Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 108
betreffende Person wird nicht mehr in dieser Funktion im Vereinsvorstand sein, wird aber weiterhin bezahlterweise mit seinem Unternehmen diese Aufgaben erfüllen.
Dieser Kontrollamtsbericht wird jetzt von Seiten der
Mehrheitsfraktion SPÖ als Argument ins Feld geführt, warum der Verein Interface
in eine GmbH verwandelt werden soll. Wir haben aus mehreren Gründen Kritik
daran geübt, auch im Integrationsausschuss. Einer der Kritikpunkte ist, dass
man eine Jahresförderung von über 2 Millionen EUR mit einem mageren
Akt von ganzen sieben Seiten und noch dazu keinen Details, wie die Beziehung
von der neuen GmbH zur Stadt Wien genau aussehen soll, belegt. So eine
Vorgehensweise zeugt, sehr diplomatisch gesagt, nicht gerade von
Transparenzbemühungen.
Im Ausschuss haben wir mehrere Fragen gestellt und
erst dort erfahren, dass zum Beispiel nicht dran gedacht ist, einen
Aufsichtsrat zu installieren. Erst dort haben wir erfahren, weil wir gefragt
haben, aus wem die Generalversammlung bestehen soll, nämlich aus einer einzigen
Person, die vom Herrn Bürgermeister bestellt werden soll. Und so weiter und so
fort.
Das heißt, wir sind auch der Meinung, dass diese
Vorgehensweise, die Opposition überhaupt nicht zu informieren, obwohl es um
keine geringe Summe und um wichtige Bereiche der Integrationsarbeit geht,
inakzeptabel ist.
Zweitens und nicht weniger wichtig kommt hinzu, dass
Gesellschafter von GmbHs rein rechtlich andere Berichtspflichten und
Berichtsverpflichtungen haben gegenüber beispielsweise Oppositionsfraktionen
wie Vorstandsmitglieder von Vereinen, die von der Stadt Wien Förderungen
bekommen. Das heißt, wir sind auch der Meinung, dass Kontrollrechte der
Oppositionsfraktionen mit dieser Vorgehensweise noch weiter unter die Räder
kommen sollen, was auch ein weiterer Grund ist, dem Ganzen nicht zuzustimmen.
Und last but not least finden wir, dass der Bericht
des Kontrollamtes nicht nur nichts sagt von wegen verwandelt bitte diesen
Verein in eine GmbH, sondern auch andere Punkte kritisiert hat, wie zum
Beispiel den fehlenden Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems, wo der Verein
parallel zur Berichterstattung versprochen hat, dieses System aufzubauen.
Deshalb werden wir dem Poststück Nummer 7, also
der Verwandlung des Vereins Interface in eine GmbH, nicht zustimmen. – Danke
vielmals für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Krotsch.
GRin Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Ich habe mich deshalb zu Wort gemeldet, weil ich zu
dem Thema FEM Süd und FGM kurz Stellung nehmen möchte.
Wie alle wissen, bietet FEM Süd seit Jahren
umfassende Beratung und Begleitung von Frauen und Mädchen auch mit Migrationshintergrund
in der Muttersprache. Seit September 2007 haben wir nun diese Ausweitung um den
so wichtigen und tabuisierten Bereich der weiblichen Genitalverstümmelung. Hier
werden bedrohte, betroffene Frauen und Mädchen speziell beraten, und es wird ihnen
dort weitergeholfen.
Wir haben mit dem Franz-Josef-Spital, mit dem FEM Süd
einen sehr niederschwelligen anonymen und neutralen Zugang, und ich glaube, das
ist auch das Wichtigste hier mit dieser Ansiedlung im FEM Süd. Wir haben
absichtlich diesen anonymen Zugang gewählt, denn es war ja auch bei Bright
Future schon so, dass die Ablehnung von vielen Betroffenen dahin gehend war,
dass sie, wenn sie dort in die Schwarzspanierstraße gekommen sind, sozusagen
den Stempel FGM aufgedrückt bekommen haben. Gerade deswegen haben wir mit der
Ansiedlung im FEM Süd diesen anonymen Zugang gewählt.
Es ist natürlich auch Absicht, dass auf dem Folder,
der herausgegeben wurde, das Wort FGM nicht tituliert ist. Es geht um die Gesundheitsberatung
im Allgemeinen, um die Frauengesundheitsberatung, denn das Thema FGM ist auch
in diesem Gesundheitsbereich angesiedelt. Genau da kommt diese Problematik zum
Vorschein: bei den ÄrztInnen, bei den GynäkologInnen, bei den KinderärztInnen et
cetera.
FGM ist, wie gesagt, ein stark tabuisiertes Thema.
Wir übernehmen Verantwortung, wir werden es auch in Zukunft tun. Wir haben im
FEM Süd bei dieser Beratungsstelle auf Initiative unserer Frauenstadträtin
Sandra Frauenberger auch einen ExpertInnenbeirat eingerichtet. Der hat bereits
dreimal getagt. Es sind die verschiedenen Communitys eingebunden, die
verschiedenen ExpertInnen. Also wir haben hier die
Frauengesundheitsbeauftragte, die MA 57, MA 17, KinderärztInnen,
Verein Orient Express, WADI und viele, viele mehr. Auch der Verein Bright
Future, den Sie angesprochen haben, und Etenesh Hadis sind in den
ExpertInnenbeirat miteingebunden. Das heißt, wir wollen nicht auf ihre
Expertise, auf ihr Know-how verzichten, deshalb ist sie auch hier miteingebunden.
Deshalb kann man sagen, dass das Know-how und die
Expertise sehr wohl dort sind. Es gibt gute Kontakte zu den einzelnen
Communitys, zu den Vereinen, und es würde uns wirklich sehr interessieren, mit
welchen Vereinen, mit welchen Communitys Sie gesprochen haben, welche sich
nicht eingebunden fühlen, weil es, wie gesagt, eine breite Palette gibt, die im
Beirat ist.
Es wird ja vom Beirat auch eine verstärkte Vernetzung
mit den Communitys, mit den Vereinen gesucht. In den ersten vier Monaten im
Jahr 2007 hat es eine extreme Verstärkung dieser aufsuchenden Arbeit in den
Vereinen, in den Communitys gegeben. Also, ich glaube, man kann hier nicht
davon sprechen, dass hier keine Vernetzung stattfindet, kein Austausch
stattfindet, dass die Expertise nicht in FEM Süd verankert ist.
Wir werden auch zukünftig für die
Betroffenen einstehen. Das heißt, die Schwerpunkte im Jahr 2008 werden
natürlich in der Verstärkung, in dem Ausbau der Vernetzung und in der
Zusammenarbeit mit den vielen
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