Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 129
eigenen Kollegen in den einzelnen Bundesländern, machen, wo es Ihnen gerade passt, mit, und wo es Ihnen nicht passt, machen Sie nicht mit, rufen nach der Polizei, wollen die Leute kaputtschlagen und sind der Ansicht, das ist illegal und fürchterlich! Da sollten Sie sich Ihre Haltung ziemlich genau überlegen, bevor Sie Unwahrheiten darüber verbreiten, wie sich die GRÜNEN bei der Strategischen Umweltprüfung verhalten hätten.
Ich würde auch empfehlen,
dass Sie sich bei Ihrem eigenen Fraktionskollegen Günter Kenesei erkundigen,
dessen geradezu politisches Lebensprojekt es einmal war, dieses Gesamtprojekt
zu verhindern, der einmal massiv gegen den Bau der S1-Süd aufgetreten ist und
der heute wahrscheinlich nicht zufälligerweise nicht anwesend ist, vermute ich
einmal. Er wird Ihnen ziemlich genau erklären können, wie sich die GRÜNEN da
verhalten haben, was immer unsere Position war, nicht zuletzt auf Grund seines
massiven Einsatzes innerhalb unserer Fraktion. Wir sind immer noch bei dieser
Haltung. Ob er das ist, weiß ich nicht, aber ich hoffe, wenn er sie immer noch
hat, dass er das innerhalb Ihrer Partei nutzt, weil es ist nie zu spät
umzudenken und die Augen aufzumachen.
Was die SPÖ betrifft,
finde ich es sehr erfreulich, dass der Herr Bürgermeister nicht vorhat, die
Polizei zu schicken. Ich finde es sehr erfreulich, dass er sich entschuldigt
hat, dass er abschätzig von „Berufsaktivisten" gesprochen hat. Das hat er
heute in dieser Aussendung gemacht. Ich finde es auch erfreulich, dass er nun
gesprächsbereit ist, weil er vor wenigen Wochen noch Gespräche ausgeschlossen
und abgelehnt hat.
Ich denke, dass in der Tat
eine Nachdenkpause in diesem Fall erforderlich wäre. Man sollte nach einer
anderen Lösung suchen. In der Tat gibt es auch andere Lösungen, denn es ist
nicht so, dass wir in diesem Fall derart unkonstruktiv gewesen wären. Einmal
unabhängig davon, dass wir von Anfang an für den Bau der Umfahrungsstraßen rund
um die belasteten Ortskerne in der Region eingetreten sind, haben wir von
Anfang an auch gesagt, wenn es sich zum Schluss herausstellt, dass es nicht
anders geht und dass ein Autobahnprojekt erforderlich ist, wäre es möglich, die
A22 zu verlängern und dann mit einem Tunnel eine neue Donauquerung von
Kaisermühlen nach Simmering zu bauen. (GR Karlheinz Hora: Das löst das
Problem doch nicht!) Es ist also nicht so, dass es nicht alternative
Vorschläge gibt. Die gibt es. Man könnte darüber diskutieren. (GR Karlheinz
Hora: Das wird nur zu einem anderen Problem, sonst nichts!) Wollen Sie
nicht, tun Sie nicht! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Das bringt uns keinen Schritt
weiter!)
Ich kann nur den Herrn
Bürgermeister daran erinnern, sofern er noch im Raum ist, dass er einmal selbst
mit den Demonstranten in der Hainburger Au sympathisierte. Vielleicht erinnert
er sich noch an diese Zeiten, denn damals ging es auch um eine Au und jetzt
geht es einmal mehr um eine Au, die ein Nationalpark ist.
Was die FPÖ betrifft,
wundert mich Ihre Haltung insgesamt. Ich finde sie fast geradezu amüsant, denn
Sie sprechen von 55 000 Arbeitsplätzen, Kollege Madejski. Sie werden
wohl wissen, dass gerade in der Baubranche und insbesondere im Straßenbau
hauptsächlich Migranten beschäftigt sind und Sie in der Regel hauptsächlich
gegen alles sind, was irgendwie mit Zuwanderern zu tun hat. (GR Dr Herbert
Madejski: Rumänen, Polen, Tschechen, Slowaken! Die sind mittlerweile dank Ihrer
Hilfe schon in der EU!) Jetzt setzen Sie sich plötzlich für ihre
Arbeitsplätze ein! Sollte das tatsächlich ein Schwenk und eine neue Linie in
der FPÖ sein, freut es mich sehr! Ich begrüße es, dass Sie offenkundig zu
dieser neuen Haltung gefunden haben! Schade nur, dass es halt gerade mit dem
falschen Projekt ist, dass Sie 55 000 Arbeitsplätze für Zuwanderer
schaffen wollen! Schade! Aber vielleicht können wir, wenn wir uns
zusammensetzen, ein anderes Projekt finden, wo wir
55 000 Arbeitsplätze für Zuwanderer schaffen. (GR Dr Herbert
Madejski: Beim „Roten Hiasl" im wahrsten Sinne!) Ich stehe
selbstverständlich sehr gerne für diese Gespräche zur Verfügung und freue mich
schon, wenn sie stattfinden werden. (Beifall bei den Grünen.)
Vielleicht
eines noch, was ich auch nicht verstehe. Ich meine, es ist nicht so, dass
irgendjemand Sie draußen in der Au vermisst, das muss man ehrlich sagen, aber
trotzdem verstehe ich nicht, wie es sein kann, dass eine Partei wie Sie, die
sich durchaus erzkonservativ dazu bekennt, für den Schutz des Brauchtums, der
Kultur und der Natur einzutreten, nicht draußen ist. Ich meine, es ist die
deutsche Natur da draußen, die gefährdet ist, es sind Eichen. Wo sind Sie?
Warum sind Sie nicht da draußen? (GR Dr Herbert Madejski: Geh, bitte!) Warum
sind Sie nicht da draußen? (GR Dr Herbert Madejski: Das ist die unterste
Schublade!) Das frage ich mich wirklich! Aber offenbar ist es Ihnen egal!
Es ist Ihnen offenkundig egal! (StR Johann Herzog: Abgang!) Ich verstehe das nicht! Ich verstehe
Ihre Haltung nicht, aber bitte sehr!
Offenbar
scheint es so zu sein, dass für die anderen Parteien in diesem Haus Ökologie
ein Mäntelchen ist, das man sich schnell umwirft, wenn man es gerade braucht.
Und wenn man es nicht braucht, hängt man es irgendwie an den Nagel. Dort wartet
es dann halt auf bessere Zeiten. Jetzt gerade brauchen Sie es nicht. Jetzt
gerade haben Sie sich etwas anderes eingebildet und damit ist die Geschichte
sozusagen erledigt. Wir brauchen nicht über den Nationalpark zu reden, wir
brauchen nicht über die Abgastürme zu reden, das ist schon alles okay, wird
schon alles passieren. Ein richtiger Ökotunnel wird das werden, richtige
Ökoabgase werden es sein! (GR Mag Alexander Neuhuber: Waren Sie schon in der
Lobau?) Der Nationalpark wird überhaupt kein Problem haben, überhaupt
nicht! Das ist überhaupt keine Beeinträchtigung, es ist alles bestens und nur
Chaoten sind draußen in der Au und sind die Gefährdung des Nationalparks! Nicht
die Bagger, nicht die Bohrtürme, nicht die Bauarbeiten, nicht
35 000 Autos, nein, die Naturschützer gefährden die Au! Das werden
Sie doch nicht im Ernst irgendjemandem weismachen wollen! Das glauben Sie doch
selbst nicht!
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