Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 129
Sehr verehrte Damen und Herren von der
Sozialdemokratie! Ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, dass Sie keine
Politik machen, sondern nur so tun, als ob Sie Politik machen würden. Ich denke
da jetzt zum Beispiel an die Schilder, die verweiblicht werden, was ja eine
ganz possierliche Angelegenheit ist, wenn man dann eine Bauarbeiterin im Rock
und mit Pferdeschwanz sieht. Das Schild schaut an sich ganz nett aus, man darf
es aber nie aufstellen, weil die Gefahrenzeichen: Achtung Baustelle! bundesweit
einheitlich geregelt sein müssen. – Ob es Wirtschaftspolitik,
Sozialpolitik oder Arbeitsmarktpolitik ist: Sie tun nur so, als ob Sie Politik
machen würden, sie machen aber leider Gottes keine, und das wird bei der
Aubesetzung in der Lobau ganz besonderes augenscheinlich. (Beifall bei der
ÖVP.)
Lassen Sie mich zum Abschluss noch etwas zu diesen
Aubesetzern und zum Thema Polizeistaat sagen: Selbstverständlich wollen wir
keinen Polizeistaat! Selbstverständlich soll dort nicht mit der Keule vorgegangen
werden! (GR Dr Matthias
Tschirf: Genau!) Wir wollen aber den Rechtsstaat, und dem Rechtsstaat muss
zum Durchbruch verholfen werden, und da wollen wir all unsere politische Macht
hinein legen. (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Was
wollen Sie?) Wir wollen dem Rechtsstaat zum Durchbruch verhelfen, lieber
Herr Kollege Oxonitsch! Sie waren offensichtlich nicht da, als ich das
ausgeführt habe. Ich wiederhole daher: Selbstverständlich muss es zu einem
Polizeieinsatz kommen, wenn dieser geboten ist, überhaupt keine Frage! Das ist
somit klargestellt. Und ich möchte vor allem auch nicht einen Bürgermeister,
der die Polizei von ihrer gesetzmäßigen Aufgabe abhält, denn das grenzt an
Amtsmissbrauch, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist mir ein Anliegen, noch etwas zu erwähnen:
Nicht alle, die sich in der Lobau aufhalten, dort campieren, spazieren gehen
oder Rad fahren, sind über einen Kamm zu scheren. Da gibt es offensichtlich
ganz unterschiedliche Personen und Persönlichkeiten, darunter auch ganz fromme.
Ich habe mir, wie auch Kollege Parzer, das Programm angesehen: Am
24. Dezember, am Heiligen Abend, ist um 24 Uhr der Besuch der
Christmette in der Pfarrkirche Groß Enzersdorf vorgesehen. Das ist nur ein
Beispiel dafür, dass es sicherlich auch Gemeinsamkeiten gibt zwischen der ÖVP
und den Personen, die dort in der Au sind. Aber auch wenn sie es noch so gut
meinen: Auch für sie gilt der Rechtsstaat, und auch sie haben sich den Normen
der österreichischen Gesetzgebung zu unterwerfen und anzupassen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Nevrivy.
GR Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Von
meinen Vorrednern ist schon vieles zum Thema Probebohrungen und Umfahrung
erklärt und richtiggestellt worden. Da aber der notwendige Lerneffekt bei den
Abgeordneten der ÖVP, der FPÖ und der GRÜNEN noch immer nicht eingetreten ist,
fasse ich gerne die für die Stadt Wien entscheidenden Punkte nochmals zusammen.
Als Donaustädter, der die täglichen Staus in unseren
Ortsteilen kennt und der weiß, wie anstrengend es ist, mit dem Auto in die Stadt
zu kommen, sage ich Ihnen, und zwar vor allem in Richtung der GRÜNEN, ganz
deutlich: Die Donaustadt wird in wenigen Jahren der bevölkerungsreichste Bezirk
unserer Stadt sein. Wir brauchen ganz dringend eine Verkehrsentlastung durch
einen Umfahrungsring! Was wollen Sie den Menschen erklären, die unnötig ihre
Zeit in den Autos versitzen, vielleicht aber darauf angewiesen sind, weil sie
zum Beispiel Kinder haben? Wie rechtfertigen Sie den Schaden, den die
Wirtschaft durch diese Verzögerungen erleidet? Und in einem Punkt interessiert
mich die Position der grünen Partei wirklich: Wie argumentieren Sie die durch
Staus entstehende Umweltverschmutzung?
Wer diese Probleme kennt – und ich kenne
Sie – und sie selbst so wie ich oft erlebt hat, der weiß, wie wichtig
diese Umfahrung ist. Die einfache grüne Logik, dass wir keine Straßen mehr
bauen, weil sich dann keiner mehr ein Auto kauft, ist blauäugig. Die Mobilität
der Menschen und somit auch der Individualverkehr nehmen weiter zu. Das sagen
alle Prognosen außer jene des grünen Verkehrsplaners Seiß, der absurderweise
behauptet, dass eine Umfahrungsstraße die Kernstadt Wien schädigt und mehr
Autoverkehr mit sich bringt.
Wenn ich all diese unlogischen und konfusen Ideen und
Verkehrskonzepte der grünen Partei zusammenfasse, dann wundert es mich nicht,
warum die Wähler sie zur kleinsten Oppositionspartei in diesem Haus gemacht
haben! Wien braucht, wie alle seriösen Verkehrsplaner wissen, einen
Umfahrungsring. Die SPÖ ist aber nur für eine Tunnellösung zu gewinnen, weil
das die einzige Möglichkeit ist, dieses Straßenbauprojekt im Einklang mit dem
Umweltschutz zu verwirklichen. Daher wird der Tunnel auch in 60 m Tiefe
geführt, um unter den Grundwasserstrom zu kommen. Das beeinträchtigt den
Nationalpark nicht.
Und es kann auch nicht berücksichtigt werden, wenn
ein grüner Gemeinderat aus Groß Enzersdorf in Panik gerät und
Kellerüberflutungen in Eßling, das Absinken des Grundwassers, das Versiegen von
Hausbrunnen und generell eine Umweltkatastrophe unendlichen Ausmaßes kommen
sieht. Er sollte öfter im Nationalpark in der Lobau spazieren gehen und die
unberührte Natur genießen! Ich glaube, das würde seinen enormen Stresspegel
gewaltig absenken!
All das wird nämlich nicht geschehen. Und um das sicherzustellen,
brauchen wir eine Umweltverträglichkeitsprüfung und diese Probebohrungen. Es
geht darum, in einem Verfahren, das genau gewährleisten soll, dass
Verkehrsprojekte unsere Umwelt nicht beeinträchtigen, eine Bauweise zu wählen,
die den bestmöglichen Schutz für die Lobau sicherstellt. Und weil die GRÜNEN
auf demokratischem Weg mit dem Versuch, die Nordostumfahrung zu verhindern,
gescheitert sind, unterstützen die Spitzenvertreter dieser Partei einige wenige
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