Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 83
Einwilligung gemacht, und dann verwenden Sie dieses Foto auch noch in Ihrem bezahlten Inserat in Tageszeitungen unter dem Motto: "Islamismus am Vormarsch - Österreich wirksam schützen".
Wie kommen eigentlich diese Frauen dazu - egal, ob
sie Kopftuchträgerinnen sind oder nicht, egal, ob sie gläubig sind oder nicht
-, in Ihrer hetzerischen Wahlkampagne vorzukommen, ohne ihre Einwilligung? (Beifall
bei den GRÜNEN und der SPÖ.) Und zwar, dass Sie nicht nur auf dem Rücken
von Muslimen und Musliminnen Wahlkampf machen, sondern dass Sie diese Frauen
auch noch bloßstellen und missbrauchen für Ihre billige und hetzerische
Wahlpropaganda! (Zwischenruf von GR Dr Herbert Madejski.)
Abschließend möchte ich auf einen wichtigen Punkt
hinweisen, der auch in dieser Debatte nicht fehlen sollte. Andere Parteien wie
SPÖ und ÖVP sprechen zwar immer wieder von Hetze, die durch die FPÖ gemacht
wird, aber die Inhalte der FPÖ werden mehr und mehr übernommen. Der
Noch-Bundeskanzler spricht inzwischen von Zwangsdeportationen, auf die er sogar
stolz ist, und die SPÖ hat letztes Jahr aus der Oppositionsbank heraus dem
Fremdenrechtsänderungsgesetz zugestimmt.
Daher sagen wir nicht nur "Wehret den
Anfängen!", sondern diese Propaganda muss nicht nur auf der rhetorischen
Ebene bekämpft werden, sondern auch durch Inhalte und Beschlüsse. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN und von GR Dipl Ing Omar Al-Rawi.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Ekici.
GRin Mag Sirvan Ekici
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Alle Wahlen wieder grüßt das Murmeltier! Also ich
kenne keinen einzigen Wahlkampf aus den letzten Jahren, in dem die FPÖ nicht
die Migranten und die Muslime zitiert hat. Und es steigt immer weiter, jedes
Jahr ist es eine Stufe mehr! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen
auch: Wenn Sie etwas plakatieren, dann gehen Sie vielleicht in einen der
Deutschkurse in Wien - denn "Daham statt Islam" ist, so weit meine
Deutschkenntnisse reichen, nicht Deutsch (Beifall bei der ÖVP und von GR
Dipl Ing Omar Al-Rawi) -, und dann plakatieren Sie!
Ich bin Muslimin, stellen Sie sich vor, und ich hätte
Sie heute gerne gefragt, ob Sie etwas gegen mich haben. Na, sagen Sie es, Herr
Strache! Da sind Sie auf einmal sprachlos, stimmt's? (Zwischenrufe bei der
FPÖ.) Ja, das glaube ich Ihnen, da sind Sie sprachlos! (Beifall bei der
ÖVP. - GR Heinz-Christian Strache: Sie wollen nur nicht hören!)
Auf dem Rücken dieser Menschen, auf dem Rücken einer
Religionsgemeinschaft Wahlkampf zu betreiben, ist ein billiges und primitives
Rezept. (GR Heinz-Christian Strache: Wir haben nichts gegen Sie! Aber wir
haben etwas gegen Islamisten!) Das muss ich Ihnen schon sagen! (GR
Heinz-Christian Strache: Wir haben etwas gegen Kopftuchzwang!) Denn ich
lasse keine Religionsgemeinschaft, ob es Muslime sind oder nicht, hier unter
Ihren Füßen zertreten. (GR Heinz-Christian Strache: Da haben wir etwas
dagegen!) Nein, das lasse ich nicht zu! (GR Heinz-Christian Strache:
Genau dagegen haben wir was!)
Ich gebe aber zu, wir haben in Wien ein
Integrationsproblem. Das können wir nicht wegreden. Wir haben in Wien ein
Integrationsproblem, wir haben da Bereiche wie Schule, Wohnen, Arbeitsmarkt,
Sprache, das gebe ich Ihnen zu. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das darf die
SPÖ auch nicht negieren. Wenn sie es negiert, wenn sie das tut, dann wird sie
den Nährboden der FPÖ stärken und ebnen, das muss man auch zugeben. Da
appelliere ich einfach auch an die SPÖ, sich nicht aus ihrer Verantwortung
entlassen zu lassen, da etwas zu machen und endlich ein Integrationskonzept zu
erarbeiten, das den Namen auch verdient. (GR Heinz-Christian Strache:
Hassprediger! Frauenunterdrückung! Kopftuchzwang! Das sind die Realitäten, die
Sie ignorieren!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Vorredner
haben es schon gesagt: Wir haben in Wien zirka 60 Gebetshäuser, die auch
unterschiedliche Arbeit machen, nicht nur für die Religionsausübung, sondern
auch als Beratungszentrum, für Sprachangebote et cetera. Sie leisten in vielen
Fällen wirklich ganz, ganz tolle Arbeit, das muss man hier unterstreichen.
Wenn Sie, Herr Strache, und Ihre Fraktion (GR
Heinz-Christian Strache: Zitieren Sie Edmund Stoiber, dass die ÖVP...!)
sich gegen Gebetshäuser aussprechen (GR Heinz-Christian Strache: Ich gebe
dem Edmund Stoiber Recht, im Gegensatz zur ÖVP! Ich bin da auf der Seite von
Edmund Stoiber!), dann sprechen Sie sich hier auch gegen die
österreichische Verfassung aus. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn Sie die österreichische Verfassung gelesen hätten
- das steht ja im Staatsgrundgesetz von 1867, ich zitiere es Ihnen, vielleicht
haben Sie im Wahlkampf keine Zeit gehabt, es zu lesen, daher zitiere ich es
Ihnen (GR Heinz-Christian Strache: Ja, das wissen wir!): „Jede
gesetzlich anerkannte Kirche und Religionsgemeinschaft hat das Recht der
gemeinsamen öffentlichen Religionsausübung, ordnet und verwaltet ihre inneren
Angelegenheiten selbstständig, bleibt im Besitze und Genusse ihrer für Kultus-,
Unterrichts- und Wohltätigkeitszwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und
Fonds, ist aber - wie jede Gesellschaft - den allgemeinen Staatsgesetzen
unterworfen." (GR Heinz-Christian Strache: Und welche
Religionsgemeinschaft ist anerkannt?) Dazu gehört auch die islamische, dazu
gehört auch die islamische... (GR Heinz-Christian Strache: Nein, das ist
falsch! Was Sie sagen, ist die Unwahrheit!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Frau Kollegin Ekici ist am
Wort, bitte. (GR Heinz-Christian Strache: Sie haben nicht einmal das Gesetz
gelesen!)
GRin Mag Sirvan Ekici
(fortsetzend): Sie müssen auch
wissen... (GR Heinz-Christian Strache: Sie haben keine Ahnung, worüber Sie
reden! Keine Ahnung haben Sie!) Sie müssen auch wissen, dass es seit
1912... (GR Heinz-Christian Strache: Sie zitieren falsch, und Sie haben die
Unwahrheit gesagt!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Ich
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