Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 129
man ein Mehr an Bildung erfährt. Vielmehr ist für uns
wichtig, dass die Anwendung der Sprache eine grundsätzliche Maßnahme zur
Integration darstellt. Das fehlt uns ein bisschen bei der Integrationsarbeit.
Das Erwerben von Kenntnissen der deutschen Sprache und deren Anwendung wird
immer wieder fast wie ein böser Zwang dargestellt. Ist es ein böser Zwang, wenn
man jemandem ein Mehr an Bildung verschafft? – Ich glaube, das kann es
wirklich nicht sein! (Beifall bei der
FPÖ.)
Wir werden den Antrag deshalb ablehnen, weil wir die
finanziellen Mittel in diese Richtung als viel zu hoch erachten. Wir müssen
nämlich festhalten: Kinder, die Deutsch für den Eintritt ins Regelschulwesen
können müssen, sollen, wie wir meinen, auch im Kindergarten in Förderkursen und
dann selbstverständlich begleitend in der Schule Deutschunterricht erhalten. Im
Bereich der Erwachsenen sind die finanziellen Förderungen jedoch aus unserer
Sicht viel zu hoch!
Sie erklären immer wieder, Österreich wäre ein
Einwanderungsland. Haben Sie schon einmal geschaut, wie das in klassischen
Einwanderungsländern ausschaut? – Dort werden den Zuwanderern die
Sprachkurse nicht bezahlt, sondern sie haben sich selbst darum zu kümmern. Zu
einem gewissen Zeitpunkt müssen sie die Sprache aber beherrschen. Wir sind da
inkonsequent: Einerseits wollen wir ein Einwanderungsland sein, die Regeln
spielen wir aber anders. So kann das aus unserer Sicht auf keinen Fall gehen!
Wir kritisieren auch das Ungleichgewicht, das in der
letzten Zeit sukzessiv dadurch entsteht, dass die Mittelzuteilung besonders an
die Zuwanderer und Zuwanderinnen immer höher wird. Diese Mittel gehen nämlich
auf der anderen Seite bedürftigen Österreichern ab. Es ist wirklich eine
Schande, dass man einerseits sammeln muss, wenn ein invalider Familienvater mit
drei Kindern seine Familie nicht mehr versorgen kann und Charity-Projekte
stattfinden müssen, um die Familie über Wasser zu halten, auf der anderen Seite
aber Hunderttausende von Euro nur an eine Gruppe zugewendet werden, nämlich an
die Gruppe der Zuwanderer, denen aber die Teilnahme an allen anderen von uns
allen finanzierten Einrichtungen wie Schule, Gesundheitswesen,
Transportmitteln, Kultur und Sport auch zugänglich sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses
Ungleichgewicht stellt für uns wirklich eine Schlechterstellung der
Österreicher dar, von denen viele heute bereits in Armut oder an der
Armutsgrenze leben.
Bildung muss etwas wert sein, und auch das Leben in Österreich
muss etwas wert sein, denn das Leben in Österreich wurde ja angestrebt, wenn
man in dieses Land zuzieht. Dann muss es einem nicht nur ein Anliegen sein,
sich in die hiesige Gesellschaft zu integrieren, indem man hier auch die
gesellschaftlichen Normen akzeptiert, sondern das muss auch eine finanzielle
Wertschätzung erfahren, und aus diesen Gründen lehnen wir die Subventionen der
Sprachförderung laut den Tagesordnungsstücken 11 und 13 ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau StRin Vana. – Bitte.
StRin Dr Monika Vana: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte mich in meiner
kurzen Wortmeldung weniger auf das vorliegende Poststück beziehen.
Selbstverständlich stimmen die GRÜNEN dem Rahmenbetrag Frauenförderung, wie
immer, zu. Selbstverständlich unterstützen wir, im Gegensatz zu meiner
Vorrednerin, auch die feministischen Frauenprojekte in dieser Stadt. Und
selbstverständlich unterstützen wir auch die gestern präsentierte
Gender-Mainstreaming-Aktion der Stadt.
Wobei ich hiezu schon
anfügen möchte: Natürlich wünschen wir uns mehr konkrete Taten statt schöner
Worte und Kampagnen, zum Beispiel zur Förderung von Frauen in Spitzenfunktionen
im Wiener Magistrat, zur Förderung der Väterkarenz innerhalb des öffentlichen
Dienstes – der Durchschnitt der Männer, die im öffentlichen Dienst in Wien
in Karenz gehen, liegt sogar unter dem Bundesschnitt – oder zur Einführung
eines Papamonats im öffentlichen Dienst der Stadt Wien, was gerade die
Sozialdemokratie immer vom Bund fordert. – All das würden wir uns unter
einer Gender-Mainstreaming-Politik der Stadt vorstellen!
Dennoch halten wir die
gestern präsentierte Aktion für witzig und gut. Es ist das unserer Meinung nach
eine kluge Idee, um Rollenklischees, wie sie uns in unserer täglichen Umgebung
begegnen, etwa auch hier im Rathaus oder in den öffentlichen Einrichtungen der
Wiener Linien, zu modifizieren. Wir meinen, dass das dazu dient, das
Bewusstsein für Rollenklischees und Rollenzuschreibungen zu schärfen.
Meine heutige Wortmeldung bezieht sich auf den von
meiner Kollegin Krotsch, die nach mir sprechen wird, einzubringenden
Dreiparteienantrag zur Aufforderung an die Bundesregierung, die
Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie in Wien abzusichern. Es ist
leider nicht das erste Mal, dass wir uns in diesem Haus über dieses Thema
unterhalten müssen. Wir haben erst im Vorjahr, im Juni 2005, damals auf meine
Initiative, eine ähnlich lautende Forderung an die Bundesregierung
verabschiedet, und zwar mit den Stimmen der GRÜNEN und der SPÖ, weil schon
damals die finanzielle Situation der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt
äußerst prekär war. Schon damals konnte in vier Bezirken nicht mehr betreut
werden, die so wichtige Hilfe, Betreuung und Unterstützung für Opfer im Falle
der Gewalttätigkeit nach einer entsprechenden Meldung durch die Polizei konnte
nicht mehr geleistet werden. Damals haben wir einen entsprechenden Aufruf an
die Bundesregierung gestartet.
Eigentlich
ist es ja traurig, dass ein solcher Aufruf überhaupt nötig ist. Man muss
nämlich auch dazu sagen, dass die Interventionsstellen gegen Gewalt eine
Einrichtung des Bundes auf Grund des Gewaltschutzgesetzes sind, das 1997, als
es in Kraft trat, ein Meilenstein im Kampf gegen Gewalt in der Familie war. Und
es ist traurig, dass die Bundesregierung ihrem diesbezüglichen gesetzlichen
Auftrag nicht nachkommt. Bereits vor eineinhalb Jahren war die finanzielle
Situation der
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