Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Wahlkampfzeiten alles annehmen, auch zu einem Overkill kommen kann, das
zeigt dieser Gourmetpreis für den Herrn Bürgermeister. Das ist schon so knapp
an der Grenze, ob man das unbedingt in Krisenzeiten, in allgemeinen
Krisenzeiten macht. Griechenland knapp vor der Pleite, 100 000 Arbeitslose
in Österreich, 10 000 arbeitslose Jugendliche in Wien, viele Menschen
müssen in Sozialmärkten einkaufen gehen. Ob es da wirklich gescheit ist, wenn der
Bürgermeister einen Gourmetpreis annimmt? Also das lasse ich jetzt einmal
wirklich jedem Einzelnen zur Beurteilung übrig. Aber eines, wenn der Herr
Bürgermeister schon ins Steirereck zu dieser Verleihung geht, dann wollen wir
dem Steirereck auch von dieser Stelle heute hier gratulieren, weil die sind
nämlich dieser Tage zum 23. besten Lokal der Welt gekürt worden in einer
Umfrage eines Restaurant-Magazins. Große Auszeichnung für das Steirereck. Ich
bin davon überzeugt, der Herr Bürgermeister wird sich dort in einem der besten
Restaurants der Welt sehr wohl fühlen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Das Wort hat Frau GRin Novak.
GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Eigentlich bin ich ja sehr dankbar dafür, dass die Präsidiale
entschieden hat, diese Post zum Schwerpunktgegenstand zu ernennen und uns damit
die Gelegenheit gibt, auch gleich ein bisschen vielleicht beim Marketingbudget
zu sparen, um Werbung zu machen. Heute Morgen wurde ich schon auf Radio Wien in
den Nachrichten mit der Berichterstattung geweckt, dass heute das
Daseinsvorsorgefest, das stattfinden wird und um das es sich eigentlich
handelt, hier diskutiert und beschlossen werden soll. Es war ein sehr großer
Beitrag und es wurde ganz genau erklärt, um was es geht. Also ist das eine
tolle Sache. Wir haben auch mit dieser Debatte ein Stückchen Werbung für diese
Veranstaltung gemacht und das ist ja nichts Schlechtes.
Der große Unterschied zur heutigen Debatte oder dass es überhaupt heute
in dem Ausmaß diskutiert wird im Gegensatz zum letzten Jahr, so wie viele
weitere Veranstaltungen, die die Stadt Wien in den letzten Jahren durchgeführt
hat, die einen ähnlichen Charakter gehabt haben, ist ausschließlich das
Wahljahr. Also insofern hat das Wahljahr doch etwas ganz Besonderes, nämlich es
führt zu einer Aufregung bei der Opposition und zur dazugehörigen Diskussion,
die wir hier gerade abführen. Das ist der große Unterschied. Ansonsten gibt es
nämlich keinen Unterschied. Der Motivenbericht zeigt wie im letzten Jahr
eigentlich fast wortident dasselbe Vorhaben zum Fest. Wir haben heute das
Forschungsfest auch noch auf der Tagesordnung. Das heißt, um was geht es denn
in Wahrheit? Es geht darum, dass die Stadt Wien - und alle Vergleiche mit dem
Bund hinken hier sehr stark - als Dienstleistungsunternehmen mit ihren
Töchterunternehmen Dienstleistungen an den Bürger und an die Bürgerin bringen
soll und diese auch kommunizieren soll. Das wird durch unterschiedlichste
Marketingmaßnahmen getätigt.
Es geht nämlich tatsächlich um Marketing und Werbung. Nachdem uns der
Kollege Gudenus seine Interpretation des heutigen Aktes, nämlich Propaganda,
zitiert hat, möchte ich Ihnen gerne aus derselben Quelle, die Sie gewählt
haben, nämlich Wikipedia, meine und ich denke, so auch die richtige
Interpretation, nämlich das Marketing und Werbung zitieren: „Marketing
bezeichnet aus funktionaler Perspektive den Unternehmensbereich, der sich mit
der Herbeiführung und Gestaltung von Austauschprozessen beschäftigt, somit den
Absatz von Dienstleistungen und Waren.“ Ich habe „Dienstleistungen“ genommen,
weil „Waren“ werden wir eher nicht an den Markt bringen. „Marketing stellt
damit den engsten Kontakt mit den KundInnen her und ist damit auch die Quelle
von unternehmerischer Wertschöpfung.“ Ich würde sagen, das ist nichts
Verwerfliches, wenn ein Unternehmen, wie es die Stadt Wien ja auch nach dem New
Public Management ist, in Werbung investiert und so Kontakt mit ihren
KundInnen, in dem Fall den Wienerinnen und Wienern, aufnimmt und versucht, hier
auch in einem Austauschprozess eine Meinungsbildung stattfinden zu lassen.
Der Motivenbericht zu diesem Poststück sagt das auch ganz klar. Es geht
natürlich nicht nur darum zu sagen, es gibt eine MA 48, die Müllabfuhr.
Ja, das wissen die Wienerinnen und Wiener, Gott sei Dank. Nein, es geht darum,
auch die Dienstleistungen, die die MA 48 einerseits erbringt, aber andererseits
auch jene Bereiche mit den Wienerinnen und Wienern zu diskutieren
beziehungsweise anzubieten, wo wir die Bevölkerung zum Mitmachen brauchen. Also
bei der MA 48 wäre das zum Beispiel der Bereich der Mülltrennung und des
Müllsammelns, ein ganz wichtiger umweltpolitischer Bereich, aber auch ein
wirtschaftlicher Bereich für den Standort, wo wir bei einem Daseinsvorsorgefest
Gelegenheit haben, auf diese wichtige Maßnahme auch hinzuweisen.
So ist das auch beim Wasser. Auch das Wasserwerk wird sich dort
natürlich präsentieren und die Wienerinnen und Wiener bitten beziehungsweise
Tipps geben, wie man denn beim Wasser sparen kann, um so mit einer ganz
wichtigen Ressource auch ordentlich hauszuhalten.
Es geht weiter mit dem Radwegenetz und mit der Bitte an die Wienerinnen
und Wiener, auch mehr mit dem Fahrrad zu fahren, das Radwegenetz zu nutzen oder
das neue Förderangebot in Anspruch zu nehmen. Wir fördern ja jedes Elektro-Bike
mit 300 EUR, eine Dienstleistung, die, glaube ich, noch nicht alle Wienerinnen
und Wiener wissen und die auch etwas ist, was in Anspruch genommen werden soll
und damit dort auch angepriesen wird.
Also es geht um eine Fülle - und ich könnte jetzt
weiter noch ganz, ganz viel aufzählen - von Dienstleistungen und
Förderprogrammen, die die Wienerinnen und Wiener in Anspruch nehmen sollen und
können und dazu dient dieses Fest. Schlussendlich geht es darum, nicht die
Errungenschaften der SPÖ-Wien zu kommunizieren, sondern dass die 70 000
MitarbeiterInnen, die jeden Tag Dienstleistungen erbringen, diese auch für die
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