Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 129
landwirtschaftliche Betriebe beschweren, dass sie nicht so viel verbauen
dürfen, um ihre Gerätschaften unterzubringen. (GRin Henriette FRANK: Nein!) Also ganz im Gegenteil, es wird hier
sehr, sehr restriktiv vorgegangen und, wie gesagt, es ist hier in keiner Weise
ein Wohngebiet betroffen. So sehr ich Ihre Wertschätzung Grinzings zu würdigen
weiß, möchte ich fachlich darauf hinweisen, dass die Kritik, die Sie da
geäußert haben, ganz gewiss keinen Angelpunkt in der vorgeschlagenen Widmung
findet.
Das hat man auch auf Bezirksebene so gesehen und ich
glaube, richtig gesehen, und ich empfehle dem Hohen Haus die Zustimmung zu
diesem Flächenwidmungsplan, der sehr bestandsorientiert ist und der die Werte
gerade dieser Region ganz besonders unter Schutz stellt und betont. Danke
schön.
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Wir kommen nun zur Abstimmung.
Wer von den Damen und
Herren für die Postnummer 127 ist, bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung.
- Das ist mehrstimmig gegen die Stimmen der Freiheitlichen angenommen.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren des Gemeinderates, ich darf jetzt in unserer Mitte Herrn
Rechnungshofpräsidenten Dr Josef Moser sehr herzlich begrüßen. (Allgemeiner
Beifall.)
Ich schlage vor, die
Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 14, 15 und
131 der Tagesordnung - sie betreffen Berichte des Rechnungshofes -
zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen.
Wird dagegen ein Einwand
erhoben? - Das ist nicht der Fall, dann können wir so vorgehen und der
Berichterstatter, Herr GR Ekkamp, leitet bitte ein.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp:
Herr Präsident! Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Ich ersuche um
Kenntnisnahme der drei zu behandelnden Rechnungshofberichte.
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Die Debatte ist eröffnet und zum Wort gemeldet ist Herr Mag Jung. Ich
erteile ihm das Wort.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Herr
Präsident!
Rechnungshofberichte sind normalerweise eine zwar
sehr wichtige, aber eine eher trockene Materie, in der emotionslos und
eigentlich immer in sachlicher Abarbeitung der Prüfungsaufträge vorgegangen
wird. Wenn man sich diesen Bericht zur Hand nimmt - ich verstehe zwar, dass die
Frau Stadtrat heute nicht hier ist, mir wäre der auch nicht angenehm -, dann
steigen selbst jemandem, der keinen üppigen Haarwuchs mehr hat, wie ich, die
Haare zu Berge. Es ist wirklich ungeheuerlich, diesen Bericht durchzulesen und
ich empfehle jedem, vor allem auch in der SPÖ, sich vielleicht die Mühe zu
machen, den Bereich über die Lehrpersonalplanung zur Hand zu nehmen. Ich bringe
Ihnen einige wenige Punkte aus der Zusammenfassung in mündlicher Form zur
Kenntnis, damit Sie sehen, was sich hier im Wiener Schulwesen abspielt.
Wörtliches Zitat: „Wegen richtlinienwidriger und
nicht nachvollziehbarer Planung sowie unzureichenden Controllingmaßnahmen
überschritt der Stadtschulrat in Wien in den Schuljahren 2000
bis 2003 den Stellenplan in hohem Ausmaß.“
Zweiter Punkt: „Wegen der mangelhaften aktenmäßigen
Dokumentation und wegen der unterlassenen Datensicherung“, warum wohl, sage ich
dazu, „war der jeweilige Planungsvorgang mit einem jährlichen Gebarungsumfang
von etwa 400 Millionen EUR für den Gesamtzeitraum Schuljahr 2003 bis
2004 nur sehr eingeschränkt nachvollziehbar.“
Dritter Punkt: „Dem Rechnungshof konnten keine
nachvollziehbaren Unterlagen für den Zeitraum bis zum Herbst 2003 vorgelegt
werden.“
Vierter Punkt: „Anlässlich ihrer
Ruhestandsversetzung“, und jetzt kommt es dick, „löschten sowohl der Leiter der
Abteilung für allgemein bildende Pflichtschulen als auch der für das
Controlling zuständige Mitarbeiter sämtliche, auf ihren PC-Geräten
gespeicherten Daten.“
Und der letzte Punkt: „Die widmungsgemäße Verwendung
der den Schulen für besondere Erfordernisse gewährten Zuschläge zum
Basiskontingent waren in der Praxis nicht nachzuvollziehen.“
Meine Damen und Herren, wenn so etwas in einem
privaten Betrieb passiert, dann ist da mehr als Feuer am Dach. Und Feuer am
Dach wäre eigentlich auch im Bereich des Schulwesens in Wien gegeben. Die Frau
Stadträtin findet es nicht der Mühe wert, sich hier dieser Debatte ... (GR Godwin Schuster: Doch, doch, da ist
sie!) Wo ist sie? Ja, jetzt kommt sie. Sie kommt jetzt. Dann bitte, hören
Sie sich das an. (VBgmin Grete Laska: Ich
bin ja hier!) Ja, offenbar hinten irgendwo, vorher waren Sie nicht da, Frau
Stadträtin!
Dieses Sittenbild ist es nämlich wirklich wert, sich
damit zu befassen und zu beschäftigen, denn es ist einmalig. Ich habe in meinen
nunmehr bald 40 Dienstjahren als Bundesbediensteter selbst drei Kontrollen
des Rechnungshofs erlebt und in meiner Zeit als Abgeordneter in acht Jahren
viele Rechnungshofberichte gelesen, aber so etwas, in der Form und in dem
Ausmaß, das ist wirklich ein negatives Gustostückerl, das man sich geben muss.
Es zeigt ein wirklich völliges und konsequenzloses
Hinwegsetzen über jegliche ordentliche Finanzgebarung nach dem Grundsatz: Wir
sind wir und wir sind die Mehreren, Frau Stadträtin. Sie ignorieren den
vorgegebenen Stellenplan oder haben ihn ignoriert und das von dem Gesichtspunkt
aus, irgendwer - und die „irgendwer“ sind wir - wird das schon bezahlen.
Jetzt kommen wir zu einem der ganz seltsamen Punkte,
nämlich dem Mysteriösen, und ich frage mich, ob es wirklich so mysteriös ist:
Das Verschwinden von Daten. Keine ordnungsgemäße Führung von Akten. Ich stelle
dann die Frage, cui bono, wem nützt das, wem hat das genützt, wer hat hier
etwas zu verbergen, was wurde hier verschleiert? Sind die gespeicherten Daten
in Wien Privateigentum der Beamten, die sie nach Gutdünken und auf eigenen
Wunsch löschen und verschwinden
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