Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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oder nicht?)
Wenn Sie Vergleiche zwischen den Ziffern der Gemeinde Wien betreffend
Arbeitslosigkeit ziehen, dann vergleichen Sie diese auch mit jenen der Jahre
2004 und 2005! Die damalige Bundesregierung unter der ÖVP und FPÖ hat nichts
gegen die Arbeitslosigkeit getan. Sie hat eine wesentlich höhere
Arbeitslosigkeit zugelassen. Sie hat die Schulungsmaßnahmen zurückgenommen. Sie
hat auf die Arbeitslosigkeit nicht reagiert. Überdies hat sie keine
Investitionsmaßnahmen getroffen. In Zeiten einer Hochkonjunktur, in denen
Wirtschaftswachstum angesagt war, hat die Bundesregierung ihre Arbeiten nicht
getan.
Wien hat jedoch damals schon entsprechende Maßnahmen gesetzt. Wir haben
in Wien in den letzten Jahren einen Zuwachs bei den beschäftigten Frauen um
7 Prozent erarbeitet. Wir haben in Wien die höchste Frauenerwerbsquote in
Österreich, und wir haben in Wien auch die höchsten Löhne und Gehälter bei
Frauen österreichweit. Das ist eine Errungenschaft der Sozialdemokratischen
Partei! Das ist die Arbeit der sozialdemokratischen Regierungspolitik in Wien! (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir haben in Wien in den letzten Jahren 17 Prozent mehr
unselbstständige Erwerbstätige im Master-Segment über 50 Jahre. Wir haben
um 10 Prozent mehr Lehrlinge. Wir haben einen Rückgang um 94 Prozent
bei den Langzeitarbeitslosen, und wir haben einen Rückgang bei den älteren
Arbeitslosen um 13 Prozent. – Das sind Daten, die vom Bundesministerium
für Arbeit und Soziales ausgewiesen sind, und das ist ein Erfolg der
sozialdemokratischen Regierungsarbeit in Wien.
Wir hatten im März genau 73 991 Arbeitslose, und 31 022
Wienerinnen und Wiener haben an Schulungen teilgenommen. Diese Zahlen muss man
so relativieren beziehungsweise betrachten, dass gerade in Zeiten der
Arbeitslosigkeit die Qualifizierung der Arbeitnehmer von hoher Bedeutung ist.
Daher ist es wichtig, dass sich sehr viele Menschen in Schulungsmaßnahmen
befinden, damit sie höher qualifiziert werden und dann, wenn sie an einen
Arbeitsplatz vermittelt werden, auch einen Langzeitarbeitsplatz haben. In
diesem Sinne hat Wien gemeinsam mit Bundesminister Rudolf Hundstorfer
entsprechende Aktivitäten gesetzt, um diesen Menschen zu helfen und Lösungen zu
finden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben in den letzten Jahren und
insbesondere in den vergangenen Monaten speziell im Jugendsektor viele
Maßnahmen gesetzt und Geld in die Hand genommen. Wir haben einen Rückgang der
Lehrstellensuchenden zu verzeichnen. Wir haben durch die überbetrieblichen
Lehrwerkstätten Möglichkeiten geschaffen, dass jeder Jugendliche in Wien eine
Ausbildung erhalten kann, und werden das auch in Zukunft so betreiben.
Wir lassen die Menschen nicht allein, wir werden für sie kämpfen, und
wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Es geht bei den Arbeitslosen nämlich
auch um Menschen, die psychisch belastet sind und entsprechend betreut werden
müssen, und das garantieren wir als Sozialdemokratische Partei. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Lasar. Ich erteile
es ihm.
GR David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
So viel Lobhudelei wie ich in den letzten 20 Sekunden von Ihnen
gehört habe, habe ich selten erlebt! (GR Godwin Schuster: Fünf Sekunden!)
Das ist mir unbegreiflich! Ich werde Ihnen jetzt einmal einige Zahlen
präsentieren. Dabei handelt es sich nicht um Lobhudelei, sondern man muss in
Anbetracht dessen wirklich einmal darüber nachdenken, was Sie bis jetzt
überhaupt getan haben.
An die 10 000 Jugendliche sind ohne Arbeit, meine Damen und
Herren! Laut AMS gibt es nicht einmal 300 Lehrstellen für über 1 000
Jugendliche, die danach auf der Suche sind. – Das sage ich jetzt im Hinblick
auf die Zahlen, die Sie vorher präsentiert haben. – Ich meine, die Zahl
von 9 744 arbeitslosen Jugendlichen spricht mehr als eine deutliche
Sprache!
Wenn man jetzt von der Arbeitslosigkeit in Wien insgesamt spricht, dann
muss man feststellen, dass weit über 100 000 Wienerinnen und Wiener
ohne Arbeit sind. Die Arbeitslosenquote liegt in Wien mittlerweile bei
8,6 Prozent, und von diesen Arbeitslosen sind zirka 40 Prozent
Langzeitarbeitslose, meine Damen und Herren. All das wird von Ihnen nicht
angesprochen.
Zu den Sozialhilfebeziehern ziehe ich die Daten von Statistik Austria
vom 8. April 2010 heran, welche die Jahre von 1998 bis 2008 betreffen:
1998 waren es 60 529 Personen, und 2008, meine Damen und Herren, gab es
111 628 Sozialhilfebezieher. Das ist in zehn Jahren eine Steigerung um
rund 84 Prozent!
In Anbetracht dessen frage ich mich: Wo bleiben ihre hochgejubelten
Beschäftigungsprogramme? Wo sind ihre groß propagierten Beschäftigungskonzepte,
meine Damen und Herren? In Wahrheit fragt man sich wirklich: Haben Sie
überhaupt ein Konzept? – Ich glaube, Sie haben keines! Sollten Sie aber
doch eines haben, meine Damen und Herren, dann präsentieren Sie es doch bitte
endlich! Ich muss Ihnen allerdings ehrlich sagen: Ich habe noch nichts davon
gehört!
Somit gebe ich Ihnen eine Antwort auf Ihre Lobhudelei: Ich glaube, Sie
sollten einmal nachdenken und an dieser Stelle ansetzen! Allein durch
Schönreden, so wie Sie es in letzter Zeit betreiben, werden Sie nämlich mit
Sicherheit keine Arbeitsplätze schaffen!
Was Sie hingegen gut können, ist, Wohlfühlplakate in Wien aufkleben.
Heute liest man vor dem Rathaus: Feiern Sie mit uns! – Wenn ich das sehe,
frage ich mich schon, was die Arbeitslosen mit Ihnen feiern sollen! Vielleicht,
dass jemand zehn Jahre Sozialhilfebezieher oder zehn Jahre arbeitslos ist! Was
sollen solche Menschen denn mit Ihnen feiern, meine Damen und Herren? (Beifall
bei der FPÖ.)
Nehmen Sie doch endlich einmal die Probleme in dieser Stadt ernst,
anstatt ständig nur Lobhudelei zu betreiben!
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