Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 108
Stadträtin. Aber dann stellt sich mir die Frage: Wessen Freund war der Herr Frank, denn irgendjemandes Freund muss er gewesen sein. Er muss irgendjemandes Freund gewesen sein, denn wie kann es sonst sein, dass er ohne Ausschreibungsverfahren einen Auftrag zur Abwicklung eines Riesenprojekts ohne vorherige Prüfung seiner Kompetenz bekommt. Das heißt, und damit bin ich sozusagen beim ersten Kernpunkt meiner Kritik, ja der Sinn und Zweck von Ausschreibungsverfahren, von öffentlichen, besteht ja darin sicherzustellen, dass nicht irgendjemandes Freund einen Auftrag für 32 Millionen EUR bekommt, für den er nicht geeignet ist. Ja, dazu braucht es öffentliche Ausschreibungsverfahren in dieser Stadt. Und es ist mir absolut egal, wenn es rechtens ist, dass die Tochter der Tochter, der Partner, der Freund, was auch immer, jetzt den Auftrag gibt und am Ende ist niemand mehr verantwortlich und am Ende ist niemand mehr schuld und am Ende weiß niemand mehr, wer wen beauftragt hat und am Ende weiß niemand mehr, wie die Verträge aussehen und am Ende wissen wir nicht einmal mehr, ob das Geld jetzt direkt von der Riesenradplatz ErrichtungsGmbH direkt an Explore 5D überwiesen worden ist oder an Immoconsult und über Immoconsult an Explore 5D.
Ja, das alles sind genau die Probleme, die dann
entstehen und niemand ist mehr schuld und niemand hat die politische
Verantwortung zu tragen. Und das geht nicht, Frau Stadträtin, es tut mir leid!
Denn wenn Sie mit dieser Behauptung versuchen, öffentlich dieses ganze Debakel
zu überstehen, dann tut es mir leid, dann stehen Sie da und versuchen sich
hinter dem eigenen Finger zu verstecken und der reicht nicht aus. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Zweitens und ich kürze ab: Ja, ich finde, diese
Konstruktion ist ein Lehrbeispiel dafür, wie Auslagerungen nicht stattfinden
sollen und bekräftige an dieser Stelle einmal mehr die Kritik, die es seitens
der GRÜNEN vielfach gegeben hat, dass es nicht Sinn und Zweck ist, Mittel der
Stadt Wien zu investieren und Aufgaben der Stadt Wien über Konstruktionen zu
erledigen, die am Ende bedeuten, dass niemand weiß, wo das Geld abgeblieben
ist, dass niemand weiß, wer jetzt die Verantwortung hat und dass der eine die
Verantwortung auf den anderen schiebt und der nächste auf den übernächsten und
die Tochter hin zur Enkelin und die zum Partner und der Partner zu
Explore 5D und der an die Unternehmer und am Ende bleiben 23,
25 kleine Subunternehmer auf der Strecke und 60 Menschen bangen um
ihre Arbeitsplätze über diesen Sommer.
Damit bin ich beim dritten und letzten Punkt aus
meiner Sicht. Ja, wir können es nicht zulassen, dass Kleinunternehmer in diesem
Sommer im Regen stehen gelassen werden. Ich komme auch nicht umhin, den Vorwurf
des schlechten Krisenmanagements zu erheben.
Erstens einmal, als bekannt wurde, dass es hier eine
Pleite gibt, wurde zunächst alles geleugnet. Es hat geheißen, es ist alles
unwahr. Kollegin Gretner hat gesagt, man muss handeln, dort werden jetzt gerade
Dinge abgebaut. Zunächst hat es geheißen, es ist alles unwahr. Als Nächstes
wurde die Überbringerin der schlechten Botschaft, in diesem Falle erneut
Kollegin Gretner, angegriffen. Die Fragen, die unsererseits in der Dringlichen
Anfrage gestellt wurden, wurden großteils nicht beantwortet, sondern ganz im
Gegenteil, mit Beschuldigungen und Angriffen teilweise quittiert. Ja, was hat
es dann gegeben? Danach hat es einen enormen medialen Druck gegeben, ziemlich
lang keine Stellungnahme, dann auf Grund des Drucks endlich einen Round Table,
wo die kleinen Unternehmer eingeladen wurden, und dann bei diesem Round Table
sehr wohl Zusicherungen bekommen haben, mündliche, aber in welcher Art, in
welcher Qualität! Ich würde das in Wahrheit als vage Beschwichtigungen
klassifizieren, denn das, was jetzt dort gesagt worden ist und was Sie uns auch
über die APA wissen ließen, enthält keine konkreten Schritte, es enthält keinen
Zeithorizont. Und es tut mir leid, aber es gibt den Menschen, die jetzt nicht
wissen, ob sie die nächsten zwei Monate überstehen werden oder nicht, keine
Sicherheit.
Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ein Haus
voller Juristen, manche von ihnen sogar ausgezeichnete Juristen, nicht imstande
ist, eine Lösung auszuarbeiten, wie man jetzt rechtens dafür sorgen kann, dass
genau diese kleinen Unternehmen nicht im Regen stehen gelassen werden. Ich muss
auch noch sagen, dass die zynischen Auftritte des Herrn Geschäftsführers Wurz -
für diejenigen, die nicht wissen, wer das ist, das ist eben der Geschäftsführer
der Tochter und der Tochter der Tochter, sprich PraterserviceGmbH und
Riesenradplatz ErrichtungsGmbH, der eine Mail auch im Namen, wenn man so will,
auch für die Frau VBgmin Laska an die Unternehmer richtet und der ihnen mehr
oder weniger nichts anderes sagt als: Halten Sie sich an den Nächsten, an den
Übernächsten und an den Überübernächsten, wir haben damit nichts zu tun. Ja,
das ist irgendwie auch mäßig beruhigend, es trägt nicht zur Sicherheit bei.
Das ist in Summe - und damit komme ich zum Schluss
meiner Ausführungen -, wir haben es jetzt mit einer Situation zu tun, in der
15 Millionen ausbezahlt worden sind, in der das Projekt alles andere als
fertig ist, in der Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen müssen und die der
eine jeweils mit einem Ups auf den Nächsten verweist und nach einer Reihe von
Ups, Ups, Ups, Ups stehen jetzt die kleinen Unternehmer da und Ups, sie wissen
nicht, wie sie den Sommer überstehen werden.
Frau Stadträtin, es tut mir leid, mein Vertrauen in
die Umsetzungskompetenz ist erschüttert. Ich muss sagen, das war eine schlechte
Konstruktion und keine Wahrnehmung der Aufsichtspflichten, so wie ich sie
wahrgenommen hätte und erwartet hätte, dass man sie wahrnehmen muss. Auch die
Entscheidung, hier keine Ausschreibung durchzuführen, war eine schlechte
Entscheidung. Es gibt auch kein Vertrauen mehr in Ihre
Krisenmanagementkompetenz und es gibt auch kein Vertrauen mehr in Ihre
Lösungskompetenz an Hand dessen, dass wir jetzt schon seit Wochen wissen, was
dort passiert ist und nach wie vor keine konkreten Zusagen da sind den
betroffenen Kleinunternehmern gegenüber.
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