Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 129
einer öffentlichen Körperschaft stehen, auch einer anderen Nutzung zuführen kann. Daher ist aus unserer Sicht natürlich auch nichts dagegen zu sagen, dass man sich, wenn der öffentliche Zweck für bestimmte Bereiche wegfällt, ein anderes Nutzungskonzept überlegt.
Unsere Frage geht jetzt aber in die Richtung zu sagen, wir haben auch
viele andere Beispiele in der Stadt, wo wir bei alten, ehrwürdigen Denkmälern
oder sonstigen Gebäuden, die in der Stadt eine besondere Bedeutung haben,
andere Nutzungskonzepte zuvor untersucht haben, wie wir mit denen umgehen und
erst danach haben wir uns dem Flächenwidmungsprozess gewidmet. Ich sage nur
Komet-Gründe, davon betroffen ist auch das Weltkulturerbe Schönbrunn. Ich sage
nur Zentralbahnhof, auch dort sind viele Gebäude davon betroffen. Man macht
zuerst auch einen Nutzungsplan, man entwickelt den. Oder ich sage Gasometer.
Auch ein Denkmal für diese Stadt, das aber in der Vergangenheit bei Weitem nicht
diese Nutzungskapazität gehabt hat wie zum Beispiel die Gründe am Steinhof. Es
ist ganz selbstverständlich, dass man zuerst ein Nutzungskonzept und ein
städtebauliches Konzept macht und danach, wenn man einen Wettbewerb gemacht
hat, wenn man die Experten befragt hat, wenn man mit den Bürgern das gemacht
hat, leitet man den Flächenwidmungsplan ein.
Warum glauben Sie, dass in diesem Fall - der Widmung
beim Otto-Wagner-Spital - der umgekehrte Weg der günstigere Weg sein kann,
nämlich zuerst die Flächenwidmung zu machen, einem möglichen privaten neuen
Eigentümer grundsätzliche Rechte einzuräumen und danach sich vielleicht mit ihm
zu streiten, wie ich ein entsprechendes Nutzungskonzept mache, heute noch gar
nicht wissend, ob das in die kommende Nutzung auch hineinpasst.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Ich habe den dumpfen Verdacht, dass Sie bei diesem
Vergleich - nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich -, ein bisschen die
Geschichte auch dieses Gebiets außer Acht lassen.
Es waren wir alle, ich sage jetzt, nicht nur die ÖVP,
es waren wir alle, die großen Druck darauf gemacht haben, dass jene
Vorstellungen, die es hier seinerzeit zur Verbauung der Steinhof-Gründe gegeben
hat, rechtlich unmöglich gemacht werden. Dieser Druck hat sich so lange nicht
materialisiert als es nicht auch bestimmte Veränderungsnotwendigkeiten in der
Neuordnung, wenn man so will, auch geographischen Neuordnung, des Spitalswesens
ergeben haben. Daher sind diese ganzen Handlungen natürlich auch vor dem
Hintergrund
a) einer Sicherung des öffentlich zugänglichen
Grünraums, worüber wir uns ja einig sind und
b) selbstverständlich auch vor dem Hintergrund einer Neuordnung
im Hinblick auf das Spitalswesen zu sehen.
Ich weiß nicht, in welchem Tempo, ich weiß nicht, von
welcher Interessenslage her gesehen es zu einer Eigentumsveränderung im Bereich
des vom Spital nicht mehr genutzten Teils der Steinhof-Gründe kommt. Aber ich
hätte es persönlich nicht gerne gesehen, wenn man mit der Flächenwidmung darauf
wartet, bis man all diese Fragen gelöst und all diese Probleme auch gelöst hat,
denn dann hätten wir im ganzen Flächenwidmungsbereich und mit all den folgenden
Veränderungen, die sich materiell in dem noch verbleibenden Spitalsareal
ergeben, so lange warten müssen, bis es ein Nutzungskonzept für das Gesamte
gibt. Ich nehme daher ausdrücklich auch die Planung in Schutz, denn ich sage,
die Vorgangsweise ist richtig und ist gut und ermöglicht die Flexibilität, die
man zweifelsohne auch braucht.
Was ich Ihnen auch sagen kann, ist, dass ich mir des
Ensembles sehr bewusst bin. Es hätte die Stadt Wien sowohl schon früher für das
Theater als noch mehr für die prachtvolle Jugendstilkirche am Steinhof nicht so
viel Geld in die Hand nehmen müssen, wenn wir nachher davon ausgehen würden,
dass wir als Kulturbarbaren drumrum alles verschandeln. Das wäre ein
Widerspruch in sich, wo ich Sie bitte, mir den nicht zuzutrauen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister. - Die letzte Zusatzfrage, Frau Dipl-Ing Gretner.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Ich muss die Gelegenheit nutzen, Sie darauf
hinzuweisen, dass zwar eine flächige Bebauung davor möglich war, allerdings mit
dem Zusatz öZ, das heißt öffentliche Nutzung, das heißt, es wäre für den KAV
nicht möglich gewesen, diese Grundstücke zu verkaufen. Dieser Zusatz entfällt
nun.
Können Sie garantieren, dass nicht Teile des Areals
des Otto-Wagner-Spitals an private Bauträger zu Wohnbauzwecken verkauft werden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Frau
Gemeinderätin!
Ja selbstverständlich nicht, denn wenn wir heute
davon ausgehen, dass dort in einem Nutzungskonzept es zu erarbeiten ist, dass
es zu einer gemischten Nutzung auch kommt, ja dann ist es durchaus auch
möglich, dass der eine oder andere Pavillon auch an Private für Wohnungszwecke
verkauft wird. Aber ich kann doch heute nicht etwas ausschließen, von dem ich
noch gar nicht weiß, ob es das möglicherweise überhaupt geben wird.
Also die Frage kann ich einfach beantworten:
Selbstverständlich kann ich das nicht ausschließen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke
sehr, Herr Bürgermeister.
Wir kommen zur 4. Frage (FSP - 05093-2006/0001 - KVP/GM). Sie
wurde von Herrn GR Hoch gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat
der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet. (Das Kontrollamt hat im Zusammenhang mit der Erstellung
des "Mongon Planes" für die Revitalisierung des Wiener Praters Kritik
an dessen Planungsprozess und den ausufernden Kosten geübt. Welche Vorkehrungen
werden Ihrerseits getroffen werden, damit es im Fall der Erarbeitung des
Masterplanes für das Flugfeld Aspern durch das schwedische Planungsbüro Tovatt
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