Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 104
genannt wird, ist die Stadt als Arbeitgeberin und
Dienstleisterin. Da habe ich unsere Forderungen kurz angerissen und da steht
auch ganz konkret, damit wir alle wissen, was wir hier heute beschließen. Da
ist ganz konkret davon die Rede, ich zitiere: „Die Stadt verpflichtet sich als
Arbeitgeberin und Dienstleisterin, Chancengleichheit und Gleichberechtigung zu
gewährleisten. Das hätte natürlich ganz massive Folgen und Konsequenzen, deren
wir uns bewusst sind und ich hoffe, dass das politisch auch erwünscht ist und
ich hoffe vor allem, dass das nicht auf dem Papier bleibt, sondern dass es auch
wirklich in die Tat umgesetzt und mit Leben gefüllt wird. Da ist von
Chancengleichheit auf dem Wohnungsmarkt die Rede, von Bekämpfung des Rassismus
und der Diskriminierung durch Bildung und Erziehung, Förderung der kulturellen
Vielfalt, und so weiter und so fort.
Also, das alles wird – denke ich – auch im neuen
Arbeitskreis Integration Thema sein. Da werden die Grünen ihren Beitrag leisten, allerdings erwarten wir uns auch
von den anderen Fraktionen, weil Integration ja ein Thema ist, das im Haus sehr
oft besprochen wird und von dem - abgesehen von der FPÖ - zumindest die anderen
beiden großen Fraktionen sagen, dass sie ihnen wichtig ist, da erwarten wir uns
also auch konkrete Vorschläge und konkrete Maßnahmen von den anderen
Fraktionen, damit die inhaltliche Arbeit sozusagen nicht an den Grünen hängen bleibt. (GRin Nurten
Yilmaz: Machen Sie sich bitte darüber keine Sorgen!)
Nicht, dass wir nicht Ideen hätten, aber konkrete
Ideen bringen wir immer wieder vor, (GRin Nurten Yilmaz: Die Frau Stadträtin
macht das alles bereits!) und das Interessante ist, um ein Beispiel zu
nennen, ja, ich möchte ein konkretes Beispiel nennen, weil jetzt hier so
vehement widersprochen wird. Wir haben vor einem Jahr zum Thema
Zwangsverheiratung und Frauenunterdrückung ganz konkrete Vorschläge macht.
Unter anderem, dass ein eigenes Konzept für die Betreuung von Frauen erarbeitet
wird, um die von Zwangsehen betroffenen Frauen in Wien zu betreuen, dass
Anlaufstellen geschaffen werden, und dass vor allem die Zahl der mehrsprachigen
Betreuer und Betreuerinnen vor allem, erhöht wird. Damals hat uns die StRin
Wehsely gesagt: „Nun, das schauen wir uns einmal an, wir müssen einmal
evaluieren, wie groß der Beratungsbedarf überhaupt ist.“ Und heute lese ich in
der APA, die neue Stadträtin Frauenberger sagt genau das Gleiche, nämlich:
„Nun, schauen wir uns das einmal an, wie groß der Beratungsbedarf überhaupt ist,
beziehungsweise wie groß das Betreuungsangebot ist.“ Genau die gleichen Worte
habe ich vor einem Jahr von der damaligen Frauenstadträtin gehört. Ich denke
mir, da ist in dem einen Jahr offensichtlich überhaupt nichts passiert, was die
Evaluierung des Beratungsangebots betrifft, sonst würde man ein Jahr später
nicht genau dieselben Worte sagen, außer, man will die Sache auf die lange Bank
schieben. Das meine ich mit konkreten Maßnahmen und konkreten Vorhaben.
Abschließen möchte ich mit einem kurzen Statement zu
dieser unsäglichen Forderung, höchstens 30 Prozent Anteil von Kindern mit
Migrationshintergrund in Schulklassen. Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen,
das ist eine Forderung, die an den Realitäten, vor allem in Wien, völlig
vorbeigeht. Alle, die sich mit Zahlen beschäftigt haben, müssten wissen, dass
der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in der Volksschule in
Wien über 40 Prozent beträgt. Das heißt, wo wollen Sie diese Kinder
hingeben, wenn Sie den MigrantInnenanteil auf 30 Prozent begrenzen wollen?
Das geht sich rein arithmetisch und mathematisch nicht aus, weil es ja mehr als
30 Prozent Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gibt. Das heißt, dieses
Vorhaben, egal, ob Sie es wissen oder nicht, läuft letztendlich darauf hinaus,
dass Sie eigene – ich sage es einmal brutal – Ausländerklassen machen wollen,
und das ist eigentlich genau das Gegenteil von Integration. Sie wollen ja
angeblich die Integration, und dann sagen Sie, der Anteil muss auf eine Zahl
begrenzt werden, die völlig unrealistisch ist, weil es viel mehr Kinder gibt
mit nichtdeutscher Muttersprache. Die Konsequenz ist, Sie müssen reine
Ausländerklassen machen. Und dann sprechen Sie von Integration. Also, da sage
ich noch einmal, entweder oder. Entweder Sie wollen Integration, dann müssen
Sie bitte auch ernstzunehmende Maßnahmen vorschlagen, die auf Integration
hinauslaufen, oder Sie sagen ganz offen, wir sind für Segregation, wir wollen
die Integration nicht, wir wollen diese Leute abtrennen, die sollen unter sich
bleiben, wir wollen unter uns bleiben, und sind auf immer glücklich. Und es
würde mich freuen, wenn - ich meine, von der FPÖ erwarte ich das ohnedies nicht
wirklich - auch die anderen Fraktionen, und da ist vor allem an die ÖVP zu
appellieren, sie sich dessen endlich auch bewusst wird, was die Maßnahmen für
diesen Vorschlag ganz konkret beinhalten.
Stellen Sie sich bitte hier her und sagen Sie auch
ganz offen, wir sind für Segregation, dann wissen wir es alle. Denn auf der
einen Seite von Integration zu sprechen und genau das Gegenteil vorzuschlagen,
das wird den Menschen, die zu integrieren sind, nicht helfen, und das ist auch
falsche Politik, würde ich sagen. Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau
GRin Mag Ekici. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Im
Geschäftsbereich Integration liegt uns heute eine Fülle von Anträgen und
Subventionsakten vor. Wir werden fast allen auch zustimmen, außer dem einen mit
der Integrationszeitung, weil wir finden, das ist wieder einmal eine
Selbstbejubelung der Stadt Wien, eine Selbstvermarktung, und man könnte dieses
Geld viel besser in den Vereinen anlegen, die Integrationsarbeit machen. Wir
stimmen deswegen nicht zu.
Auch aus den Worten der Kollegin Korun ergibt sich
eine Fülle von Problemen, auf die ich gerne eingehen möchte, aber leider ist
die Zeit dafür nicht vorhanden. Vielleicht noch einige Worte zum Thema
30 Prozent Kinder mit Migrationsanteil, die Sprachförderbedarf
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