Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 108
Herr Kollege! Sie können jederzeit kommen! (Zwischenruf
von GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Wenn er es kauft, bekommt er es
zurück! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Selbstverständlich, meine Damen
und Herren, daran soll es im Großen und Ganzen nicht scheitern. (Beifall bei
der ÖVP.)
Eine grundsätzliche Aussage noch: Kollege Wagner hat
gesagt, es soll jeder in seinem Bereich dieses Problem angehen. Ich werde
versuchen herauszufinden, wo die Politik Möglichkeiten hat, für jede
Gesellschaftsgruppe etwas gegen diese hohe Inflation zu tun.
Kollege Margulies! Wenn Sie sagen, man soll bei den
Energiepreisen und vor allem bei den Rohstoffpreisen in den Markt eingreifen,
dann kann ich das nicht ganz nachvollziehen! Das kommt einer Verstaatlichung
beziehungsweise Versozialisierung gleich, wie es im Kommunismus war. Das verstehe
ich nicht ganz!
Ich komme noch zurück auf die Förderungen und
Gebühren. Darüber können wir noch reden. Wenn Sie ganz genau nachdenken, werden
Sie sich erinnern, dass sich sehr viele Gebühren, die im Jahre 2006 eingeführt
wurden, vor allem auf die Betriebskosten 2007 ausgewirkt haben. Wir hatten also
im Großen und Ganzen auch sehr lange Nachwirkungen.
Meine Damen und Herren! Worauf will ich
hinaus? – Ich möchte noch einmal sagen: Jeder soll in seinem Bereich etwas
tun. Jeder soll – wie auch der Herr Bürgermeister gesagt hat – seine
Verantwortungen übernehmen. Ich glaube, wir sind uns hier in diesem Hause
einig, dass die soziale Marktwirtschaft ein erfolgreiches Wirtschaftssystem
ist, das es seit vielen Jahren gibt und mit dem wir es in Österreich, aber auch
in Wien zu diesem Standard gebracht haben, den wir jetzt in den letzten zwei
Tagen diskutiert haben. Es kann aber natürlich immer besser werden, denn das
Bessere ist immer der Feind des Guten.
Was will ich damit? – Viele Bereiche sind
internationale Bereiche, die auf EU-Ebene geregelt werden müssen, und es gibt
Bundesbereiche und Wiener Bereiche. Im Bundesbereich hätte diesbezüglich
sicherlich etwas getan werden können, und zwar vor allem für mehr Wettbewerb im
Bereich der Klein- und Mittelbetriebe. Es steht bereits im
Regierungsübereinkommen, dass zur genauen Beobachtung und zur Erhöhung des
Wettbewerbs die zwei Behörden, die wir derzeit haben, nämlich die
Bundeswettbewerbsbehörde und der Kartellanwalt, in eine Hand zusammenkommen
sollen, weil sie dann besser durchgreifen können. Wir haben jetzt gerade an
einem Beispiel gesehen, dass etwas aus diesem Grund nach Brüssel delegiert
wurde, und mit dieser Entscheidung hat die ÖVP sicherlich keine Freude, denn
das ist ein Schritt in Richtung mehr Konzentration.
Meine Damen und Herren! Worauf will ich
hinaus? – Es ist die SPÖ, die diese Zusammenlegung auf Bundesebene
verhindert. Damit könnte man das Ganze aber wesentlich effektiver gestalten und
vielen Klein- und Mittelbetrieben helfen, besser im Wettbewerb zu stehen und zu
bestehen. Denn die genannte Konzentration ist klarerweise nicht unbedingt von
guten Eltern.
Meine Damen und Herren! Zweiter Punkt: Ich komme
jetzt zu einem Gebiet, das Sie auch sehr lange immer wieder vom Tisch gewischt
haben. Auch da sind Sie mit Argumenten gekommen und haben Handlungen gesetzt,
die der Wirtschaft und vor allem den vielen Klein- und Mittelbetrieben
geschadet und das Ganze in eine falsche Richtung gebracht haben. Ich spreche
jetzt von Ihrer Flächenwidmungspolitik. Wir haben hier jetzt wesentlich mehr
Verkaufsflächen als zum Beispiel die Bundesrepublik, die heute im Vergleich
auch bereits angesprochen wurde. Wir haben um 70 Prozent mehr
Verkaufsfläche pro Einwohner, und daran trägt auch dieses Haus viel Schuld,
weil Sie immer sehr viele Verkaufsflächen gewidmet und damit die
Konzentration – und das ist das Entscheidende – weiter vorangetrieben
haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Im Wiener Bereich könnte man die Wirtschaft natürlich
auch mit einer wirklichen Verwaltungsreform entlasten. Verwaltungsabläufe
sollten einfacher und schneller funktionieren, denn die Kosten für die
Verwaltung hat die Wirtschaft und haben die Klein- und Mittelbetriebe zu
tragen, und diese Kosten werden natürlich längerfristig auf die Konsumenten
überwälzt, was die Inflationsrate vorantreibt.
Meine Damen und Herren! Damit komme ich zur Steuer-
und Gebührenpolitik. Ich bin Ihrer Meinung, es gibt hier aber zwei wesentliche
Unterschiede. Für viele Gebühren und Steuern werden Gegenleistungen
erbracht. – Sie haben gesagt, dass Sie Kostendeckung haben müssen. Dabei
geht es aber natürlich immer um die Frage der Höhe der
Kostendeckung. Und was geschieht mit den vielen Überschüssen, die auch
bestehen, wie wir im Rechnungsabschluss festgestellt haben? Könnte man diese
nicht der Wirtschaft beziehungsweise den Wienerinnen und Wienern zurückgeben,
indem man zum Beispiel die thermische Sanierung oder die Fotovoltaik fördert?
Die beste Sparmaßnahme ist nämlich das Sparen von Strom und Energie. Das ist
nicht nur über Preise möglich! Man könnte hier schon längst Maßnahmen setzen,
um nachhaltig zu sparen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Es gibt aber auch sehr viele
Gebühren und Abgaben, für die es überhaupt keine oder wenig Gegenleistung gibt.
So bin ich etwa nicht ganz der Meinung des Kollegen Margulies, dass die
Parkometerabgabe einen Lenkungseffekt hat. Ich meine, der Lenkungseffekt bei
der Parkometerabgabe ist sehr gering! Wir können sie noch so sehr steigern, ich
glaube, der Lenkungseffekt bleibt trotzdem sehr gering. (Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.)
Ich meine, das Gegenteil ist der Fall. Das haben wir
schon vor zwei Tagen besprochen: Hier wird angespart, eine Rücklage gebildet,
und es wird dann nichts damit angefangen. Und das ist doch eindeutig
preistreibend, weil das sozusagen ... (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Wie hat es denn ohne Parkometerabgabe ausgesehen?)
Ich kann dazu nur sagen: Ich
glaube nicht, dass es einen Unterschied zu der Zeit vor der Erhöhung um
50 Prozent im vorigen September gibt. Wenn es da
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