Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 104
eine Nahversorgung “NAH“ zu argumentieren.
25 000 m2 hätten irgendwie etwas mit Nahversorgung zu tun
und sind nur der Hybris der Sozialdemokratie zuzuschreiben. Dort könnte man
Schlaueres, dort müsste man Schlaueres machen. Das ist ein wirklich wunderbares
Grundstück. Vom Verkehr bis zum Geschäftesterben produziert dieses Plandokument
Wesentliches für den Bezirk, in dem Fall Schlechtes. Darum werden wir das ohne wenn
und aber ablehnen.
Ich arbeite mich von hinten hinauf, die
Postnummer 114, die Großentwicklung Südportalstraße. Worauf gründet sich
ganz kurz gesagt unsere Kritik? Wenn ich recht informiert bin, ist das das
erste Geschäftsstück, wo das neue Hochhauskonzept zum Tragen kommt. Wir haben
damals einem 10 Punkte-Programm zugestimmt unter anderem, weil gesagt
wird: „Hochhäuser ja, wenn“ und von einer Optimierung bis zum Verkehr müssen
hier Punkte erfüllt werden. Wie schaut das jetzt aus? In aller Kürze beziehe
ich mich nur auf den Verkehr. In diesem 10 Punkte-Programm ist ganz klar
vorgesehen, dass bei einem Hochhaus nachzuweisen ist, dass maximal 25 Prozent
Individualverkehrsanteil nicht überschritten werden können. Jetzt schreibt der
Bauwerber einen Brief und schreibt da locker hin: Na, wir haben eh nicht mehr
als 20 Prozent... (GRin Mag Heidrun Schmalenberg ist mit ihrem
Kleinkind auf der Besuchergalerie.) Ich begrüße den Nachwuchs im Hause. Wir
freuen uns immer, besonders am vierten Tag. Da schreibt der Bauwerber ganz kühl
- übrigens ein Privatspekulant, eine „U2-Stadtentwicklung“, ein richtiger
internationaler Immobiliengigant, der mit der Stadt überhaupt nichts zu tun hat
– „maximal 20 Prozent IV-Anteil“! Da freut sich der Laie, der in die
Stadt Wien kommt und er denkt sich: 20 Prozent IV, das gibt es nicht
und verweist auf das Verkehrskonzept. Man blättert im Verkehrskonzept und von
20 Prozent ist überhaupt keine Rede, sondern es sind signifikant höhere
Anteile.
Das ist derartig oberflächlich und ich erspare mir
jetzt die anderen Punkte, wo man zur Energieeffizienz sagt: Achtung, das ist
der letzte Moment, wo wir wirklich Einfluss nehmen könnten. Ja, das werden wir
im Bauvorhaben vorlegen und wir werden alle Behörden und Gesetze einhalten - na
no na! Die Gesetze werden wir nicht einhalten! Also das ist keine Art, ein
10 Punkte-Programm abzuwickeln. Das ist der eine Grund.
Der andere Grund oder ein weiterer, den ich nur
zitieren möchte, ist der Verkehr. Das Verkehrsgutachten sagt ganz klar, dass es
angesichts der erwarteten Verkehrsmengen zu einer Verbindung Richtung
Handelskai kommen muss. Wenn man diesen Akt genau ansieht, dann ist von dieser
Verbindung noch nichts zu sehen. Vage hat der Herr Stadtrat gemeint, irgendwann
kommt in Zukunft vielleicht ein Tunnel oder auch nicht. Auf meine Frage - und
das möchte ich hier zu Protokoll geben und hoffe auch, dass das von der
Sozialdemokratie auch bestätigt wird -: Heißt das, dass da in irgendeinem Fall
hier oberirdisch etwas kommen kann, hat der Herr Stadtrat gesagt: Nein, eine oberirdische
Querung kommt definitiv nicht in Frage. Ich hoffe, ich zitiere dich da richtig,
weil es ein wichtiger Punkt in der Befürchtung der Anrainer ist.
Das heißt, dass im Verkehrskonzept steht: Die
derzeitige Verkehrsinfrastruktur reicht nicht aus. Wir sagen halt angesichts
dessen, wie realistisch dort ein Tunnel ist: In den nächsten 15 Jahren
machen wir gar nichts. Es ist nach wie vor dort die Angst vor einer
oberirdischen Querung durch ein Grünareal, wo auch Kollege Hora gesagt hat, es
sei undenkbar, dass das dort passiert. (GR Karlheinz Hora nickt.) Ich
nehme das Nicken auch dankbar zur Kenntnis. Nicht alle AnrainerInnen glauben
das dort, aber das ist ungeklärt.
Ich kürze es ab: Grund genug, diesem
Flächenwidmungsplan nicht zuzustimmen.
Im Ausschuss auch nicht zugestimmt haben wir dem
ersten Bereich, obwohl ein sinnvolles Projekt gegeben war: Die Bike-City, die
ich vehement gefordert habe, kommt und ich freue mich, dass die jetzt beim
Nordbahnhof realisiert wird. Aber es waren einige andere Punkte dabei, die uns
dazu gebracht haben, dieses Geschäftsstück zu kritisieren und im Ausschuss
nicht zuzustimmen.
Jetzt gab es eine Reihe von Gesprächen in der
Zwischenzeit und Kollege Hora wird auch einen Abänderungsantrag einbringen, der
nicht zu 100 Prozent unsere Zufriedenheit findet, aber in einigen wenigen
Punkten schon, in einem wesentlichen nicht. Wir werden aber dem
Abänderungsantrag - ach wie überraschend, ich bin ein Mitunterzeichner –
zustimmen und auch dem Gesamtprojekt aus folgenden Gründen. Ich möchte aber
auch darauf hinweisen, was da trotzdem falsch gelaufen ist. Das Glas ist bei
diesem großen Flächenwidmungsplan zwei Drittel, drei Viertel voll. Jetzt kann
man diskutieren, ob das vor einer Wahl ausreicht. In diesem Fall, weil
Wesentliches eingeflossen ist, werden wir dem zustimmen.
Was ist in der Zwischenzeit passiert? Der
wesentlichste Bereich betrifft die Busgarage selbst. Da haben die Bezirksgrünen
mit Architektinnen und Architekten einen Vorschlag gemacht - Sie haben ihn sich
heute Vormittag vielleicht anschauen können -, wie diese große Halle, 8 bis
10 Meter hoch, nicht als Stellplatz missbraucht werden kann, soll, darf,
sondern darin auf architektonisch hohem Niveau Nahversorgung, Kultur und andere
Nutzungen gegeben sein können. Unsere Befürchtung war, wenn sich hier nicht vor
der Widmung klar etwas ändert, dass das dort einfach mit den Stellplätzen
zugekleistert wird. Wirtschaftlich notwendig, weil dort der Grundwasserspiegel
sehr hoch ist und ein zweites Tiefgeschoß sich nicht auszahlt. Was ist? Also
stellen wir die Autos dort hinein.
Jetzt gibt es eine Abänderung, die
auch nicht unsere volle Zufriedenheit findet. Wir wollten den gesamten Bereich
der Busgarage freihalten. De facto wird die Hälfte der Busgarage für Nutzungen
dieser Art freigehalten. Ein Viertel wird für Pflichtstellplätze verwendet, die
sich auch aus einer Nutzung aus Nahversorgung, Kultur, Freizeit und Gewerbe
ergeben. Und ein weiteres Viertel wird, so wie es durch die Zusage des
Bauträgers wie auch schriftlich zur Kenntnis gebracht wurde, ebenso frei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular