Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 108
Ich möchte mich bei meiner Rede auf zwei Poststücke konzentrieren, die wir im Integrationsausschuss behandelt haben und die heute zum Beschluss anstehen, nämlich Poststück Nummer 5 und Poststück Nummer 7, denen wir nicht zustimmen werden, und ich möchte auch argumentieren, warum, was der Hintergrund dafür ist.
Postnummer 5 betrifft die Subvention an den
Verein für Frauen und Männergesundheit FEM Süd. Da wurde ja letztes Jahr schon
im Ausschuss im Juni 2007 beantragt, eine eigene FGM-Beratungsstelle im FEM Süd
aufzubauen, um die Arbeit, die davor ziemlich viele Jahre lang vom Verein
Bright Future von der Afrikanischen Frauenorganisation Wien aufgebaut und
geleistet wurde, sozusagen nicht mehr zu subventionieren von der Stadt Wien und
nach FEM Süd zu verlagern.
Wir haben mehrere Fragen gestellt im
Integrationsausschuss, haben zu bedenken gegeben, dass mit dieser
Vorgehensweise gewachsene Strukturen nicht mehr finanziert werden und wie man
gedenkt, sozusagen ähnliche Strukturen, vor allem ähnliche Vernetzungen in den
betroffenen Communitys aufzubauen, um die Zielgruppen effektiv erreichen zu
können. Uns wurde gesagt, es wird Fachpersonal eingestellt und es wird an
Vernetzungen gearbeitet werden.
Heute, ein Jahr später, stehen wir vor der
Weitersubventionierung der FGM- Beratung bei FEM Süd. Es geht um relativ
ähnliche Beträge, wie sie auch die Afrikanische Frauenorganisation zur
Förderung der FGM-Beratungsarbeit bekommen hat, allerdings haben unserer
Recherchen in den betroffenen Communitys, und zwar hauptsächlich bei
Betreuungsorganisationen, bei MigrantInnenvereinen,
MigrantInnenberatungsorganisationen ergeben, dass die Vernetzungen leider noch
immer sehr schwach bis kaum vorhanden sind. Alle Stellen, die wir kontaktiert
und befragt haben, haben ähnliche Antworten gegeben, die alle in die Richtung
gehen, wir bekommen keine Klientinnen von dort, wir schicken bis jetzt auch
keine hin, was bedeutet, dass es faktisch leider keine Vernetzung gibt, was
unsere Bedenken bezüglich der Förderung von FGM-Beratung in dieser Form bei FEM
Süd leider bestätigt hat.
Wir haben wirklich umfangreiche Recherchen in die
Wege geleitet, um sicherzugehen, dass es nicht so ist, dass es diese
Vernetzungen gibt, aber dass wir vielleicht davon nichts wüssten, aber alle
Antworten, die wir bekommen haben, waren leider negativ.
Es geht also darum – und das möchte ich ganz vehement
unterstreichen und betonen: Die Beratung im FGM-Bereich, also gegen die
Genitalverstümmelung von Frauen, ist notwendig, die muss in der Stadt Wien
passieren, die muss bestmöglich passieren. Aber dass die auch aufgehen kann,
dass sie auch Erfolg haben kann, hat damit zu tun, dass die Frauen von der
betroffenen Zielgruppe auch wirklich effektiv erreicht werden, dass die
Personen, die diese Arbeit professionell leisten, gut vernetzt sind, dass die
Communitys von dieser Arbeit erfahren, damit die Beratung überhaupt
funktionieren kann.
Und das scheint leider ein Jahr nach der Verlagerung
dieser Arbeit ins FEM Süd noch immer nicht gegeben zu sein, weshalb wir dem
Poststück Nummer 5 in dieser Form nicht zustimmen werden. Wir hoffen, dass
die Arbeit bis nächstes Jahr soweit fortgeschritten ist beziehungsweise die
Vernetzungen auch sosehr verbessert sind, dass wir dem nächsten Förderantrag
dann nächstes Jahr zustimmen werden können, weil es dann hoffentlich so sein
wird, dass die FGM-Beratungsarbeit in Wien verbessert sein wird, denn wir
finden, es hat keinen Sinn, mit dem Argument, ein Verein hat bis jetzt nicht
sehr gute Arbeit geleistet, die Förderungen für diesen Verein zu streichen,
neue Strukturen zu etablieren, die bis dato aber offensichtlich noch nicht so
gut funktionieren.
Wir möchten auch einen eigenen Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend den FGM-Bereich einbringen, der mehrere Punkte
vorsieht, unter anderem, dass autonome Frauenvereine und Strukturen durch
ausreichende und langfristige Finanzierung gestärkt werden, dass FGM-Beratung
in den bestehenden Einrichtungen noch besser verankert wird, dass das Wissen
über FGM, aber auch über Gewalt gegen Frauen in der Ausbildung von MultiplikatorInnen
wie ÄrztInnen, LehrerInnen, Personen in Gesundheitsberufen et cetera verankert
wird, aber auch, dass FEM Süd ein klares Aufgabenprofil erstellen soll, damit
zukünftig keine Konkurrenz zu bestehenden autonomen Fraueneinrichtungen besteht
und damit die vorhandene und durchaus auch sinnvolle Arbeit von mehreren
Frauenberatungseinrichtungen auch akkordiert und in bester Form erfolgen kann.
Zu unserem Beschlussantrag gehören last but not least
auch zwei wichtige Punkte, die die Bundesebene betreffen, die aber für Wien
auch wichtig sind, weil es auch auf Bundesebene noch keinen fertigen nationalen
Aktionsplan zur Beseitigung von weiblicher Genitalverstümmelung gibt. Unser
Antrag sieht vor, dass dieser Aktionsplan erstellt werden soll und dass eine eigene
autonome und koordinierende FGM-Beratungsstelle zur Umsetzung dieses nationalen
Aktionsplans geschaffen wird.
Das war Post 5. – Ich möchte noch kurz auf
Post 7 eingehen, die unserer Meinung nach nicht weniger wichtig ist. Der
Verein Interface, der seit den Tagen des Wiener Integrationsfonds besteht und
der in den letzten Jahren förderungsmäßig und aufgabenmäßig massiv ausgebaut
wurde, soll ja in eine GmbH verwandelt werden. An dieser Vorgehensweise haben
wir mehrer Kritikpunkte.
Wie die meisten von Ihnen sicher
wissen, hat das Kontrollamt im April 2008 einen Bericht zu Interface
veröffentlich, worin unter anderem kritisiert wurde, dass der stellvertretende
Geschäftsführer, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe, funktionsmäßig
gleichzeitig bezahlterweise die Abrechungen und Lohnverrechnungen von Interface
macht, was eine ganz klassische Unvereinbarkeit ist, nicht nur unserer Meinung
nach, sondern auch nach der Meinung vom Kontrollamt. Das wurde kritisiert.
Daraufhin wurde angekündigt, der Herr, die
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