Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 129
Zeit hat. Das ist ihm gar nicht so unrecht, und er möchte das Ganze durch diese Aubesetzer verzögern lassen.
Zum Schluss noch ein fachlicher Nachsatz: Die so
genannten Umweltschützer sind gar keine Umweltschützer, denn sie sind ja
Aubesetzer, und das ist noch der gelindeste Ausdruck. Natürlich sind sie aber
vor allem Menschenfeinde, denn wenn dieser Tunnel nicht kommt, dann wird der
Verkehr weiterhin durch die Stadt fließen beziehungsweise stocken, und das wird
die Bewohner belasten.
Die so genannten Umweltschützer befürchten, dass die
Probebohrungen dem Grundwasser irgendeinen Schaden zufügen können. – Das
ist natürlich Unsinn! Wir alle wissen ganz genau – und auch die ASFINAG
hat es dokumentiert –, dass jetzt schon 60 Bohrungen in das Grundwasser
der Lobau reichen. Wenn die Aubesetzer also sagen, es könnte ein alter Ölsee
angestochen werden oder dies oder jenes könnte passieren, dann erwidere ich:
Die MA 31 und die MA 45 haben schon 60 Probebohrungen in das
sensible Grundwasser geführt, um dieses eben zu schützen und zu überwachen!
Wie gesagt: Es geht in der Au gar nicht um die Natur,
sondern es geht um die Politik und ums Geld. – Wir Freiheitlichen sind für
die Entlastung der Menschen und diesfalls vor allem der Menschen in der
Donaustadt, und daher sind wir für die Dr Madejski-Außenvariante. (Beifall
bei der FPÖ. – GR Dr Herbert Madejski: Danke!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dr Ulm.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten
Damen und Herren!
Ich war eigentlich sehr angenehm überrascht über das,
was ich von Seiten der Sozialdemokratie und namentlich von Herrn Prof Pfleger
bei seiner Wortmeldung gehört habe! Ich kann das im ganz überwiegenden Anteil
unterstreichen, und ich freue mich über die klaren Worte, die er gefunden hat.
Im letzten Teil seiner Rede kann ich ihm dann natürlich nicht mehr Recht geben,
als er sich gefragt hat, warum gewisse Dinge denn der SPÖ umgehängt werden, die
ja überhaupt nichts dafür kann!
Da möchte ich jetzt einhaken und ansetzen: Die SPÖ
kann natürlich sehr viel dafür, denn sie muss sich in dieser Stadt schon andere
Kriterien anlegen lassen, und auch jemand wie der Bürgermeister muss sich ganz
besonderen Kriterien stellen, denn niemand anderer in dieser Stadt hat Macht
und Verantwortung wie er. Niemand anderer hat Macht und Verantwortung in dieser
Stadt wie die absolut und allein regierende SPÖ!
Da wird es mir jetzt schon sehr ernst, wenn ich sage,
dass durch das Verhalten des Bürgermeisters und der SPÖ ganz wesentliche
Prinzipien der Verfassung in Frage gestellt werden. – Ich gehe nicht
leichtfertig mit diesem Vorwurf um und bin sehr vorsichtig, was ich da sage.
Der Herr Bürgermeister war heute auch sehr vorsichtig bei der Beantwortung der
Dringlichen Anfrage, aber nicht, was Äußerungen in der Vergangenheit betroffen
hat und auch nicht bezüglicher des Verhaltens, das er bis heute gezeigt hat. In
Wahrheit macht die SPÖ hier nichts anderes, als grundlegende
verfassungsrechtliche Prinzipien auszuhöhlen, nämlich das demokratische
Prinzip, das Legalitätsprinzip und das rechtsstaatliche Prinzip. (Beifall
bei der ÖVP.)
Der Bürgermeister sagte im O-Ton: Wenn ihr, die
Aubesetzer, den Tunnel verhindert, dann werdet ihr irgendwann die Brücke
bekommen. – Diese Aussage schafft ein demokratiepolitisches Problem, denn
so einfach kann es wohl nicht sein, dass man sich nur lang genug gegen eine
Sache wehrt und, auch wenn man eklatant in der Minderheit ist, letztlich der
Mehrheit den eigenen Willen aufzwingt. Das will niemand. Die Stadt will es
nicht, 90 Prozent der Bevölkerung wollen es nicht, aber wir werden einmal
die Brücke bekommen, weil eine Handvoll selbsternannter Auschützer das so will.
Auch das Legalitätsprinzip wird in Frage gestellt.
Das Legalitätsprinzip besagt, dass die gesamte staatliche Vollziehung auf Grund
der Gesetze zu erfolgen hat. Was aber sagt der Bürgermeister? – Der
Bürgermeister sagt: Ich schicke euch niemals die Polizei in die Au!
Gleichzeitig wird jedoch allerorten zugestanden, dass es dort
Verwaltungsübertretungen gibt. Ich will jetzt überhaupt nicht ins Detail gehen,
wie leicht diese Verwaltungsübertretungen sind. Herr Prof Pfleger! Sie
haben dankenswerterweise erwähnt, dass es Verwaltungsübertretungen gibt, und
ich muss jetzt wirklich auf das Verwaltungsstrafgesetz hinweisen. Da gibt es
einen § 35, der
ausdrücklich regelt, wann die Polizei mit Festnahme vorzugehen hat. Solche
Fälle liegen ganz offensichtlich vor, und dann darf der Bürgermeister nicht
sagen, dass die Polizei dort niemals einschreiten wird, und damit in Wahrheit
der Polizei eine Vorgabe machen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der
Gesetzmäßigkeit entspricht.
§ 35 des
Verwaltungsstrafgesetzes sagt, dass immer dann mit Festnahme vorzugehen ist,
wenn eine Verwaltungsübertretung erfolgt und die Identität desjenigen nicht
festgestellt werden kann oder wenn jemand beharrlich in seiner strafbaren
Handlung verharrt oder bereit ist, diese immer wieder zu wiederholen.
Offensichtlich – und das sagt auch die SPÖ – gibt es dort jetzt
solche Verwaltungsübertretungen, und daher müsste man nach § 35 VStG vorgehen. Das
geschieht aber nicht, weil es der Bürgermeister nicht zulässt, und das ist ein
Verstoß gegen das Legalitätsprinzip. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Bürgermeister sagt: Wenn die ASFINAG daran geht,
andere Varianten als diese Lobautunnelvariante zu prüfen, dann fasse ich das
als Provokation auf. – Sehr verehrte Damen und Herren! Wir fassen die
Politik des Bürgermeisters und der SPÖ als Provokation auf!
Man kann sich ja gar nicht leicht so tollpatschig
benehmen wie die SPÖ in dieser Angelegenheit! Man ist bescheiderlassende
Behörde, man ist Grundeigentümer, und man schafft es einfach nicht, dass die
ausführende Firma ihre Probebohrungen durchführen kann! Aber das passt in
Wahrheit sehr gut zur Politik der SPÖ: Sie macht nämlich eigentlich keine
Politik, sondern entzieht sich der Verantwortung und betreibt eine Laisser-faire-Politik
nach dem Motto: Warten wir ganz einfach einmal ab, und schauen wir, was
passiert!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular