Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 83
diesen Frauen niedrigschwellig ermöglichen können, Beratung zu bekommen, wie sie ihre Chancen letztendlich verbessern können, und dann letztendlich über den normalen Förderbereich des WAFF diesen Frauen Bildungsangebote zu machen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass schon jetzt der Frauenanteil bei allen WAFF-Maßnahmen 60 Prozent beträgt. Die Zielsetzung von FRECH ist es jetzt, sozusagen auf die Frauen zuzugehen - deswegen auch im Ursprungsmodell: FRECHmobil -, die Frauen dort anzusprechen, gerade die bildungsfernen Frauen anzusprechen, und ihnen ein sehr, sehr konkretes Angebot zu machen.
Es geht bei FRECHmobil, dem wir den Titel "FRECH
in the City" gegeben haben, darum, dass wir den Frauen mit ihren
Betreuungsangeboten und mit ihren Vereinbarkeitsproblematiken einen Weg
abnehmen, ihnen Angebote machen, die sie letztendlich dazu bringen, entweder
eine Beratung oder eine Unterstützung anzunehmen, die Erhöhung der
Zufriedenheit über ihren Arbeitsplatz, über Bildung, über Beratung zu erreichen
oder eine gute Voraussetzung für eine berufliche Veränderung zu schaffen. Wie
gesagt, 3 500 Frauen haben bisher schon FRECH konsumiert, und dieser
Versuch ist sozusagen jetzt ein Pilotversuch, auf die Frauen in öffentlichen
Räumen, Bibliotheken, Kindergärten, auf großen, öffentlichen, frequentierten
Plätzen zuzugehen, sie dafür anzusprechen, durch Bildung und Weiterentwicklung
letztendlich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, und sie somit vom
Risiko der Arbeitslosigkeit zu bewahren.
Ich denke mir, dieses Projekt ist ein sehr, sehr
gutes: Es ist ein weiterentwickeltes, es ist ein qualifiziertes Projekt, und es
passt sozusagen in das Angebot der Sozialdemokratie, auch wenn es darum geht,
frauenspezifische aktive Arbeitsmarktpolitik in dieser Stadt für Frauen zu
gestalten. Dort passt es gut hinein, und ich ersuche Sie daher um Zustimmung. -
Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Wir können
zur Abstimmung kommen.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für die
Postnummer 3 sind, um ein Zeichen. – Das ist mehrstimmig, gegen die
Stimmen der Österreichischen Volkspartei, beschlossen.
Wir können gleich zur Abstimmung über den von den
ÖVP-Gemeinderäten eingebrachten Beschluss- und Reulotionsantrag betreffend
Entlastung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler durch Abschaffung der
Erbschafts- und Schenkungssteuer kommen.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der
Zustimmung. – Dieser Antrag hat nicht die Mehrheit bekommen. Dagegen stimmten
SPÖ und GRÜNE. – Im Übrigen danke ich für die Kooperation.
Es gelangt nun die Postnummer 4 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein "Wirbel -
Institut für feministische Forschung und Praxis".
Die Berichterstatterin, Frau GRin Kato, wird die
Verhandlungen einleiten.
Berichterstatterin GRin Sonja Kato: Ich
bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön.
- Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile es ihr.
GRin
Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Wir haben diesem Geschäftsstück im Ausschuss unsere
Zustimmung nicht gegeben, und ich werde jetzt kurz erklären, warum nicht.
Grundsätzlich sind wir, wenn es um Bildungsprogramme, wie etwa im
vorhergehenden Aktenstück, aber auch um Ausbildungsprogramme für Frauen oder
auch für Mädchen geht, immer gerne dabei. Was hier aber gemacht wird, ist
etwas, das in letzter Zeit in Wien zu beobachten ist: Es gibt einen Trend, dass
man anfängt, die Mädchen zu isolieren beziehungsweise die Geschlechter zu
trennen. Das betrifft vor allem den öffentlichen Raum, Spielplätze und
Parkanlagen.
Warum ist es dazu gekommen? - Das, was jahrelang
funktioniert hat - sieht man jetzt von den Reibereien ab, die es naturgemäß
zwischen heranwachsenden Burschen und Mädchen, oder Buben und Mädchen, immer
gibt und geben muss und die uns ja auch eine Lehre fürs Leben sind -, hat
ausgeartet, indem es zu aggressiven Aktionen gekommen ist, wobei eben ein Teil,
und das waren die Buben und Buschen, eine ganze Parkanlage oder einen
Spielplatz verteidigt hat. Und ich glaube, die Forderung, dann die Mädchen, die
dort keinen Raum mehr gefunden haben, sozusagen zu isolieren und ihnen eigene,
für die Buben und Burschen unzugängliche Bereiche zu schaffen, kann nicht der
richtige Weg sein. Wenn also der Grund die männliche Aggression gegen die
Mädchen ist, dann muss man diese eindämmen. Und ganz offensichtlich hat es die
hoch dotierte und vielfach eingesetzte Parkbetreuung nicht geschafft, hier
einen Ausgleich zu schaffen, sonst wäre ja dieses Ansinnen nicht so stark zu
beobachten.
Auf der anderen Seite darf man natürlich nicht
vergessen, dass wir auch einen Trend haben - und hier sind es vor allem
muslimische Eltern, in deren Tradition dies steht -, die Jugendlichen, vor
allem pubertierende Jugendliche voneinander zu trennen. Und so kommt es dann
dazu, dass wir im öffentlichen Raum mit öffentlichem Geld unsere Jugendlichen -
die es bisher immer geschafft haben, sich ihren Platz zu finden - in eigene
Zonen einteilen.
Ich glaube, das ist etwas, dem wir
absolut nicht zustimmen können, und ich muss schon sagen: Gerade die Pädagogen,
die aus dem Bereich der Sozialdemokratie kommen, haben Jahrzehnte für eine
Koedukation gekämpft, für ein gemeinsames und ein friktionsfreies Aufwachsen
der Geschlechter! Wir haben gegen die getrennten Mädchen- und Bubenschulen
gekämpft – deren Abschaffung wir ja heute fast lückenlos erreicht haben. Die
Leute sitzen mittlerweile auch in der Kirche nicht mehr nach Geschlechtern
getrennt. Die Buben dürfen auch in die Puppenecke – bitte, das war zu meiner
Zeit im Kindergarten wirklich verboten! Wir sind über diese
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