Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 108
Grillplatzbenutzung. Denn dort wird der Müll nach so einem Grilltag Abend für Abend ungetrennt, in riesigen Mengen abgelagert: Plastik, Knochen, alles, was da so anfällt, ganz egal.
Wie würde denn das aussehen, wenn auf unseren
Lagerwiesen, die wir im Wienerwald haben und die auch zur Benützung vorgesehen sind,
die Familien, die diese Lagerwiesen aufsuchen, sich angewöhnen würden, dort
jedes Mal Unmengen von Müll zu hinterlassen? Ich wüsste nicht, wie dann die
MA 49 und in weiterer Folge eben die zuständigen Behörden reagieren
würden, wenn sich so etwas einführen würde!
Es wird unseren Volksschulkindern bei jedem Ausflug
klargemacht - und es gibt auch durchaus sorgsame Lehrer, die das kontrollieren
-, dass man von diesen Sackerln wegkommt. Die Kinder haben heute ihre
Mehrwegflaschen, wo der Saft oder das Wasser hinkommt. Es gibt die Dosen für
das Brot und für das Obst. Wir schauen, dass wir möglichst wenig Müll erzeugen,
und wenn wir einen haben, dann versuchen wir, diesen auch, so gut es geht, zu
trennen.
Ganz anders gilt offensichtlich die Regel für die Grillplatzbenützer.
So schaut die Realität aus! Das hängt auch mit dem Antrag zusammen, den wir
gestern eingebracht haben. Hier herrscht einfach ein mangelndes
Umweltbewusstsein.
Und was machen Sie? - Sie arbeiten genau in die
Gegenrichtung! Statt dass Sie das vermitteln, arbeiten Sie dagegen und lassen
alles zu, betreiben also diese Laisser-faire-Politik, mit der man sich
irgendwie beliebt machen will. Das hat ja eine politische Komponente: Das ist
Ihre neue Wählerschicht! Aber Sie vergessen, dass es oft die kleinen Sachen
sind, die die Menschen sehr stören.
Fragen Sie einmal die Wiener und Wienerinnen, die am
Wilhelminenberg spazieren gehen, die die Umgebung des Aufhof-Grillplatzes
kennen. Fragen Sie die Anrainer des Krapfenwaldls. Keiner freut sich über diese
Grillplätze, keiner sagt, das ist etwas Schönes, keiner sagt, das ist
appetitlich und hygienisch, und keiner sagt, dass das etwas mit Umweltschutz zu
tun hat, sondern alle sagen genau das Gegenteil: Es ist nicht schön, und es ist
nicht nett! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie machen es bei den
Grillplätzen genau so wie bei den Ladenöffnungszeiten. Das sage ich jetzt
einmal so dazu, obwohl es nicht unmittelbar dazugehört. Die einen müssen sich
an alle Regeln und Gesetze halten - und dann gibt es eine Gruppe, für die
einfach andere Regeln oder keine Regeln gelten, oder sie werden einfach nicht
exekutiert. (GR Dr Herbert Madejski:
Richtig!) So
sieht die Realität in Wien aus, und Sie verärgern damit sehr viele Bürger. (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrte Damen und
Herren! Sie sollten genau diese Politik sehr, sehr gut überdenken. Ich sage
Ihnen, das schadet Ihnen sehr! Der Wiener liebt seinen Wienerwald, der Wiener
liebt seine Wienerwaldwiesen, seinen Grünraum, seine Umgebung, und er möchte
nicht Wochenende für Wochenende, wenn er dort wandert, läuft oder mit dem
Fahrrad unterwegs ist, den Gestank einatmen müssen oder überhaupt bitten und
betteln dürfen, dass er dort auf einem Weg durchkommt, weil das alles
vollkommen besetzt ist und er sich vielleicht noch böse Worte nachschicken
lassen muss.
Sie sind ja auch im Bereich
der Verkehrsanbindung sehr geteilt in Ihrer Meinung. Während immer propagiert
wird, alle mögen auf das öffentliche Verkehrsmittel umsteigen - dazu fällt mir
auch ein guter Fall ein, da hat ein SPÖ-Bezirksvorsteher einer Mutter mit zwei
Kindern, die gerne ins Schafbergbad fährt und angeregt hat, man möge doch die
Buslinie auf den Schafberg in kleineren Intervallen führen, weil es eben
ziemlich mühsam ist, bei der Wattgasse auf der Hernalser Hauptstraße in der
glühenden Hitze mit all den Dingen, die man zu so einem Badetag mitnimmt, zu
warten -, da hat man ihr pampig erklärt: Sie müssen warten, das ist eben so,
warum sollen wir das überhaupt machen, die meisten fahren ohnehin mit dem Auto,
und das ist ihnen wurscht.
Also da ist es ganz egal! Da
wird auch das öffentliche Verkehrsmittel überhaupt nicht angeboten, da fahren
alle mit dem Auto hin - aber da ist es in Ordnung!
Sehr geehrte Damen und Herren! So darf es ... (StRin
Dr Monika Vana: Der 42B fährt im Sommer in kürzeren Intervallen!) Das ist
auch schon lange her. Es war in einer „Bezirkszeitung", und es war in der
Zeit, als die Intervalle sehr groß waren. Die gab es auch einmal, die ist schon
lange her. Man hat aber den Benützern nur eine pampige Antwort gegeben, und es
war den Leuten wurscht, wie Mütter mit Kindern unterwegs sind. Außerdem hat man
festgestellt: Mein Gott, mit zwei Kindern ins Bad zu fahren, das kann doch kein
Problem sein! Mit zwei Kleinkindern - Sie wissen es, Frau Kollegin - hängt sich
das unter Umständen schon an, wenn man das Lieblingsspielzeug mitnimmt. Es soll
ja auch ein schöner Badetag sein.
Wie gesagt, gemessen wird mit zweierlei Maß. Bei dem
einen ist es unbedingt notwendig, mit dem Auto hinzufahren, der andere kann ruhig
das öffentliche Verkehrsmittel nehmen. Das zeigt Ihre Haltung! Ich finde,
gerade diese Grillplätze zeigen sehr gut Ihre Haltung, die Sie in Wien
eingenommen haben. Sie haben ein Zwei-Klassen-Prinzip errichtet, was die
Behandlung der Bürger betrifft. Sie treten hier den Umwelt- und
Naturschutzgedanken mit Füßen.
Wir bringen daher einen Beschlussantrag ein: Es möge
diese Widmung der öffentlichen Grillplätze weggenommen werden. Wir wollen
wieder schöne, saubere Wienerwaldwiesen haben. Es spricht ja überhaupt nichts
dagegen, die Wienerwaldwiesen zu benützen. Ich frage mich: Warum muss ein
Erleben der Natur unbedingt mit Grillen verbunden sein? Ich darf daran
erinnern, dass wir im Grünraum von Wien eine sehr gute Gastronomie haben, und
vielleicht wäre es auch schön, wenn die Wiener Wirte - Sie sind ja immer so für
Integration! - vielleicht auch unsere Zuwanderer als Gäste begrüßen dürfen.
Überlegen Sie sich das einmal! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich bringe damit den Antrag ein,
und ich bitte Sie sehr herzlich: Überlegen Sie sich Ihre Haltung! (GRin
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