Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 83
da dabei war und das heute auch noch verteidigt, das
steht nicht dabei - fast schon wie ein Vorwurf... (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Finanzminister Lacina!) Das ist schon
richtig! (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger:
Finanzminister Lacina hat das eingeführt!) Das ist schon richtig, das weiß
ich schon, dass das die große Koalition war. Ich erwarte mir ja auch nicht die
großen Würfe von der kommenden großen Koalition. Aber da sind ja Sie
dabei, und nicht die GRÜNEN und nicht ich. (Ruf
bei der FPÖ: Sind Sie traurig?)
Da Sie in Ihrem Antrag schreiben, die
Schenkungssteuer müsse deswegen gesenkt werden, weil 80 Prozent kleine
Fälle betreffen, frage ich mich, warum man nicht die intelligente Forderung der
GRÜNEN unterstützt, nämlich diese 80 Prozent der kleinen Fälle zu
entlasten. Denn der hier eingebrachte Antrag bedeutet ja, dass jeder Millionär
in Zukunft keine Erbschaftssteuer zahlen soll. Und das in einem Land, in dem
die Vermögenssteuern - auch das weiß natürlich die ÖVP; man muss es nur sagen,
damit man es im Protokoll auch nachlesen kann - insgesamt in etwa ein Prozent
des gesamten Steueraufkommens ausmachen und damit wesentlich geringer sind als
- ich nenne hier nur zwei Beispiele - zum Beispiel in der Schweiz, wo sie
7,7 Prozent ausmachen, oder in den USA, wo es 10,7 Prozent sind. Und
Sie wollen diese Zahl, diese 1,3 Prozent, noch einmal senken. Wir sind
ohnedies schon die Letzten in der ganzen Reihenfolge unter den Industriestaaten
- und Sie wollen, dass diese Steuereinnahmen noch einmal sinken, damit man
wahrscheinlich bei den Schulen noch mehr Geld einsparen kann und so weiter.
Eine sehr, sehr unintelligente Forderung! Aber Sie wissen das ja, Sie betreiben
ja Klientelpolitik in diesem Bereich, und Ihnen ist es auch egal, wenn die
Leute ärmer werden und wenn die Reichen reicher werden.
Vermögensverteilung in Österreich – dazu gibt es eine
nette Studie von Attac, die – denn sonst heißt es wieder, dieser Verein ist
irgendwo in der Nähe der GRÜNEN oder meinetwegen in der Nähe der
Sozialdemokratie angesiedelt - in Auftrag gegeben wurde von allen Parteien des
Nationalrats, im Sozialausschuss, zum Thema Reichtum in Österreich. Die Zahlen
liegen alle längst vor, alle Parteien kennen das. Man muss es trotzdem immer
wieder genau anschauen und sagen: Die Reichen - die sind in dieser Studie
definiert als die obersten ein Prozent - halten in Österreich – bewertet wird
das Geldvermögen, das Immobilienvermögen und das Unternehmensvermögen - ein
Gesamtvermögen von 318 Milliarden EUR. Das sind vom gesamten Vermögen
in Österreich 34 Prozent. Das reichste Prozent, 1 Prozent der
Menschen, hält also 34 Prozent des gesamten Vermögens in Österreich! Die
unteren 90 Prozent haben ein bisschen weniger - nicht viel weniger,
nämlich 32 Prozent oder 299 Milliarden EUR, aber weniger. Es hat
ein Prozent der Bevölkerung in Österreich mehr Vermögen - da ist alles
eingerechnet: das Geld, die Häuser und so weiter und so fort - als
90 Prozent der Bevölkerung in diesem Land! Und Sie stellen einen Antrag,
der in Wirklichkeit diesem einen Prozent natürlich wesentlich mehr nützt als
allen anderen! (GR Dr Matthias Tschirf:
Nein, das verstehen Sie nicht!)
Selbstverständlich muss man die Erbschaftssteuer neu
gestalten, aber nicht so, dass alle keine mehr zahlen, sondern natürlich ist es
ein Fehler, wenn eine Oma oder ein Großvater etwas Geld spart, damit der Enkel,
die Enkelin studieren gehen kann, und man bei 10 000 EUR bereits
einiges an Erbschaftssteuer zu zahlen hat. Das wäre aber leicht zu ändern,
indem man die Freibeträge anständig erhöht! (GR
Kurth-Bodo Blind: Für Sparbücher braucht man gar nichts zu zahlen!) Und
kein Mensch bei den GRÜNEN will – damit man das nicht etwa glaubt, denn das
höre ich auf dem Land immer, und ich weiß ja, was die Volkspartei in Vorarlberg
in den Gemeinden erzählt, was alles unwahr ist, denn das Wort Lüge darf man ja
nicht sagen, aber die Unwahrheiten, die dort verzapft werden, die kenne ich ja
von meinem Bundesland, in dem ich die ersten 20 Jahre gelebt habe -, wir
wollen natürlich auch nicht, dass man hohe Erbschaftssteuersätze zahlt für ein
Eigenheim, das an die zwei, drei Kinder weitervererbt wird, denn auch dort kann
man selbstverständlich eine Grenze einziehen. Alexander van der Bellen hat die
Grenze bei zirka 300 000 EUR angeführt. Dann wären die
80 Prozent der kleinen Fälle, von denen der ÖVP-Antrag ausgeht, alle
zufrieden gestellt, denn diese zahlen dann alle nichts. Das Problem ist
allerdings für Sie - nicht für mich -, das Problem ist für die Volkspartei: Die
anderen würden dann sehr wohl zahlen - und zwar mehr, wenn es nach mir geht.
1 Prozent Vermögenssteuer in Österreich würde 6 bis 7 Milliarden EUR
für das Budget einspielen. Dann hätten wir einen Haufen Probleme weniger und
könnten uns in den Bereichen Bildung, Gesundheit und so weiter endlich bewegen!
Aber mit den Anträgen der Volkspartei wird nichts
anderes gemacht als eine Steuerentlastung wie in der Vergangenheit, eine
Steuerentlastung der Reichen und Superreichen, die den Kleinen überhaupt nichts
nützt. Deswegen werden wird diesen Antrag ablehnen, und ich hoffe, dass wir am
Ende der Koalitionsverhandlungen nicht erleben müssen, dass sich die
Volkspartei in diesem Punkt durchgesetzt hat. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Frau
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Sandra Frauenberger:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Bei "FRECH - Frauen ergreifen
Chancen" ist letztendlich ja schon im Titel verborgen, worum es eigentlich
geht: Es geht darum, Frauen sehr wohl zu motivieren, teilweise sehr
bildungsferne Frauen zu motivieren, ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern,
und dieses Erfolgsprogramm konnte im Jahr 2006 immerhin 3 500 Frauen
ansprechen. Insofern wurde FRECH auch weiterentwickelt, weil es uns sehr stark
darum gegangen ist, dass wir das frauenspezifische arbeitsmarktpolitische Angebot
mobiler machen. Das heißt, wir haben Wege gesucht, wie wir direkt auf die
Frauen zugehen können,
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