Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 104
einen Rahmen für Dreijahresförderungen, damit sie in Sicherheit
arbeiten können, damit sie nicht jedes Jahr um sinnvolle Unterstützungen und
Förderungen bangen müssen, und damit auch eine Kontinuität gegeben ist, die
letztendlich auch eine Professionalität und Professionalisierung fördern würde.
Ich glaube, es ist möglich, und wir finden, es sollte
mittel- und langfristig daran gearbeitet werden, diese Dreijahresverträge zu
ermöglichen. Veränderungen in konkreten Projekten, in konkreten Vorhaben dieser
Vereine und Institutionen können ihren Niederschlag letztendlich auch in
Ergänzungsförderungen und Ergänzungsanträgen finden. Es spricht also nicht
prinzipiell etwas dagegen, den Vereinen im Integrationsbereich
Dreijahresförderungen zuzusagen.
Ein zweiter Bereich, den ich besonders ansprechen
möchte: Da geht es um einen konkreten Verein, der für eine relativ neue
Zielgruppe Dienstleistungen anbietet und Integrationsmaßnahmen fördert, nämlich
„Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe und Frieden“. Wir haben das letztes
Jahr auch im Integrationsausschuss besprochen. Auch voriges Jahr hat der Verein
letztendlich eine Förderung bekommen, die aber weit unter dem von ihr
beantragten Betrag gelegen ist, und auch heuer soll es so sein, wenn es nach
dem Wunsch der Mehrheitsfraktion SPÖ geht. Das ist für uns auch deshalb
unverständlich, weil schon letztes Jahr die damalige Stadträtin Wehsely davon
gesprochen hat, dass diese neue Zielgruppe, nämlich Afrikaner und
Afrikanerinnen in Wien, eine besonders förderungswürdige Gruppe ist und eine
Gruppe ist, die Förderungen auch besonders braucht, weil viele Strukturen nicht
auf Sprachen und auf Kulturen in der Personengruppe Bezug nehmen können, und
dass deshalb die Förderung im Integrationsbemühen von afrikanischen Menschen in
Wien besondere Unterstützung verdient.
Was passiert aber: Der Verein macht sinnvolle Arbeit,
baut die Arbeit auf und aus und möchte mehr Förderungen, weil mehr
Beratungsleistungen erbracht werden sollen, und die Stadt Wien sagt, nein, das
braucht man eigentlich nicht, wir sollten nicht so viele Menschen betreuen, wir
können diesen Betrag nicht bewilligen. Damit klar wird oder klarer wird, um
welche Beträge es geht - das sind nämlich für die Stadt Wien weniger als
Peanuts, würde ich sagen -, die konkrete Förderung, die im
Integrationsausschuss beschlossen wurde, beträgt ganze 15 000 EUR,
und beantragt waren 27 100. Das ist für uns nicht verständlich, warum die
wichtige Gruppe von Afrikanern und Afrikanerinnen in Wien nicht mehr Unterstützung
bekommen soll, zumal die bisherigen Strukturen ihre Bedürfnisse auch nicht ganz
beantworten können.
Vorletzter Punkt: Für uns ganz wichtig ist der
Beitritt der Stadt Wien zur Städtekoalition gegen Rassismus, und das ist ein
mehr als sinnvoller Schritt. Wien ist übrigens nicht die erste Stadt in
Österreich, die dieser Städtekoalition beitritt. Auch um das sozusagen zu
betonen, dass wir da leider keine Vorreiterrolle spielen, weil jemand anderer
vor uns war, aber nichtsdestotrotz ist es sehr wichtig. Wir haben im Ausschuss
auch schon angesprochen, dass der Beschluss, dass Wien der Städtekoalition
beitritt, nicht das Ende der Arbeit in diesem Bereich ist, sondern eigentlich
erst der Anfang. Der 10-Punkte-Plan, der eigentlich ganz konkrete Maßnahmen vorsieht,
bedeutet einige Arbeit für die Stadt Wien und mein Eindruck war, dass die Stadt
Wien nicht wirklich darauf vorbereitet ist, diese Maßnahmen, die im
10-Punkte-Plan vorgesehen sind, umzusetzen. Damit es auch in den elektronischen
und sonstigen Archiven seinen Platz findet, möchte ich ein paar der wichtigen
Punkte aus diesem 10-Punkte-Plan zitieren: Da ist zum Beispiel genannt die
Bewertung der örtlichen Situation und der kommunalen Maßnahmen. Das bedeutet
Aufbau einer Datensammlung, Formulierung erreichbarer Ziele - ich glaube, das
war das erste Mal überhaupt, dass die Stadt Wien Ziele in ihrer
Integrationspolitik formuliert -, Entwicklung von Indikatoren, um die Wirkung
der kommunalen Maßnahmen bewerten zu können.
Da ist ein anderer Punkt, nämlich bessere
Beteiligungs- und Informationsmöglichkeiten für die Bürger und Bürgerinnen. Die
Stadt als aktive Förderin gleicher Chancen. Das sind alles Dinge, die wir in
den letzten Jahren wiederholt thematisiert haben. Ich kann mich ganz konkret
erinnern, letztes Jahr sind wir mit der Forderung an die damalige Stadträtin
Wehsely herangetreten, dass auch im Magistrat - Wien ist immerhin die größte
Arbeitgeberin der Republik -, dass auch in der Stadt Wien, im Personalwesen
sozusagen, Migranten und Migrantinnen Chancengleichheit und
Chancengerechtigkeit erfahren, sprich, dass man dafür ein Programm etablieren
muss, um den Anteil von Migranten und Migrantinnen im Wiener Magistrat zu
heben.
Das soll jetzt nicht zynisch klingen, aber das
betrifft nicht nur den Bereich des Putzpersonals. Weil unter dem Putzpersonal
gibt es etliche Migranten, hauptsächlich Migrantinnen eigentlich, sondern die
Rede ist davon, dass auf allen Hierarchieebenen, sprich, auch bei den
Abteilungsleitern und Abteilungsleiterinnen, auch bei den Hofräten und wenigen
Hofrätinnen, dass auch dort ... (GR
Mag Wolfgang Jung: Wissen Sie, wie lange das dauert?) Eben, es soll eben
nicht 100 Jahre dauern, auch bei der Frauengleichbehandlung und
-gleichberechtigung hat Frau die Hände nicht in den Schoß gelegt und gesagt,
nun ja, es wird schon passieren, überlassen wir das einfach der Zeit, auch bei
Migranten und Migrantinnen passiert das eben nicht automatisch. Dazu braucht es
eines politischen Bewusstseins und vor allem auch des politischen Willens, dass
man das auch umsetzen will und dazu braucht man auch konkrete Programme mit
bestimmten Zeitangaben, und vor allem mit konkreten Zielen, die formuliert
werden, dass man dann sagt, in fünf Jahren will man das und das erreicht haben,
in zehn Jahren will man das und jenes erreicht haben, und das alles braucht
Zeit, aber wir sehen auch den Beitritt zur Städtekoalition gegen Rassismus als
eine hoffentlich große Möglichkeit, in diesen Bereichen ganz konkrete Maßnahmen
zu ergreifen.
Ein anderer Punkt, der unter den
zehn Punkten
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