Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 104
die Ernüchterung relativ rasch kommen kann.
Weiters haben Sie von Augen und Ohren gesprochen, die
wir jetzt in diesen Ländern haben werden. Die haben wir ja schon gehabt. Die
Ausbeute des Sehens und Hörens dieser Augen und Ohren ist unterschiedlich zu bewerten,
sowohl von der Qualität als auch von der Quantität her. In verschiedenen Büros
hat es einmal besser, einmal schlechter funktioniert. Schlussendlich bleibt
unterm Strich übrig: Es sind sehr teure Ohren und sehr teure Augen, die wir uns
da leisten.
Ich glaube, dass es sehr wohl zu anderen Bedingungen
möglich gewesen wäre, erstens einmal nicht einen Zehnjahresvertrag zu machen.
Denn in dem ganzen Vertragswerk - und glauben Sie mir, ich habe es durchgelesen,
und zwar sogar des Öfteren, um wirklich nichts zu übersehen - ist mit keinem
einzigen Wort irgendwo eine Begründung zu finden, warum es ein
Zehnjahresvertrag sein soll, warum man sich so langfristig an diese Firma
bindet und eigentlich so gut wie keine Möglichkeit hat, aus dem Vertrag
auszusteigen, außer es passieren Ungeheuerlichkeiten, nämlich dass bei den
Abrechnungsmodalitäten Ungereimtheiten auftreten. Beziehungsweise sogar bei
Fällen von Kriegsführung, bei Möglichkeiten, wenn die Büros nicht mehr
weiterbetrieben werden können wegen Kriegshandlung und so weiter, gibt es da einen
Prozentsatz, der festgelegt ist, um einen Mindestaufwand abzugelten, mit den
66 Prozent.
Das alles sind Punkte, die durchaus auf die
Langfristigkeit hinzielen. Aber nirgends ist zu finden, warum es 10 Jahre
sind und welche Möglichkeiten es tatsächlich gibt, aus diesem Vertrag
auszusteigen.
Das einzige, was interessant ist und was man mir
vielleicht noch erklären könnte, ist unter Punkt 3 bei den
Zahlungskonditionen nach der Auflistung der monatlichen Pauschalbeträge: Das
halbe Prozent Rabatt würde mich interessieren. (Heiterkeit bei der ÖVP.)
Wer diesen Vertrag ausgehandelt hat, verdient großes Lob. Ein halbes Prozent
wurde ausverhandelt! Ich finde, das ist anerkennenswert. Da steht eine Summe
von 883 461 EUR, abzüglich Rabatt – 4 496 EUR.
Also entweder will uns wer rollen (Heiterkeit bei
der ÖVP), ich kann es mir
nicht anders erklären. Das ist auf Favoritnerisch ausgedrückt ein Häkel. (Neuerliche
Heiterkeit bei der ÖVP.) Wir beschließen heute einen Vertrag über 146 380 000 EUR
– 2 Milliarden ATS –, und dann steht unter Punkt 3,
Zahlungskonditionen abzüglich Rabatt, monatlich 4 496 EUR. Das kann
ja nur ein Scherz sein. So etwas kann man ja nicht ernst nehmen. Was soll ein
halbes Prozent Rabatt bei dieser Größenordnung, bei 883 000 EUR
Monatskosten? Ich meine, wer denkt sich da was dabei oder wer denkt sich nichts
dabei? Ich meine, das kann es ja nicht sein. (GR Mag Thomas Reindl: Wie
kommst du dazu, dass ein halbes Prozent von 2 Milliarden 4 496 ist?)
Von den 883 000 EUR!, Kollege Reindl, horch wenigstens zu, wenn du es
schon nicht verstehst. Ich meine, das kann es ja nicht sein. Entschuldigung. Du
hast uns gestern, vorgestern erklärt, was du nicht alles weißt und kannst und
tust. Das werden wir ja noch zusammenbringen. 883 000 – ein halbes Prozent
davon ist? (GR Mag Thomas Reindl: Na?) Na? 4 496! Super! Bingo. Bravo! Weltklasse! (Beifall bei
der ÖVP. – Heiterkeit bei der SPÖ. – GR Mag Thomas Reindl: 40 000!) Also lieber Kollege Reindl, vielleicht
hat Kollegin Novak dich gemeint mit Lesen und Verstehen. Ich habe kein Problem
damit.
Faktum ist: Die SPÖ-Familie in diesem Rathaus, die ja
meint, den Wienerinnen und Wienern nur Gutes zu tun – solche Sachen freuen die
Wienerinnen und Wiener, nämlich wenn sie es erfahren –, glaubt, dass
2 Milliarden ATS, 146 Millionen EUR Steuergeld, ohne großes
Aufheben, ohne groß darüber nachzudenken, ohne auch nur einen Funken einer
Effizienz und eines Nutzens und eines Nachjustierens erkennen zu lassen,
einfach einmal ausgegeben werden, weil offensichtlich die Stadt Wien so reich
ist und sich das leisten kann. Aber in allen anderen Bereichen, sei es bei
irgendwelchen Förderungsmaßnahmen für irgendeinen kleinen Verein, der um
5 000 oder 7 000 EUR Jahressubvention ansucht, wird ihm, wenn er
nicht in das Konzept der großen SPÖ-Familie passt, mitgeteilt: Leider, wir
müssen sparen, wir haben kein Geld, uns geht es so schlecht, alles ist ganz
fürchterlich, wir können dir diese 5 000, 7 000, 9 000 EUR
nicht geben. Geh doch irgendwo anders hin. Bei uns nicht!
Ich weiß schon, was für einen Fehler die gemacht haben,
all die Kleinen mit den 5 000 und 7 000 EUR, die müssten um
500 000 und um 700 000 EUR kommen, dann hätten sie bei euch
wahrscheinlich eine Möglichkeit. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Mir
liegt keine Wortmeldung mehr vor. Ich erkläre somit die Debatte für beendet.
Ich darf den Herrn Berichterstatter um sein
Schlusswort bitten.
Berichterstatter GR Heinz Vettermann:
Das kann natürlich nur exemplarisch und kurz sein.
Zum Neorealo Kollegen Margulies: Wie er auf die
17 Personen kommt, weiß ich nicht, nach meinen Informationen geht es dort
um ca 60 Personen, die Informations- und Wissensmanagement machen. Also
diese sei ne Rechnungen konnte ich nicht nachvollziehen.
Zugegebenerweise war es bei Bratislava, das halt
diese gesuchte Geschäftsstelle ist, die auch die relativ höchste Steigerung
hat, durchaus so, dass es sich lohnt und gescheit ist, sie auch zu besuchen.
Man muss nur sagen, dass der Preis natürlich sich ja nicht einfach nur
verteuert, sondern dass das die alten Leistungen waren und die neuen ja ganz
andere Leistungen sind, wo eben auch ganz neue Aufgaben vereinbart wurden:
Vertrauensbildung, Aufbau von Beziehungen, Aufbau von Lobbynetzwerken, Öffentlichkeitsarbeit.
Zum Beispiel – um nur ein einziges Beispiel von den
jeweils gestiegenen Leistungen zu bringen – war die Basis beim alten Vertrag
500 Aussendungen im Jahr. Zuletzt waren das 4 500 mehr, als
vertraglich vereinbart war, jetzt sind es 7 000. Das nur, um zu zeigen,
welchen Quantensprung wir in den neuen Verträgen auch haben.
Und weil man immer sagt, na gut,
wenn man das
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