Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 129
Stadtrat bereit ist, das aufzufangen.
Ich hoffe, dass der kulturpolitische Kahlschlag
verhindert wird, dass sich doch noch wenigstens eine Lösung findet, die die
Institution erhält, und dass noch etwas geschieht, um die Gefahr für den
Geschäftsführer, dessen Existenz, dessen auch persönliche Existenz mit
1. Jänner schwerst gefährdet ist, abzuwenden.
Ein ähnlicher Fall zeichnet sich beim Odeon ab, auch
ein Subventionsempfänger der bekannten Rahmenbeträge. Hier wird seit Monaten
verhandelt – ohne Erfolg. Seit Anfang September liegt ein Plan der
Theatermacher zur Gründung einer Stiftung vor mit sehr detaillierten
Vorstellungen. Bis jetzt gab es keine inhaltlich substanziellen und
wesentlichen Reaktionen des Stadtrates darauf. Die Subventionen für das Jahr
2007 sind noch nicht genehmigt. Die Zukunft des Odeon liegt in der Luft, und
Planung ist längst nicht mehr möglich. Klare Entscheidungen sind daher
notwendig.
Wir lehnen aus vielen aufgezählten Gründen – ich
mache es trotzdem kurz – diese Rahmenbeträge ab. Um zu einer Änderung zu
kommen, stelle ich einen Beschlussantrag gemeinsam mit meinem Kollegen Bernhard
Dworak:
Der zuständige Stadtrat für Kultur und Wissenschaften
möge in Zukunft vor einer Subventionsvergabe den Gemeinderatsausschuss jeweils
verbindlich und mittels genauer Auflistung der zu subventionierenden
Institutionen, die Summen und das dem förderungswürdigen Projekt zu Grunde
liegende Konzept informieren, anstatt sich Rahmenbeträge genehmigen zu lassen
und die dann zu vergeben.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Bestimmung
verlangt. – Ich danke schön. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. – Herr GR Woller.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Es gilt leider das, was ich ohnehin
schon ein paar Mal gesagt habe: Der Kollege Wolf kennt sich primär einmal nicht
aus. Ihre Wortmeldung hätte bei Post 46 vielleicht Berechtigung gehabt,
bei Post 49 ist sie absolut sinnlos, weil es einfach um ein ganz ein anderes
Thema geht.
Wenn Sie gegen Rahmenbeträge sind,
dann hätten Sie wahrscheinlich zu Post 46 den Antrag einbringen müssen,
bei Post 49 ist insofern eine andere Situation, dass wir ja im Gemeinderat
einstimmig – damals waren Sie noch nicht Gemeinderat, das war vielleicht auch
der Grund, warum die ÖVP zugestimmt hat – ein Leitbild für die Wiener
Theaterreform beschlossen haben, und im Rahmen dieses Leitbildes – wie gesagt,
ein einstimmiger Beschluss des Wiener Gemeinderates – wurde festgelegt, dass
die Förderung für freie Gruppen auf Grund dieses Leitbildes von einem unabhängigen
Kuratorium vergeben wird.
Post 49 betrifft eben die
Mittel für die Förderung der freien Gruppen durch dieses unabhängige
Kuratorium, und der Stadtrat hat alle Entscheidungen, die das Kuratorium bisher
getroffen hat, immer wieder eins zu eins umgesetzt. Das heißt, wir beschließen
hier einen Rahmenbetrag von jetzt 2 Millionen EUR, und das Kuratorium verwendet
die Mittel im Rahmen des Leitbildes. Da hat es überhaupt keinen Sinn, einen
Antrag zu stellen, dass Rahmenverträge abgeschafft werden. Das hätte vielleicht
bei Post 46 einen Sinn gehabt, wo es um Investitionskostenbeiträge
gegangen ist, dort hätte man vielleicht auch die Wortmeldung zum Vindobona
anbringen können.
Zum Vindobona muss ich nur zwei Sachen
bemerken. Erstens: Wenn Sie schon zumindest Zeitung lesen, sollte es Ihnen doch
nicht verborgen geblieben sein, dass die gesamte Kabarettszene, wirklich
geschlossen die gesamte Kabarettszene, der Meinung ist, man soll das Vindobona
erhalten, aber ohne Gratzl. Das muss einen Grund haben. Die Kabarettszene muss
schon wissen, warum sie sagt, wir wollen eigentlich nicht mehr den
Geschäftsführer Wolfgang Gratzl dort. Was würden Sie als Stadtrat machen, wenn
ein Geschäftsführer immer wieder kommt und sagt, er braucht das und das Geld –
und wir haben ihm zwei Mal nicht wenig Geld gegeben für die Investitionen im
Vindobona –, und dann kommt er wieder daher und alles ist anders. Wenn dann
sogar die ganze betroffene Kabarettszene der Meinung ist, er gehört abgelöst
und es gehört dort eine andere Leitung her, dann ist es absolut gerechtfertigt,
dass der Stadtrat sagt, da warten wir jetzt einmal ab, was sich die
Kabarettszene überlegt. Es wird sicher eine Lösung geben, aber ich denke, es
wird eine Lösung ohne den bisherigen Geschäftsführer sein, der offensichtlich
die Sache nicht völlig im Griff hat.
Das Zweite, was mir auffällt, das
ist schon eigenartig und das muss ich jetzt noch einmal sagen, damit es nicht
untergeht: Die ÖVP stimmt heute hier gegen die Subvention fürs Volkstheater,
sie stimmt gegen die Subvention des Volkstheaters in den Bezirken, sie stimmt
gegen die Förderung des Theaters an der Wien, sie stimmt gegen die Förderung
des Raimund Theaters und des Ronacher, also sie stimmt gegen alle wichtigen Kulturinstitutionen
der Stadt Wien, aber sie macht sich stark für eine private Kabarettbühne, wo
offensichtlich ein nicht ganz kompetenter Geschäftsführer ein Problem hat.
Also das ist schon ein eigenartiger
Standpunkt von Kulturpolitik. Wenn Sie es noch nicht verstanden haben: Es ist
im Prinzip so, dass wir Theater und darstellende Kunst fördern, dass wir
Kabarett aber nicht fördern. Nachdem im Vindobona Kabarett gespielt wird,
fördern wir dort nicht den Betrieb, sondern bestenfalls – so wie in anderen Kabaretthäusern:
Orpheum, Kulisse und so weiter – Investitionen. Keine Kabarettbühne hat jemals
so viel für Investitionen bekommen wie das Vindobona, trotz allem droht dem
Vindobona jetzt der Konkurs.
So gesehen, ist es berechtigt,
Theater zu fördern und Kabarett nicht. Das haben Sie, wie gesagt, noch nicht
verinnerlicht. Vielleicht lesen Sie das einmal nach. Aber unter uns gesagt: Ich
verstehe es nicht, dass Sie gegen alle Theatersubventionen stimmen, aber sich
stark machen fürs Vindobona.
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