Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 129
gang Gerstl: Das ist doch nicht wahr!)
Das finden Sie alles vollkommen normal für einen
Nationalpark, dass man dort zwar nicht spazieren gehen kann, wo man will, dass
man nichts pflücken darf, dass ich meinen Hund an der Leine haben muss, wenn
ich dort bin, was ich gerne tue. Aber es ist, noch einmal, vollkommen normal,
die Abgase von Tausenden von Autos direkt dort hineinzublasen! Darauf geht
niemand von Ihnen ein, weil es keine Antwort dafür gibt. Es gibt keine Antwort
dafür! Das ist nicht richtig! Das ist ein großer Fehler! Wir tun dem Nationalpark
überhaupt nichts Gutes mit dieser Entscheidung! Wir gefährden eine wertvolle Au
und das ist ein Fehler, zu dem ich offenkundig stehe, der Ihnen aber peinlich
ist und den Sie bei dieser Debatte immer unter den Tisch kehren!
Dann widmen wir uns der zweiten Frage. Die Region ist
extrem belastet. Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Aber doch nicht im Ernst
werden Sie hier behaupten wollen, uns und auch anderen gegenüber, die sich
auskennen, dass man durch diesen Umfahrungsring tatsächlich zur Entlastung des
Verkehrsproblems der Region beitragen kann. Das ist Quatsch! Das ist grober
Quatsch! Das ist Quatsch! Was die Region braucht, ist ein weiterer Ausbau der
öffentlichen Verkehrsmittel, die nach wie vor kläglichst vorhanden sind. Was
die Region braucht, und dazu haben wir uns mehrfach bekannt, ist der Bau von
kleinräumigen Umfahrungsstraßen rund um die belasteten Ortskerne, zum Beispiel
von Aspang und Eßling. Das brauchen wir. (GR
Robert Parzer: Eben nicht!)
Aber was die Region ganz sicher nicht braucht, ist
eine Transitautobahn, die laut der eigenen Strategischen Umweltprüfung, die
Ihnen allen vorliegt, 35 000 Autos mehr nach Wien ziehen wird. Denn
es gibt derzeit Transitrouten, die über die Slowakei und Ungarn, vom Norden in
den Süden, laufen und es ist vielleicht gut, das so zu belassen. Es gibt kein
besonderes Interesse, Transitverkehr nach Wien zu ziehen, der noch dazu in
unserem Fall nicht nur den Nationalpark gefährdet, nicht nur schädlich ist für
den Nationalpark, sondern im Rahmen dieses Gesamtprojekts auch noch einen
Speckgürtel von Einkaufszentren rund um Wien nach sich zieht, von dem Sie auch
wissen, dass das sehr gefährlich für die Geschäfte in der Stadt ist, die eh
schon so belastet sind. Aber darüber diskutieren wir auch nicht!
Worüber wir dieser Tage gerne diskutieren, sind die
Besuche der Aktivisten und Aktivistinnen, die dort ausharren. Übrigens ist das
Camp außerhalb des Nationalparks. (GR Robert Parzer: Nein! Das ist nicht
richtig!) - Kollege Parzer, wenn Sie sich in
der Gegend auskennen, feiert die Stadt Groß Enzersdorf jahrein jahraus
dort in genau demselben Areal ein ziemlich großes Gemeindefest. Also das wird
jetzt nicht das Problem sein, genau dort, wo das Camp ist. Anstatt darüber zu
diskutieren, was das für eine Belastung für den Nationalpark ist, versuchen Sie
viel lieber die Umweltaktivisten und Umweltaktivistinnen, die Umweltschützer
und die Anrainer, die vor Ort sind, zu diffamieren! (GR Robert Parzer: Diese
Menschen gefährden den Nationalpark!) - Jetzt machen Sie sich nicht lächerlich!
Das meinen Sie doch nicht im Ernst, dass diese Menschen den Nationalpark
gefährden, dass die Menschen den Eingriff darstellen und nicht die Bohrtürme
und nicht das Entstehen eines riesigen Tunnels und nicht der Bau von zwei
riesigen Abgastürmen an den zwei Enden des Parks! Das ist alles kein Problem!
Nein, die Naturschützer sind das Problem! Ich meine, so etwas Absurdes habe ich
noch nicht gehört!
Dann kommt auch noch die ASFINAG mit ihren
Popanzklagen und versucht, einzuschüchtern, dass die Menschen von dort
weggehen. (GR Dr Matthias Tschirf: Das
ist der Rechtsstaat!) Gott sei Dank gibt es Menschen, denen der
Nationalpark wichtig ist! Gott sei Dank gibt es Menschen, die Zivilcourage
haben! Gott sei Dank gibt es Menschen, die draußen in der Kälte, und inzwischen
ist es in der Nacht schon sehr kalt, ausharren! Eigentlich ist es traurig und
peinlich, dass die meisten von Ihnen nicht dort waren, nicht mit ihnen
gesprochen haben, sich das nicht angeschaut haben und sich auch nicht mit ihnen
solidarisieren! (Beifall bei den GRÜNEN.
- GR Dr Matthias Tschirf: Ich war dort! Ich habe es mir angeschaut!)
Zur ÖVP möchte ich nur sagen, dass es mich sehr
wundert, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Sie nach der Polizei rufen. Sie
soll hinausschauen, um offenkundig irgendwelche jungen Umweltaktivisten und -aktivistinnen und Anrainerinnen und Anrainer zu
verprügeln! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Nicht einmal ein Wort von der Polizei!
Kein Wort von der Polizei!) Ich verstehe nicht, warum Ihnen das so ein
Anliegen ist! Ich verstehe das nicht! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Zeigen Sie es
mir in meiner Rede!) Ihr Parteiobmann hat das vor wenigen Wochen wiederholt
in der Öffentlichkeit geäußert. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist eine
Eigenart des Rechtsstaats!) Offenbar war es ihm ein Bedürfnis, dass die
Polizei dort irgendwie eingreift und die Leute wegzerrt. Ich verstehe nicht,
woher diese Haltung kommt! Ich verstehe es auch deshalb nicht, weil Sie
dieselben sind, die diese Haltung hier einnehmen! Fragen Sie doch Ihre Kollegen
in Tirol! Warum machen sie dann bei der Blockade der Brennerautobahn mit? (GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist doch etwas anderes!) Warum machen sie dann
mit? Das ist doch auch illegal! Da gibt es auch Bescheide, da gibt es auch
Vereinbarungen und Abkommen mit der EU. Aber da machen Sie mit! Da macht die
ÖVP mit, das ist okay! Warum machen Sie bei den Grenzblockaden gegen Temelin
mit? Soll dann die Polizei kommen und verprügeln? Welche dann, die
österreichische oder die tschechische? Ist das nicht illegal? Verstößt das
nicht auch gegen Abkommen? Gibt es da nicht auch rechtsgültige Bescheide? Aber
da machen Sie mit, das ist okay! Mit zweierlei Maß zu messen, ist okay!
Auch für den Bau des Kraftwerks in Hainburg hat es Bescheide gegeben. Auch für Zwentendorf hat es Bescheide gegeben. Es ist sogar gebaut und nicht in Betrieb genommen worden. Also das Argument, hier gibt es Bescheide, Rechtsverstoß und der Rechtsstaat ist in Gefahr, ist mehr als lächerlich! Selbst Sie mit Ihren
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