Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 104
mit Stockholm, Berlin oder anderen Großstädten zu vergleichen.
(Beifall bei der ÖVP. – GR Heinz Vettermann: Ihr wollt es ja so haben wie in
Dornbirn! – GRin Barbara Novak: Das war ja der Werbegag der ÖVP!)
Da zeigt sich schon, dass nicht alles so super ist,
wie Sie es in Ihren eigenen Jubelbroschüren oft darstellen. Tatsache ist, dass
es bei der Nachmittagsbetreuung im Pflichtschulbereich Lücken gibt, Tatsache
ist, dass Sie durch die Hintertür in Wien die Gesamtschule eingeführt haben,
durchaus mit dem Hintergrund, dass die Kosten für das Gymnasium der Bund zu
tragen hat, während für die Hauptschulen das Land Wien zuständig ist, und dass
es im Bereich der Nachmittagsbetreuung sowohl im Volks- als auch im
Hauptschulbereich nicht zum Besten bestellt ist.
Das heißt, bevor Sie immer wieder Steine auf den Bund
werfen, kehren Sie vor Ihrer eigenen teuren Tür! Sie genehmigen sich derart
viel Geld, dass Sie damit viel Besseres leisten könnten. (Beifall bei der
ÖVP.)
Es ist auch eine Tatsache, dass die hohen
Kindergartengebühren gerade für die Zuwanderer sehr wohl ein Hindernis
darstellen, ihre Kinder in den Kindergarten zu geben, (GRin Sonja Kato: Die zahlen gar nichts!) und genau dort müsste
eigentlich angesetzt werden.
Dass Sprache ein wichtiges Integrationsinstrument
ist, das, glaube ich, brauche ich nicht noch näher zu betonen, ich möchte aber
schon auch festhalten in Richtung Frau Kollegin Jerusalem, Interkulturalität
gut und schön, aber wer zu uns nach Österreich kommt, der muss sich in erster
Linie mit unserer Sprache beschäftigen und mit unserer Kultur. Es kann nicht so
sein, dass wir Österreicher uns vornehmlich mit den Kulturen der Zuwanderer zu
beschäftigen haben. (Beifall bei der ÖVP und von GR Mag Harald STEFAN.)
Gerade die Bundesregierung ist sehr bestrebt, das
Leistungsniveau an unseren Schulen anzuheben, und auch hier tun Sie nicht das
Ihre dazu. Sie wollen zwar jetzt – darauf hat Hofrat Strobl bereits hingewiesen
– auf einen fahrenden Zug, den wir in Gang gesetzt haben, aufspringen, auch den
Kindergarten als Bildungsgarten anzusehen. Und da hat auch Kollege RUDOLPH sehr
Recht: Der Kindergarten soll schon auch ein Ort sein, wo Kinder sind, wo Kinder
Kind sein können, wo auch das Spielen und die Freizeit im Vordergrund stehen.
Was aber machen Sie mit unseren Schulen? Sie funktionieren
unsere Schulen um in ein großes Projekt, bei dem die Wissensvermittlung, die
Bildung, das, worum es eigentlich in erster Linie geht, nicht mehr an erster
Stelle steht, sondern ganz andere Zielsetzungen. Und wenn Sie uns ständig
gebetsmühlenartig das erfolgreiche Modell der Gesamtschule vor Augen halten,
dann kann ich Ihnen nur eines sagen: Lassen Sie die Gesamtschule dort, wo sie
in den letzten Jahrzehnten bestens aufgehoben war, nämlich in der Mottenkiste. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich fasse zusammen: Bildung ist sehr wichtig,
lebenslanges Lernen ist wichtig, wann das lebenslange Lernen beginnt, da bin
ich ganz bei jenen, die sagen, es sind zu-erst auch die Eltern in die Pflicht
zu nehmen, es sind auch die Rechte der Eltern zu wahren. Und wenn es darum
geht, die Männer mehr in die Kinderbetreuung einzubinden, da gebe ich Kollegen
Wutzlhofer schon ganz Recht, aber das geht nicht im Wege einer sozialistischen
Zwangsbeglückung, sondern das geht nur im Wege der Bewusstseinsbildung. Und
auch da, glaube ich, dass es große Unterschiede gibt zwischen einem staatlich
verordneten Zwangsmodell und einer Freiwilligkeit, für die die ÖVP aus ihrem
Selbstverständnis heraus steht. (Beifall bei der ÖVP.)
Abschließend noch einmal der Appell des von Ihnen ja
mehrheitlich abgelehnten Beschluss- und Resolutionsantrages von
Mag Feldmann und Hofrat Strobl von gestern: Ausbau der
Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder im Alter von eineinhalb bis drei
Jahren, flexible Öffnungszeiten – auch das ist eben sehr wichtig; da muss man
halt ein bisschen die Gewerkschaftsmentalität ablegen; es geht eben einfach
darum zu erkennen, dass Flexibilität auch bedeutet, dass die
Kinderbetreuungseinrichtungen flexibel sein müssen –, Nachmittagsbetreuung auch
und vor allem an den Pflichtschulen – der Bund hat hier bereits Bahnbrechendes
geleistet –, und dann kann man wirklich das Thema der heutigen Aktuellen
Stunde, dass Bildung von Anfang an zu bestehen hat, nur vorbehaltlos
unterstreichen.
Das bedeutet aber dann auch – und damit komme ich zum
Schluss –, dass man Schwangeren in Notsituationen entsprechend helfen kann. Ich
habe mit großem Bedauern festgestellt, dass Sie diesbezügliche Aktivitäten und
Anträge der ÖVP abgelehnt haben, weil ohnedies alles so toll ist, so wie
ohnedies alles in Wien nur toll ist und nicht verbessert werden kann. – Wer's
glaubt, wird selig. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zu
Wort gemeldet ist Frau StRin Landauer.
StRin Karin Landauer: Herr Kollege
Wutzlhofer hat einen Einstieg gemacht, bei dem ich innerlich gejubelt habe,
denn er hat sich mehr Männer gewünscht, die sich um ihre Kinder kümmern. Ich
glaube, das ist genau das, was Ihre Jugend weitertragen soll und was wir alle
brauchen. Das mit der Wahlfreiheit war, würde ich meinen, auch Ihrer Jugend
zuzuschreiben. Ich denke mir nur, genau dieser Ansatz, dass das Kind beide
Eltern braucht, wäre der richtige Ansatz. Es ist auch so, dass gerade junge
Männer mittlerweile eine andere Erziehungsmethode an den Tag legen, als wir das
bis jetzt gewohnt waren.
Für mich ist es so, dass die
Gemeinde Wien oder die Stadt Wien auf andere Vorschläge, auf Vorschläge von
Parteien, von Expertinnen und Experten einfach nicht eingeht. Es gibt in der
"Presse" einen Artikel – das ist noch gar nicht so lange her, das war
am 14. Juni –, da sagt der Pressesprecher des Stadtschulrates: „Kein
Deutsch, keine Noten." – So kann man es auch machen. Ich zitiere aber jetzt
einmal genau, was er sagt: „Wie viele Kinder in den Wiener Volksschulen nicht
Deutsch als Muttersprache haben, kann er nicht sagen. ,Wir erfassen nur
außerordentliche Schüler.' Als außerordentliche Schüler werden diejenigen
Kinder eingestuft, die
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