Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 108
ziemlich komplizierte Firmenkonstruktion – vielleicht kann uns die Frau Vizebürgermeister nachher erläutern, wieso diese notwendig war –, und plötzlich hörten wir, der Innenausbau ist unvollendet, Zahlungsstopp, Zahlungsverzug, Teile der Bausumme fehlen. Dann war die Insolvenz. Dann haben die Kleinunternehmen versucht zu retten, was noch zu retten ging und haben Teile ihres Materials weggeräumt. Und dann kam das Ganze in die Medien.
Und da stellt sich für uns im Zusammenhang mit dem
Generalunternehmer schon eine wichtige Frage, nämlich die: Wie kamen diese
Firma und der Herr, der wesentlich dahintersteht, zu diesem Auftrag? Wenn ich
einen Auftrag in einer Größenordnung von doch, ich glaube,
32 Millionen EUR vergebe, dann schaue ich mir denjenigen, an den ich
den Auftrag erteile, doch einmal ein bisschen an, schaue, welche Erfahrungen
bringt er mit, welche Referenzen kann er vorweisen.
Wenn Sie heute einen Bankkredit wollen, dann müssen
Sie, damit Sie den Kredit bekommen, schon fast mehr Reserven besitzen, als der
Kredit ausmacht. So genau werden Sie heute geprüft. Und man sollte annehmen,
dass ein sorgfältiger Unternehmer wie die Stadt Wien auch überlegt, an wen sie
diesen Auftrag vergibt.
Ich habe es schon einmal erwähnt, aber das ist
wirklich so obskur und abstrus eigentlich, dass ich es doch noch einmal ganz
genau durchgehen möchte, nämlich die Erfolgsbilanz dieser seltsamen Firmen des
Herrn Gerhard Frank. Ich habe es schon einmal gesagt, er ist gelernter Biologe,
der mit dem Herrn Bürgermeister gemeinsam studiert hat. Ob ihn das allein zum
Bauauftrag qualifiziert, wage ich zu bestreiten. Er hat mehrere Firmen
gegründet gehabt, war nach Medienauskünften hauptsächlich im Bereich von Firmen-Events
und Themenparkskonzepten tätig und da auch spezialisiert. Er hat 1999 begonnen
mit dem Konzept für die Show „Der dritte Mann" im Wiener Kanalsystem. 2000
kam dann der Aufstieg aus den Niederungen des Kanals in die so genannte
„Anderswelt". Das war als Themenpark im niederösterreichischen
Heidenreichstein geplant, großzügig gefördert durch das Land Niederösterreich
mit 2,12 Millionen EUR. Die haben sie verloren, sie sind aber dabei
im Vergleich zu uns wahrscheinlich noch günstig weggekommen. Die Firma dieses
Herrn hieß damals „Wechselspiel", ein netter Name. Der Park wurde 2004
stillgelegt und ging 2006 in Konkurs, weil kein Interesse an diesen Themen
bestand.
Dann kamen Verhandlungen mit Rumänien um ein
10 Millionen-Projekt für den Draculapark. Denen ist das Gruseln schon
vorher gekommen. Der Baubeginn ist dann letztlich nicht erfolgt.
2005, die nächste Referenz, Konzept für „Blue
Dome", eine Wassererlebniswelt am Wolfgangsee, mitfinanziert von den
umliegenden Gemeinden und vom Land Salzburg. Auch die schauen durch die Finger.
Er wurde kurz darauf, zwei Jahre später, ebenfalls wegen mangelnden
Publikumsinteresses geschlossen. Also ich hoffe, das Publikumsinteresse für den
Prater wird deswegen nicht ganz versiegen.
Und dann kam 2007 der Auftrag für diesen Platz, aber
nicht nur zur Erstellung des Konzepts, sondern, obwohl der Mann offenkundig –
zumindest nach den mir vorliegenden Unterlagen – keine Erfahrung auf diesem
Gebiet besaß oder besitzt, auch der Auftrag als Generalunternehmer für den
ganzen Bereich – und jetzt darauffolgend die Pleite.
Dann kommt das Nächste, und da ersuche ich die Frau
Vizebürgermeisterin, aufklärend zu wirken, denn sie kann das ja sehr leicht
tun. Dieser Herr tut immer so, als ob er sehr vertraut wäre mit der Frau
Vizebürgermeisterin. Er spricht davon, „dass die Gretl gesagt hat, da ist der
Masterplan, ich will, dass ihr ihn umsetzt", und „dass die Gretl seine
beste Mitarbeiterin war" und so weiter. Entweder ist es wirklich eine Unverschämtheit
von dem Herrn, dann wird es Zeit, dass man ihn zurechtweist, oder es geht um
eine Klarstellung, wie weit hier wirklich ein derartiges Nahverhältnis – das
ich mir aber in der Form auch nicht vorstellen möchte – bestehen soll.
In diesem Zusammenhang verlangen wir in dem
gemeinsamen Antrag Aufklären, vor allem, wie gesagt, in zwei Bereichen: Was
wird getan, um den Unternehmern aus dem Debakel zu helfen? Was wird getan, um
die Sache aufzuklären und festzustellen, ob und wie viel Geld für Wien jetzt
wirklich verloren ging, wie es weitergeht und wie man auf die Idee kam, diese
seltsame Firma mit dem Auftrag zu betrauen? – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Frau GRin Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und Herren!
Das vorliegende Geschäftsstück hat etwas zu tun eben
mit einem PPP-Projekt. Es lohnt tatsächlich, vielleicht einmal an anderer
Stelle darüber zu diskutieren, wie solche Projekte Sinn machen, wie sie
abgewickelt werden sollten. Es gehört natürlich zu den Grundsätzen einer
modernen Verwaltung, dass man nicht aus Prinzip alles von einer
Magistratsabteilung abwickeln lässt, was man sich vornimmt als Stadt, aber
solche Projekte bergen auch Gefahren in sich, und gerade das Fiasko rund um den
Pratervorplatz zeigt, welche Gefahren eben PPP-Projekte in sich bergen können.
Es zeigt auch, wie man es nicht macht, und es zwingt
uns auch zu einer äußerst unangenehmen Debatte, die spätestens heute geführt
werden muss, bevor wir alle für zwei Monate in die Sommerpause gehen, uns nicht
mehr sehen und eine Vielzahl von Unternehmen und viele, viele Menschen, die bei
diesen Unternehmen beschäftigt sind, während der Sommerpause der Unsicherheit
ausgeliefert werden und nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht.
Also, verehrte Damen und Herren,
ich glaube, Sie werden nicht umhinkommen, mir recht zu geben: Die Optik am
Prater ist derzeit verheerend. Sie ist verheerend gewesen von Anfang an
hinsichtlich der Ästhetik dieses Projektes – es hat ja auch nicht wenig Kritik
gegeben allerorts, nicht zuletzt auch von der
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