Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 104
über mangelnde Deutschkenntnisse in dem Ausmaß, dass sie dem Unterricht nicht folgen können, verfügen. Es besteht die Möglichkeit, diese Kinder zwei Jahre lang nicht zu beurteilen. Nach diesen zwei Jahren verlieren die Schüler den außerordentlichen Status automatisch, ohne dass die Deutschkenntnisse überprüft werden." – Zitatende.
Ich denke, hier liegt der Knopf. Sie wollen es
einfach nicht wahrhaben, dass, wenn ein Großteil der Kinder, die in die erste
Klasse eintreten, die Sprache Deutsch nicht können und dadurch nicht benotet
werden, das ganze Niveau heruntergedrückt wird. Ich glaube einfach, dass Sie
hier zu einem Umdenken kommen müssten, dass Sie das verändern müssten.
Deswegen verlangen die Freiheitlichen – wir verlangen
das jetzt sicher schon fünf, acht Jahre – einen kostenlosen Kindergartenplatz
mindestens zwei Jahre lang. Jetzt kommt immer von Ihnen das Argument, es gehen
eh schon so viele kostenlos. Okay. Warum machen wir dieses Angebot nicht
kostenlos für alle? Es ist mir klar, dass wir dann noch immer nicht alle
erreichen, aber versuchen sollte man es. Denn ich denke, alles das, was die
Kinder im Kindergarten erlernen, hilft ihnen, wenn sie dann in die Schule
eintreten. (Beifall bei der FPÖ.)
Daher möchte ich noch einmal unsere Forderung nach
zwei Jahren kostenlosem Kindergartenplatz unterstreichen, weil ich einfach
glaube, dass all das, was wir den Kindern in jungen Jahren beibringen, einfach
besser ist.
Dann würde ich aber auch so weit gehen, dass ich die
Kinder, die mit sechs Jahren nicht Deutsch können, noch nicht in die Schule
lasse, sondern dass man einfach sagt, okay, sie bleiben in der Vorschule, bis
sie solche Deutschkenntnisse haben, dass quasi das Niveau erhalten bleiben
kann. Ich würde Sie einfach bitten, dass Sie über diese Idee nochmals
nachdenken.
Gestatten Sie mir aber am Schluss eine paar
persönliche Worte. Zuerst möchte ich meiner Partei danken, dass sie mir die
Möglichkeit gegeben hat, fast 18 Jahre für die Wienerinnen und Wiener
arbeiten zu dürfen.
Bei Ihnen, meine Damen und Herren des Gemeinderats,
möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit, für die vielen gemeinsamen
Gesprächsrunden mit Expertinnen und Experten bedanken.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber bei den
Beamtinnen und Beamten, die mir immer dann, wenn ein Wiener oder eine Wienerin
Hilfe benötigt haben, geholfen haben, zum Beispiel bezüglich eines
Pflegeheimplatzes oder eines Platzes in einem Pensionistenwohnhaus oder bei
einem Kindergartenplatz. Das war ohne Ansehen der Person, sondern da ging es
einfach um das Anliegen. Vielen Dank dafür.
Es waren für mich sicher die schönsten Berufsjahre,
hier herinnen mit Ihnen für die Wienerinnen und Wiener arbeiten zu dürfen. Ich
gestehe ein, es fällt mir nicht leicht, aber jeder von uns weiß, wann er zu
gehen hat oder wann er gehen muss. Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel
Freude, für die Menschen in dieser Stadt arbeiten zu können, bedanke mich
nochmals für die vielen Begegnungen, die wir gemeinsam hatten.
Ich hoffe, dass es Gelegenheiten geben wird, wo wir
einander wieder begegnen können. Ich danke Ihnen nochmals und wünsche Ihnen
viel Freude, viel Kraft, für die Menschen dieser liebenswürdigen und
wunderschönen Stadt arbeiten zu können. (Allgemeiner
Beifall.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sie erlauben mir, mich kurz auch von dieser Stelle
aus als Gemeinderatsvorsitzender im Namen aller bei der Frau Stadträtin für
ihre Arbeit zu bedanken. Der Applaus hat es gezeigt, dass du Anerkennung
gefunden hast, und ich möchte mich auch persönlich bei dir von dieser Stelle
aus herzlich bedanken.
Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Reinberger.
GRin Brigitte Reinberger
(Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Traurig, wirklich traurig ist offenbar die Vorstellung,
die junge SPÖ-Mandatare von der Familie und vom Thema Geborgenheit haben, denn
ihr einziges Streben ist, den Kindern Geborgenheit in
Kinderbetreuungseinrichtungen zu vermitteln. Das ist genau das Gegenteil von
dem, was das Ziel der Bundesregierung war, nämlich den Kindern die bestmögliche
Geborgenheit in der Familie zu sichern, und ich glaube, dafür ist in der
letzten Zeit sehr viel geschehen.
Ein Sprichwort sagt: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans
nimmer mehr. Oder: Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Also alle diese
Sprüche sagen ja, dass man möglichst früh mit dem Lernen beginnen soll. Das
soll aber nicht heißen, dass dieser Hans aus diesem Sprichwort, also der
Erwachsene, nicht mehr lernfähig ist. Natürlich muss man im Laufe seines Lebens
auch als Erwachsener sich noch viel Wissen, viel technisches Know-how aneignen,
insbesondere das Fachwissen für seinen Beruf, aber wir alle wissen, dass, je
älter man wird, desto schwerer tut man sich damit, sich Angewohnheiten des
täglichen Lebens abzugewöhnen oder sich auf andere Verhaltensnormen
umzustellen.
Da geht es den Kindern viel besser, denn sie lernen
spielend. Wenn man die kindliche Neugier, den Wissensdurst ausnutzt,
spielerisch etwas zu vermitteln, so kann man sehr viel erreichen.
Ich danke Frau GRin Jerusalem für
das Stichwort mit dem Wald- und Wiesenthema. Ich möchte tatsächlich im Wald-
und Wiesenbereich, im Umweltbereich bleiben. Als Umweltsprecherin ist das für
mich natürlich etwas, das mich sehr interessiert, und auch etwas, das man
Kindern sehr gut vermitteln kann. Der Natur- und Umweltschutzbereich bietet
sehr vieles, sehr Aufregendes und Interessantes für Kinder. Da gibt es durchaus
auch gute Angebote in der Stadt Wien – das kann man nicht verleugnen –, da gibt
es Waldschulen, da gibt es Kinderbauernhöfe. Ich habe auch selbst einmal eine
Führung mit begleitet im Rahmen eines Ferienspiels. Da hat ein Biologe und
Universitätsprofessor mit kleinen Kindern Führungen im Tiergarten Schönbrunn
gemacht, und er hat das so auf Kinder bezogen gemacht, dass es
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