Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 129
mindest
irgendwelche Grundprinzipien des ökologischen Denkens und Handelns
berücksichtigt! Fazit: Wenn man eine Autobahn braucht, dann bitte eine klügere
Trassenführung und nicht mitten durch einen Nationalpark (GR Robert Parzer: Welche?), Ausbau der Öffis und Bau von
kleinräumigen Umfahrungsstraßen rund um die belasteten Ortskerne (GR Robert Parzer: Geht nicht!) und
Respekt vor den eigenen Gesetzen, die wir uns gegeben haben, Respekt davor,
dass wir uns einmal dazu entschlossen haben, aus der Lobau einen Nationalpark
zu machen. Bei einem Nationalpark gibt es nun einmal Auflagen, die man nicht
zurechtbiegen kann, wie man es gerade braucht.
Ich kann
Ihnen nur abschließend sagen, meine Damen und Herren, der Bau dieser Autobahn
ist auf jeden Fall eine umweltpolitische Pleite, sowohl für die Umweltstadträtin
als auch für die Stadt Wien! Was die ASFINAG betrifft, hat sie uns noch immer
nicht erklärt, wie sie denn überhaupt gedenkt, dieses immens teure Projekt zu
finanzieren, wo sie derzeit vor turmhohen Schulden steht. Das ist auch fraglich
und steht in den Sternen. Die Stadt Wien, ich bestehe darauf, braucht diese
Autobahn nicht! Es ist Zeit nachzudenken. Es ist gut, dass die
UmweltaktivistInnen eine Nachdenkpause geradezu erzwingen. Lasst uns von diesem
teuren und unsinnigen Projekt abrücken! (Beifall
bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr
GR Dampier, bitte.
GR Karl Dampier (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Donaustädter
genügt, nicht Magister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin schon lange in den verschiedensten Funktionen
im Bezirk politisch tätig, war auch hier schon einmal und bin wieder hier in
der Stadt. Ich bin grundsätzlich persönlich und auch in meiner politischen
Arbeit ein positiv eingestellter Mensch, gebe aber zu, als ich die fünfeinhalb
Seiten Dringliche Anfrage allein in meinem Büro in der Firma gelesen habe, bin
ich ein bisschen in die politische Depression verfallen, natürlich nur ganz
kurzfristig, weil sonst wäre ich heute nicht als Diskussionsredner
herausgegangen, und habe mir gedacht, das gibt es ja nicht, das kann nicht von
der Partei kommen, die das im Bezirk und anderswo gemeinsam mit der SPÖ,
gemeinsam mit der FPÖ getragen hat. Bei den GRÜNEN war das bekanntlich ein
bisschen anders.
Ich finde es wirklich äußerst bedauerlich, ich sage
das ganz ernst, wie sich die Diskussion um eines der wahrscheinlich wichtigsten
Verkehrsprojekte in der Geschichte der Stadt, nämlich um den Wiener Außenring,
entwickelt. Ich finde es oft bedauerlich, wie gerade in letzter Zeit politische
Verkehrsfragen dann in der Detaildiskussion enden. Denn wenn man die eine oder
andere Presseaussendung, deren es in letzter Zeit viele gab, sieht und man denkt,
dass man das vielleicht in irgendwelchen Zeitungen im Ausland liest (Das Licht, welches das Ende der Redezeit
signalisiert, leuchtet auf.) - das gilt noch nicht für mich, ich habe erst
angefangen -, dass man vielleicht im Ausland nur die Überschrift oder einen
Dreizeiler liest, dann kann wirklich fast keiner glauben, dass dieser Wiener
Außenring von einer sehr großen politischen Mehrheit im Bezirk und in der Stadt
jetzt noch getragen wird, nämlich genauso, wie er letztendlich als
Kompromissvariante geplant ist.
Bei den GRÜNEN ist es überhaupt sehr interessant,
dass die Kollegin Vassilakou heute, so wie das letzte Mal der Kollege Chorherr,
mit dieser Halbvariante daherkommt. Ich kenne kaum einen Donaustädter und einen
Floridsdorfer, der Sie da ernst nimmt. Da müssten Sie sich vom Kollegen Maresch
ein bisschen beraten lassen. (GR Dr
Herbert Madejski: Falsch beraten!) Ich meine, ich bleibe dabei, was den
Individualverkehr betrifft, ist er Steinzeitpolitiker! Das habe ich das letzte
Mal schon gesagt, das wiederhole ich. Aber auch wenn Sie das noch ein paar Mal
sagen, will das einfach überhaupt niemand. Man kann grundsätzlich gegen ein
Gesamtprojekt sein, man kann grundsätzlich gegen Straßen sein - nicht meine
Meinung -, aber so eine halbe Verkehrslösung den Leuten dort in die Natur
hinzuklatschen, das wird sich niemand gefallen lassen, das möchte ich hier
betonen, schon gar nicht ein Floridsdorfer oder ein Donaustädter! (GR Mag Rüdiger Maresch: Aber es gibt gar
keine Verkehrslösung!)
Wie groß Ihr Wissen über Tunnelbauten und technische
Angelegenheiten ist, haben Sie eh gezeigt. Ich bin ganz unverdächtig, gegen
irgendwelche Europäer oder Ausländer etwas zu haben. Gerade im Tunnelbau sind
natürlich viele Ausländer beschäftigt, das ist schon richtig, EU-Bürger und
andere, aber die leitenden Herrschaften bei solchen Projekten sind waschechte
Österreicher. Da kann ich auch die FPÖ beruhigen. Die Mineure, die so etwas
machen, sind Kärntner, Steirer, Burgenländer. Kommen Sie halt einmal mit auf
eine solche Baustelle! (GRin Mag Maria
Vassilakou: Wir haben eh nichts dagegen!) Ich lade Sie gerne ein, ich bin
seit Jahren des Öfteren dort. Vielleicht lernen Sie etwas dazu! Das ist ja
möglich!
Wie gesagt, Individualverkehr und GRÜNE im Bezirk und
hier in der Stadt sind sowieso ein eigenes Problem. Das möchte ich nicht weiter
zum Thema machen, sondern die Knüppel-aus-dem-Sack-Politik der Österreichischen
Volkspartei. Ich muss sagen, ich bin wirklich zutiefst enttäuscht, wie Sie
beispielsweise in Punkt 14 und 15 sozusagen den Polizeistaat fordern! (GR Dr Matthias Tschirf: Rechtsstaat!
Rechtsstaat!) Ich bin wirklich enttäuscht! Ich hätte mir das nie gedacht,
als die Kolleginnen und Kollegen mit mir im Bezirk, ich wiederhole es, SPÖ,
ÖVP, FPÖ, gesagt haben, sie sind für diesen Außenring, das ist eine
Kompromissvariante. Es ist wirklich bedauerlich, dass es jetzt in der
Detaildiskussion so kommt.
Zur Ausgangssituation wurde schon gesagt, man muss es aber
schon betonen, und das ist kein Abschieben, wie manche das da im Haus immer
behaupten, es ist so, dass zwischen Bund, Wien und Niederösterreich das
Projekt, wie es sich jetzt darstellt, wie jetzt Vorarbeiten geleistet werden
sollen, eine Kompromissvariante ist - ich betone es noch einmal - und dass
jetzt natürlich mit
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular