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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 104

 

Zumindest.

 

Ganztägiges Schulangebot: Seit 1995 im Gesetz verankert, ein zugeordneter Bereich der Länder. Das können die Länder festlegen - beziehungsweise die Gemeinde, im Zusammenwirken ist das ja bei Wien ein und dasselbe -, feststellen und festhalten, wo und an welcher Schule auf Wunsch der Eltern eine ganztägige Betreuung vorgenommen werden soll. Von 448 Standorten hat Wien gerade einmal 134 anzubieten, die ganztägig geführt werden. Also auch hier gibt es einen Aufholbedarf ohne Ende, weil es ja auch ein Leben nach dem fünften beziehungsweise sechsten Geburtstag gibt und die Frage der Familienverträglichkeit beim Sechsjährigen ein mindestens genauso großes Problem darstellt.

 

Lassen sie mich aber noch zwei Punkte erwähnen, wenn wir schon über die Bildungspolitik diskutieren.

 

Mehr Lehrer für die Pflichtschule: Die eigenartigste Posse, die hier die SPÖ seit einem Jahr liefert, ist ja wohl die Frage des Dienststellenplans für die Pflichtschullehrer. Da werden regelmäßig beim Dienststellenplan im Kollegium des Stadtschulrats mit SPÖ-Mehrheit zirka 700 oder 800 Lehrer mehr gefordert, und zwar mit Auftrag an die Landesregierung. Hier in diesem Haus wird dann ein Antrag, den wir zum ganz gleichen Thema einbringen, von der gleichen SPÖ aber abgelehnt. Ich bin gespannt, Herr Kollege Vettermann, ob es eine Antwort auf diese nicht nachvollziehbare Handlungsweise gibt. Aber Sie werden schon wissen, was Sie hier tun.

 

Meine Damen und Herren! In der Summe und zusammenfassend gesehen, darf man sagen, die SPÖ verschläft in Wien eine moderne Schulentwicklung. Offenbar ist der Stadtschulrat zu sehr mit einem pathologischen Reflex gegenüber dem Bund und mit pseudoideologischen Grabenkämpfen gegenüber dem Bund beschäftigt und hat daher keine Zeit. Seit Matzenauer hat es wirklich keine neuen Innovationen mehr in diesem Wien gegeben, und das ist schade für diese Stadt, schade für diese Kinder! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing RUDOLPH. Ich erteile es ihm.

 

GR Ing Herbert RUDOLPH (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Herr Kollege Wutzlhofer, auf Ihre Diktion möchte ich hier nicht näher eingehen. Das ist eine Angelegenheit des Vorsitzenden oder vielleicht auch Ihrer eigenen Fraktion.

 

Zum Thema selber, "Bildung von Anfang an": Ein wirklich gutes Thema am vorletzten Schultag, ein gutes Thema, ehe Kindergärten in die Sommerpause gehen, aber vielleicht ein wirklich guter Zeitpunkt, um Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern zu gratulieren zu den Leistungen, die sie in den vergangenen 10 Monaten gemeinsam erbracht haben! Und vielleicht auch ein ganz guter Zeitpunkt, wenn man andere aktuelle Berichte hernimmt, um sich mit einer Thematik auseinander zu setzen, die gerade am Schuljahresende von Interesse ist.

 

Die Erfüllung beziehungsweise Nichterfüllung von Leistungszielen in der Schule ist am Jahresende zweifelsohne immer von größerem Interesse als während des Schuljahres und zu Beginn des Schuljahres. Ich meine, es ist auch ein guter Zeitpunkt, um nach den jahrzehntelangen, wirklich jahrzehntelangen gegenseitigen Blockaden von Rot und Schwarz in der Bildungspolitik, da in Zukunft doch wesentliche Bereiche in der Zweidrittelmaterie einfachgesetzlich geregelt werden können, auch wirklich machbare Alternativen zum Wiederholen von Schulstufen zu entwickeln. Einfach zu sagen, wir schaffen das Wiederholen von Schulstufen ab und das war's, das kann wohl nicht des Rätsels Lösung sein. Aber ich bin durchaus der Meinung, dass man auch das Perpetuieren dessen, was man in diesem Bereich bislang produziert hat, einmal kritisch hinterfragen soll.

 

Bleiben wir jedoch beim Thema der Aktuellen Stunde. Es ist hier von meinen beiden Oppositionsvorrednern schon sehr viel über ihre wahren Motive gesagt worden: In Wien ist alles super, nein, es ist nicht super, es ist "superst", es ist eigentlich überhaupt am "supersten", und es kann ja gar nichts anderes geben, was ebenso super wäre wie in Wien. Es ist ja absurd, es ist wahrlich absurd, Herr Kollege Wutzlhofer, was Sie hier von sich geben! Und es ist wirklich nicht das Bemühen, hier nachzuziehen.

 

Wenn Ihnen Frau Prof Rollett nicht gefällt - möglicherweise aus ideologischen Gründen -, dann gebe ich Ihnen den Tipp: Gehen Sie zu Herrn Prof Gruber am Institut für Erziehungswissenschaften und Pädagogik und fragen Sie ihn einmal, was er beispielsweise von der École Maternelle hält, also von dem französischen Pendant zu dem, was Sie uns jetzt präsentieren. Ich sage Ihnen eines: Was da beispielsweise in Frankreich geboten wird, das möchte ich für die Kinder in Wien, nein, nicht nur in Wien, sondern in Österreich wahrlich nicht haben!

 

Wenn wir von Schulungen im Vorschulalter sprechen, dann: Ja, wenn es darum geht, einen vernünftigen Übergang aus dem Vorschulalter, aus dem Kindergartenalter hinüber in die Schulen zu finden und diesen Übergang möglichst sinnvoll zu gestalten. Aber was ich nicht möchte, ist, dass hier ein Modell auf die Beine gestellt wird, wodurch man den Kindern die Möglichkeit nimmt, Kinder zu sein. Die Zeit der Kindheit geht so rasch vorüber - lasst die Kinder ihre Kindheit auch wirklich genießen!

 

Nun komme ich zu etwas, was Frau StRin Wehsely heute - wahrscheinlich durchaus simplifizierend und plakativ - gesagt hat: Dass man davon wegkommt, dass in den Kindergärten die Buben in die Bastelecke und die Mädchen in die Puppenecke geschickt werden. Ich glaube, dass die Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen in Wien schon lange davon entfernt sind, Kinder einfach so irgendwohin zu schicken. Mir ist nur wichtig, dass man den Kindern die Möglichkeit bietet, sich da wie dort zu bewegen, und dass Kinder die Möglichkeit haben, beides kennenzulernen, aber dass man ihnen nicht aufoktroyiert, wofür sie sich schlussendlich zu entscheiden haben, weder in die eine noch in die andere Richtung.

 

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