Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 83
festgeschrieben wird. Das steht nicht irgendwo, das erfinde nicht ich, sondern das steht in den Erklärungen, die 45 islamische Staaten unterschreiben!
Sie wissen auch ganz genau, dass es hier von unserer
Gesellschaft kein selbstbewusstes Entgegentreten gibt. Um das geht es uns! Es geht
nicht darum, irgendetwas zu verbieten, nicht darum, die Religionsausübung zu
verbieten, sondern es geht darum, dass man sich anschaut, was dort tatsächlich
verbreitet wird. Wird dort nicht in Wirklichkeit massive Politik gemacht? Wird
dort nicht in Wirklichkeit eine Geisteshaltung verbreitet, die mit unseren
Freiheitsideen überhaupt nichts zu tun hat? Ist das nicht der Fall? Ist es
nicht so, dass zum Beispiel die "Islamische Jugend" auf ihrer
Homepage eindeutig dazu aufruft, nicht zur Wahl zu gehen, weil die Gesetze, die
bei uns in Österreich beschlossen werden, nicht mit dem Islam in Einklang zu
bringen sind?
Das sind die Probleme! Hier wird etwas aufgebaut, und
Sie wissen es in Wirklichkeit genauso gut wie wir, oder Sie wollen es negieren.
Ich kann es mir nicht anders erklären. Sie wissen ganz genau, dass hier eine
Parallelgesellschaft aufgebaut wird und dass die Abschottung immer größer wird,
je größer diese Gruppe wird. Dass die Bevölkerung darüber verwundert ist, das
ist nicht unsere Hetze, im Gegenteil! Sie müssen sich einmal anschauen, wie
viele Leute uns anrufen, verzweifelt anrufen, weil in ihrer Umgebung ein
Gebetshaus oder sonst etwas errichtet wird, und was alles damit zusammenhängt.
Es sind durchaus auch Verwandte hier sitzender Abgeordneter - nicht aus unserer
Fraktion -, die uns anrufen und uns um Hilfe bitten.
Ich kann Sie wirklich nur auffordern, dass Sie im
Sinne der Erhaltung… (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja, ich kann Ihnen
Namen nennen, aber ich möchte hier niemanden an den Pranger stellen. - Ich
möchte im Sinne der Erhaltung unserer Gesellschaft, der Identität unserer
Gesellschaft und der sozialen Ruhe Sie tatsächlich auffordern, mit uns diesen
Weg des selbstbewussten Auftretens mitzugehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Korun.
GRin Mag Alev Korun
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Was mein Vorredner mit der Behauptung der so
genannten Unvereinbarkeit mit unserer Gesellschaft, mit der
Mehrheitsgesellschaft, zur Sprache gebracht hat, das ist ein ganz schönes
Beispiel des neuen Rassismus. (GR Mag Harald STEFAN: Von wem denn?) Es
ist nämlich inzwischen verpönt, von Rassen und von der Unvereinbarkeit von so
genannten Rassen zu sprechen, man nimmt inzwischen den Umweg über die so
genannte Kultur oder über Religionen. Man sagt, eine Kultur sei nicht mehr
vereinbar mit der österreichischen, eine Religion sei nicht mehr vereinbar mit
der österreichischen Kultur oder mit dem Katholizismus oder mit dem
Christentum. Genau das ist der neue Rassismus, und Ihr ständiges Gerede von so
genannten Parallelgesellschaften, die Sie eigentlich durch Ihr politisches
Handeln propagieren.
Sie wollen nämlich keine Integration. Es wurde vorhin
schon angesprochen, dass Sie bis jetzt - nicht nur, solange ich im Gemeinderat
dabei bin, sondern schon seit Jahren - weder im Integrationsausschuss noch hier
im Gemeinderat einer Vorlage zustimmen, die Integration zum Ziel hat. Sie
lehnen jegliche Deutschkurse, die von der Stadt Wien gefördert werden, ab. (GRin
Henriette FRANK: Das stimmt nicht!) Sie lehnen die Subventionen an alle
Vereine ab, die hier sinnvolle und notwendige Integrationsarbeit leisten (GR
Johann Herzog: Falsch!), sondern Sie sagen ständig: „Sollen sich die Leute
doch bitte integrieren", so nach dem Motto: „Du hast keine Chance, aber
nutze sie!" Sie wollen genau diese Integration nicht, Sie wollen die
Segregation. Deshalb sprechen Sie auch die ganze Zeit von Ghetto, von
Parallelgesellschaft und von einer so genannten Unvereinbarkeit.
Wenn es der FPÖ wirklich um die Frage der
Gebetshäuser gegangen wäre - was die Bedingungen dafür sind, wie viele es gibt
und wie sie errichtet werden -, dann hätte eigentlich ein Anruf beim Kultusamt
im Bildungsministerium genügt, und Sie hätten erfahren und Sie hätten gewusst,
dass alle Religionsgemeinschaften ihre Gebetsräume selber finanzieren müssen,
dass alle Religionsgemeinschaften diese Gebetsräume finanzieren durch
Mitgliedsbeiträge, durch Spenden und so weiter und so fort. (GR Mag Gerald
Ebinger, ein Dokument in die Höhe haltend: Da steht es...!)
Hätten Sie wirklich Kontakt zu moslemischen
Gebetshäusern oder zu Moscheen, dann wüssten Sie - das würde man Ihnen nämlich
dort erzählen -, wie sie teilweise ums Überleben kämpfen, damit sie monatlich
ihre Miete für die Räumlichkeiten aufbringen, und dass sie auf Spenden von
ihren Mitgliedern und von den Gläubigen angewiesen sind. Das sind die real
existierenden Zustände, aber nicht Ihre von Ihnen gewünschte Parallelgesellschaft,
die Sie eigentlich herbeireden wollen.
Wir haben uns die Mühe gemacht, und zwar nicht nur,
was den Islam betrifft, sondern auch, was andere Religionsgemeinschaften
betrifft, und haben zum Beispiel bei der buddhistischen Religionsgemeinschaft
nachgefragt, wie viele Gebetshäuser es gibt, wie viele Tempel es gibt. Von dort
gibt es zum Beispiel die Information, dass es zwar offiziell zehn Tempel gibt,
aber da es auch im Buddhismus, wie in allen Religionsgemeinschaften,
unterschiedliche Glaubensrichtungen gibt, gibt es auch dort eine Vielzahl von
Gebetshäusern, die nicht offiziell als Tempel bezeichnet werden, die aber als
Gebetshäuser in Verwendung sind. Und ich betone es noch einmal: Alle diese
Gebetshäuser werden von den Gruppen, von den Glaubensgemeinschaften sozusagen
privat finanziert und subventioniert.
Das alles wüssten Sie, wenn es
Ihnen wirklich um die Sache gegangen wäre und nicht um eine Hetze. Aber Hetze
und Ausgrenzung ist Ihre Politik! Ich möchte nur ein Beispiel aus Ihrem Wahlkampf
bringen. (Die Rednerin hält eine Zeitung in die Höhe.) Das sind
Inserate, die Sie schalten, mit einem Foto von Frauen, von Wienerinnen mit
Kopftüchern. Das Foto wurde ohne deren
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