Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 104
Nein!)
Zugegeben, es ist immens viel Geld. Aber man muss
auch vor Augen haben, wofür es verwendet wird. Man muss sich vor Augen führen,
wie viele kommunale und regionale Netzwerke es gibt, in denen man als Großstadt
präsent sein muss, beispielsweise: Ausschuss der Regionen, Rat der Gemeinden
und Regionen, Kongress der Gemeinden und Regionen, Versammlung der Regionen,
EUregioNET, ARGE Donauländer, Donauhanse, Eurocitys, Union of Central and
South-Eastern European Capitals und so weiter und so weiter.
Der Außenbeauftragte der Stadt Wien, Herr Nettig -
ich weiß nicht, ob er seine ganzen Tagungen und Veranstaltungen ohne die vier
Wien-Büros abwickelt oder ob er vielleicht eine andere... (Ruf bei der ÖVP:
...für Amerika zuständig!) Meiner Meinung nach tut die ÖVP viel, das geht
die auch nichts an. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Es geht um die Sache an
sich. Ich kann über die Vergabe streiten, ich kann darüber streiten, wer es
bekommen hat. Natürlich sind wir auch nicht glücklich. Ich kann über die Länge
des Vertrages und über die Kosten insgesamt streiten, aber darüber zu streiten,
ob Stadtaußenpolitik wichtig ist oder nicht, ist in meinen Augen unseriös.
Ich möchte schlussendlich unser Wahlprogramm
zitieren. Wir sagen, Wien als Bundeshauptstadt soll sich heute mehr denn je den
Herausforderungen eines zusammenwachsenden Europas stellen, um seine
historische Stellung als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Mitteleuropas
zu festigen und auszubauen. Wir Freiheitliche, fordern deshalb verstärkte
Aktivitäten im Rahmen der Stadtaußenpolitik, um der obgenannten Rolle Wiens
Rechnung zu tragen: Verstärkten Know-how-Transfer von Wien in unsere
Nachbarländer und -regionen, verstärkte Zusammenarbeit im Regionalbereich,
verstärkte Vorreiterrolle Wiens in den Gremien der EU bei städterelevanten
Themen wie Zentralisierung und Daseinsvorsorge, Wiederausbau oder Weiterausbau
der kulturellen Beziehungen Wiens zu den Städten der Nachbarstaaten.
Meine Damen und Herren! Die Freiheitliche Partei
Wiens hat 2000 dem Fünfjahresvertrag zugestimmt und wird das heute auch tun. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es ihm. - Bitte.
GR Günter Kenesei
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Nur ganz kurz ein paar Punkte als Replik auf die
Redebeiträge, die hier gekommen sind; vornehmlich sind es ja Verteidigungsreden
gewesen, wie man einen Zehnjahresvertrag in einer Größenordnung von
146 Millionen EUR, also knapp mehr als 2 Milliarden ATS in
alter Währung, argumentiert.
Zu Kollegen Ebinger nur eines: Herr Nettig ist für
Amerika zuständig. (GR Dr Herbert Madejski: Er benützt aber die
Auslandsbüros! Fragen Sie ihn!) Er wird selten den Weg über Belgrad,
Bratislava und Krakau nehmen. Selbstverständlich wird er Kontakte dorthin
pflegen, aber vornehmlich ist er für Amerika zuständig. (GR Dr Herbert
Madejski: Er hat ein schönes Büro in Wien!) Das ist einmal das eine.
Das Zweite sind zum Beispiel die Büros, die es unter
anderem in Tokyo gibt, die also die Außenhandelsbeziehungen für die Stadt
aufrechterhalten und die Kontakte herstellen. Das alles sind Verträge, die auf
drei Jahre abgeschlossen sind. Es hat sich mit den drei Jahren bewährt, das ist
ein überschaubarer Zeitraum, da kann man evaluieren, da kann man sich das
ansehen: Hat es etwas gebracht? Wo muss man an den Schrauben drehen, um etwas zu
verbessern? Wie kann man etwas verändern?
Dieser Zehnjahresvertrag ist in Wirklichkeit ein
Freundschaftsdienst für einen, der zur Familie gehört. Die SPÖ-GesmbH hat
offensichtlich wieder einmal zugeschlagen. Etwas unscharf ist die Nuancierung:
Ist es Geld der Wienerinnen und Wiener, oder ist es das Geld aus der SPÖ-Kasse?
Diesmal ist es wieder einmal das Geld der Wienerinnen und Wiener, das hier
verteilt wird. Und wieder einmal - keine große Überraschung! - ist es die Firma
Compress, sind es in deren Schlepptau ein paar gute Bekannte und ist es dann,
ein paar Geschäftsstücke weiter, der Bohmann Verlag. Wenn man sich anschaut,
wer dort die handelnden Personen sind, welche Verschachtelungen es gibt, welche
Gruppierungen es gibt, wer wo an wem beteiligt ist, dann kommt man einfach
wieder zu dem Schluss: Alles bleibt in der Familie.
Zu den Belehrungen der Frau Kollegin Novak: Sie
können davon ausgehen, dass zumindest ich sowohl des Lesens als auch des
Verstehens mächtig bin. (GRin Barbara Novak: Aber Herr Aigner!) Ich
brauche solche Sager von da heraußen nicht. (GRin
Barbara Novak: Nein, Sie brauchen sie nicht, aber Herr Aigner ...!) Sie
können auch davon ausgehen, dass ich mich sehr wohl mit der Materie beschäftigt
habe. (GRin Barbara Novak: Ich habe auch
nicht Sie gemeint, Herr Kollege Kenesei, wenn Sie mir zugehört hätten!)
Mittlerweile bin ich seit 14 Jahren im Gemeinderat, und die liebe Firma
Compress und die Firma Bohmann verfolgen mich schon seit dem ersten Tag, den
ich hier herinnen gewesen bin.
Diese - wie sage ich es jetzt vornehm, ohne irgendjemandem
auf die Zehen zu treten? - Mangeleien, die man da hineininterpretieren könnte,
was ich aber nicht tue, bestehen ja schon des Öfteren und sind auch der Grund
der Kritik des Rechnungshofs gewesen. Seien Sie nicht so übermütig, sage ich
jetzt einmal, aus welchem Grund auch immer! Sie sagen ja, Sie haben schon
Freude, weil das Kontrollamt prüfen wird.
Ich kann mich noch gut daran
erinnern, wie die Kolleginnen und Kollegen vom Rechnungshof seinerzeit den PID
und die MA 53 geprüft haben. Aus allen Ecken des Rathauses hat man von der
Sozialdemokratie gehört: Mit Freude nehmen wir diese Prüfung zur Kenntnis, das
ist alles ganz super, das ist alles bestens, da kann nichts sein, die sollen
nur kommen, und endlich bekommen wir den Persilschein, den wir schon längst
verdienen. Na, die Rechnungshofberichte der letzten Jahre, vor allem über den
PID und über die MA 53, lesen sich etwas anders! Daher würde ich hier mit
der Freude oder mit Vorfreude in dem Sinn ein bisschen vorsichtiger sein, weil
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular