Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Feinschmecker des Jahres. Damit müssen Sie fertig werden! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr
GR Hoch.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde ist enorm wichtig. Daher richte
ich Dank an die GRÜNEN, dass wir heute dieses Thema diskutieren.
Ich habe mir bei der Vorbereitung dazu noch einmal die
Jugendarbeitslosigkeit angeschaut. Wir hatten Ende März an die 10 000
arbeitslose Jugendliche, die keine Lehrstelle finden. Damit habe ich mich dann
noch einmal auseinandergesetzt und geschaut, was die Stadt Wien dagegen außer
medienwirksamen Aktionen unternimmt.
Eine medienwirksame Aktion war die so genannte Ausbildungsgarantie. Das
heißt, die Stadt Wien investiert 85 Millionen EUR in überbetriebliche
Lehrwerkstätten, obwohl man weiß, dass damit die Jugendarbeitslosigkeit nur
verschoben wird. Die Jugendlichen, die keine Lehrstelle finden, werden in diese
Kurse beziehungsweise in diese Lehrwerkstätten geschickt, und wenn sie damit
fertig sind, stehen sie wieder auf der Straße und müssen erst wieder einen
Beruf beziehungsweise einen Job in einer Firma suchen.
Unser Konzept ist seit jeher, dass wir die betrieblichen Lehrwerkstätten
fördern wollen. Das heißt: Raus aus den überbetrieblichen Lehrwerkstätten und
rein in die Betriebe! Das bedeutet natürlich mehr Arbeit seitens der
Verantwortlichen, aber ich denke, angesichts der Situation auf dem
Arbeitsmarkt, in der wir uns derzeit befinden, sollte keine Mühe zu groß sein! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich sehe mir kurz die Zahlen an: Wien hatte Ende 2009 um 35 Prozent
mehr Lehrstellensuchende als 2008, dem gegenüber standen aber nur
17 Prozent offene Lehrstellen. Dann sehe ich mir die anderen Bundesländer
an und stelle fest: Auch wenn die zuständigen Stadträte immer wieder sagen,
dass Vergleiche diesfalls nicht zutreffen, meine ich, dass sie sehr wohl passen.
So gibt es etwa im Burgenland um 41 Prozent mehr offene
Lehrstellen. Das Burgenland ist sozialdemokratisch regiert. Die Steiermark
kommt auf 49,9 Prozent mehr offene Lehrstellen und ist noch
sozialdemokratisch regiert. Vorarlberg, ÖVP-regiert, hat um 58,5 Prozent
mehr offene Lehrstellen.
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Sie sehen, dass mit
Engagement in Wirklichkeit etwas möglich ist. Wir dürfen nicht den Fehler
machen, uns quasi hinter den Lehrwerkstätten zu verstecken! Ich weiß, das ist
relativ einfach. Wenn man ein bisserl Geld aufwendet, ist eine Lehrwerkstätte
relativ schnell gegründet und eingerichtet, und die Jugendlichen findet man
auch. Wenn man sich aber Gedanken über die Zukunft der Jugendlichen macht, dann
weiß man, dass das nicht in Ordnung ist.
Ich weiß schon: Das AMS und der WAFF legen da relativ viel Engagement
hinein. Ich fürchte aber, dass das nicht zielführend ist, und die Zahlen geben
uns recht: Die Jugendarbeitslosigkeit geht in Wien langsamer zurück als in
allen anderen Bundesländern. Daher ist klar, dass das der falsche Weg ist! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich möchte jetzt ganz kurz noch einen Artikel aus der gestrigen Ausgabe
der Zeitung „Heute“ erwähnen. Der angebliche neue Jungstar der
SPÖ-Gemeinderatsliste Christoph Peschek hat gestern in einem Interview gesagt,
dass Lehrlinge keine Jobs bekommen, weil sie mangelnde Deutschkenntnisse
haben. – Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Es ist dies sozusagen
der erste Kämmerer in der Wiener Arbeiterkammer, und er kritisiert in
Wirklichkeit Sie, dass Sie nämlich viel zu spät darauf gekommen sind, dass
Deutsch auf dem Arbeitsmarkt extrem wichtig ist!
Ich bringe nur in Erinnerung, wie viele Anträge wir hinsichtlich des
Gratiskindergartens eingebracht haben, damit Kinder aus dem Migrantenbereich
die Sprache relativ schnell lernen, und wie lange wir versucht haben, Ihnen
klar zu machen, dass Schüler ausreichende Deutschkenntnisse haben
müssen. – Von Ihnen kam jedoch immer nur ein Nein!
Kollege Peschek ist der Erste, der das Problem an der Wurzel packt. Ich
bin schon gespannt auf Ihre Reaktion und hoffe, dass Sie sich in Ihrer Politik
im Sinne der Jugendlichen ändern! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort gelangt
Herr GR Bacher-Lagler. Ich erteile es ihm.
GR Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu Beginn gleich einmal ein Resümee zu den ersten drei Wortmeldungen:
Arbeitsmarktpolitisch habe ich bei keiner dieser Wortmeldungen irgendeinen
Zugang gefunden, der das Problem lösen könnte. Außer Vergangenheitsbewältigung
und dem Aufklauben von irgendwelchen Ziffern und Statistiken ohne Zusammenhang
konnte ich dabei nichts entdecken, was einen Lösungsansatz für die Problematik
der Arbeitsmarktpolitik darstellt. Im Hinblick darauf meine ich, dass wir
Sozialdemokraten bis heute die richtigen Ansätze gewählt haben.
Bereits vor der Krise hat Frau Stadträtin und Vizebürgermeisterin Renate
Brauner mit den Sozialpartnern ein Investitionspaket beziehungsweise
Infrastrukturpaket geschnürt, das Investitionen in neue Technologien, in die
Umwelt und in den Wohnbau sowie die Beschäftigung in diesen Bereichen
entsprechend fördert. Somit wurden arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gesetzt,
die beschäftigungsfördernd und auch beschäftigungserhaltend sind.
Sehr geehrte Damen und Herren! Zu den Ansätzen von
Herrn Mag Ebinger: Ich habe schon viel gehört, aber so viel
arbeitsmarktpolitischen Schwachsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht
gehört! Es war dies eine totale Themenverfehlung! In der Schule würde man
sagen: Setzen, Nicht genügend, Sie haben Ihre Hausaufgaben nicht gemacht! (Beifall
bei der SPÖ. – GR DDr Eduard Schock: Eine Milliarde für den
Arbeitsmarkt statt nach Griechenland könnten wir doch gut brauchen,
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