und
Dkfm Dr Fritz Aichinger eingebrachte, an die Frau amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke gerichtete Dringliche Anfrage betreffend „Schluss mit Intransparenz
und Verschleierung in Wien" vom Fragesteller mündlich begründet werde und
hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde.
Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wurde verzichtet. Für die
Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37
Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen
Anfrage erteile ich nun Herrn GR Klubobmann Dr Tschirf das Wort.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben jetzt im Laufe der letzten Stunden von Seiten der SPÖ immer
gehört, dass es sich bei der Stadt Wien um ein Unternehmen handelt, dass es sich um Produkte handelt, die
entsprechend beworben werden müssen, und dann liest man dazu, was der
Rechnungshof in seinem aktuellen Bericht sagt. Und der Rechnungshof sagt ganz
klar, dass das Wiener Budget nur eine eingeschränkte Aussagekraft hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erwarten uns daher, dass von
einem Unternehmen wie der Stadt Wien, ähnlich wie das bei anderen Unternehmen
ist – denn Sie haben das ja auch in einem anderen Zusammenhang mit den riesigen
PR-Volumina, über die wir heute diskutiert haben, hier bestätigt, dass es sich
um ein Unternehmen handelt –, eine klare Aussagekraft geschaffen wird
betreffend Vermögensstand, betreffend Vermögensbewegungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Kritik, die der Rechnungshof
vorbringt, ist aktueller denn je, wenn man sieht, wie hier Bilanzen und Budgets
im privaten wie im öffentlichen Sektor intransparent und ungenügend dargestellt
werden, während man doch in anderen Bereichen viel weiter geht.
Es geht uns dabei um zweierlei. Es geht uns erstens einmal um eine
inhaltlich umfassende Darstellung der Geldströme und des Vermögens der Stadt
und zweitens um eine bürgerfreundliche und bessere Darstellung des Budgets,
konkret des Voranschlages und des Rechnungsabschlusses.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben ja alle vor einigen
Monaten die Exemplare betreffend das Budget der Stadt Wien vor uns gehabt, und
wenn man das mit dem vergleicht, wie das etwa Hamburg macht, so ist das dort
vorbildlich. (Der Redner hält eine
Broschüre in die Höhe.) Da kann man wirklich genau nachlesen, wie die
verschiedenen Finanzströme sind, da kann man nachlesen, und zwar so, dass das
eigentlich auch der einzelne Bürger, der Steuerzahler, die Steuerzahlerin
nachvollziehen kann, wie tatsächlich der Vermögensstand ist, wie tatsächlich
umgegangen wird. Bei uns ist es so, dass es einfach eines hohen Expertenwissens
bedarf, um auch nur Kleinigkeiten herauszubringen.
Wir verlangen daher, dass weitaus mehr Transparenz einziehen sollte,
denn wenn aktuelle Zeitungsmeldungen über Rechnungshofberichte ein Bild der
Intransparenz und der Verschleierung über den Stand des Vermögens der Stadt
Wien zum Ausdruck bringen, eine Intransparenz betreffend die Kalkulation der
Gebühren, dann sieht man, dass das nicht nur ein akademisches Thema ist, nicht
nur ein Thema ist, bei dem es darum geht, dass hier Budgetspezialisten einander
Dinge an den Kopf werfen, sondern dass es darum geht, dass letztlich der
Steuer- und der Gebührenzahler hier nachvollziehen kann, wie mit seinem
Steuergeld, mit seinen Gebühren umgegangen wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir uns das ansehen, dann ist das einzureihen in eine Kultur – man
könnte besser sagen, eine Unkultur –, dass schriftliche Anfragen oftmals nicht
oder völlig unzureichend beantwortet werden, dass Antworten mit dem Hinweis,
dass es sich um einen unzumutbaren Verwaltungsaufwand handelt, verweigert
werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! So sollte politische Kultur nicht stattfinden.
Und das ist nicht nur eine Frage des Umganges hier in diesem Haus, sondern eine
Frage des Umganges mit den Wienerinnen und Wienern. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien sollte hier mit gutem
Beispiel vorangehen. Wenn man sich Voranschlag und Rechnungsabschluss ansieht,
so können das, wie gesagt, nur Eingeweihte tatsächlich nachvollziehen. Es ist
von Experten für Experten gemacht, aber nicht von denen, die die Beschlüsse
fassen, für die, die es zahlen. Das wäre aber eigentlich das Notwendige, dass
man das nachvollziehen kann. Und die Aussage des Rechnungshofes, dass das eben
nur eine eingeschränkte Aussagekraft hat, sagt alles.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir verlangen, dass deutlich mehr
Informationen wiedergegeben werden. Das ist auch gut so, dass wir das jetzt
bringen, denn bevor der nächste Rechnungsabschluss kommt – das wird im Juni
sein –, sollte das in einer völlig anderen Form vor sich gehen, sodass eine
bessere Darstellung dessen erfolgt, was durch die SPÖ-Stadtregierung
stattfindet, was tatsächlich an Geldflüssen, an Vermögen bewegt wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, was wir
derzeit hier erleben, ist, dass man nur fragmentarisch ein für wenige Experten
nachvollziehbares Zahlenmaterial vorgelegt bekommt und dass es durch die
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