Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 104
Wochenenden und vielleicht sogar auf Sonn- und Feiertage
ausgedehnt werden könnte.
Ich möchte aber noch einmal auf die gendergerechte
Pädagogik oder geschlechtssensible Pädagogik zu sprechen kommen - Sie haben sie
ja kurz angesprochen -: Sowohl von der Männerpolitischen Grundsatzabteilung des
BMSG als auch in Ihrer Broschüre der MA 47 – die übrigens schön in Orange
gehalten ist; vielen Dank! – wird die geschlechtersensible Pädagogik angesprochen,
und Sie schreiben, sie sei Alltagsarbeit.
Meine Frage: In welcher Form wird diese
geschlechtersensible Alltagsarbeit beziehungsweise Pädagogik an den Wiener
Schulen durchgeführt?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Entschuldigung, Frau Stadträtin. -
Meine Damen und Herren, ich möchte Sie bitten, ein
bisschen die privaten Gespräche einzuschränken. Ich höre kaum die Fragerinnen.
Bitte, Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Sehr geehrte Frau Kollegin Trammer! Ich kann Ihnen zunächst versichern: Orange
war schon eine wichtige Farbe der Frauenabteilung, bevor es das BZÖ gegeben
hat, und es wird noch orange sein, wenn es das BZÖ vielleicht nicht mehr geben
wird. Da kann ich Ihnen sozusagen leider nicht anders entgegenkommen. Orange ist
eine schöne Farbe - trotz des BZÖ oder wegen des BZÖ oder wie auch immer. Das
eine hat mit dem andern jedenfalls nichts zu tun.
Zu Ihrer konkreten Frage ist zu sagen, dass das
mittlerweile sowohl in der Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen
- und leider haben wir viel zu wenige Pädagogen - als auch in der Ausbildung
der Pädagoginnen und Pädagogen in den Schulen, an den pädagogischen Akademien
sozusagen, mit gelehrt wird. - Und auch hier möchte ich wieder betonen, dass es
sehr wichtig wäre, mehr Männer dazu zu bringen, insbesondere Volksschullehrer
zu werden, weil ja das, was unsere Kinder mitbekommen - außer sie haben einen
engagierten Vater -, zumindest bis zum 10. Lebensjahr ist, dass sie
eigentlich ausschließlich von Frauen betreut werden, und das entspricht nicht
dem Gesellschaftsbild, das, glaube ich, wir beide haben.
Wichtig ist aber darüber hinaus, dass wir im 15. Bezirk
in einem Kindergarten ein Pilotprojekt durchgeführt haben, wo ganz speziell der
Bereich der geschlechtssensiblen Pädagogik sozusagen das oberste Ziel war - es
gibt auch einen Bericht über dieses Projekt, den ich Ihnen gerne zukommen
lassen kann; das werden wir gleich im Anschluss daran machen -, wo sich
wirklich sozusagen Strukturen im Kindergarten verändert haben und insbesondere
auch bei den Eltern ein Umdenken eingesetzt hat, was ich für sehr, sehr wichtig
halte, weil natürlich die Erziehung trotz allem primär bei den Eltern liegt.
In den Schulen ist es in der Ausbildung bei den
Lehrerinnen und Lehrern ein wichtiges Thema. Voraussetzung dafür, dass das
alles klappt, wäre natürlich, dass es mehr Männer auch im Lehrberuf in der
Grundschule gibt. Einfacher wäre es auch, wenn wir in diesem Bereich betreffend
die Dienstposten der Lehrerinnen und Lehrer einen Standard hätten, wie wir ihn
noch vor fünf Jahren gehabt haben. Aber wichtig ist, dass alle Materialien und
alle Projekte auch immer danach beurteilt werden, was sie geschlechtergerecht
bedeuten. Da sind wir in der Ausbildung relativ weit, aber wir müssen auch noch
weitermachen, damit das wirklich sozusagen überallhin und bis in alle Schulen
dringt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Frau Stadträtin. - Letzte Zusatzfrage: Frau GRin Rudas, bitte.
GRin Laura Rudas (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Danke für die Antworten.
Sie haben am Anfang den Töchtertag erwähnt. Können
Sie mehr über den heurigen Töchtertag erzählen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Der
Töchtertag wurde erstmals im Jahr 2002 durchgeführt, damals mit einem
Betrieb, und zwar mit Siemens, mit 200 Teilnehmerinnen. Ich freue mich sehr,
dass wir heuer den vierten Töchtertag durchgeführt haben, an dem bereits 110
Betriebe teilgenommen haben und 2 000 Teilnehmerinnen zu begrüßen waren.
Das ist einerseits erfreulich und wichtig für die
Mädchen, die hier Einblick in gewerblich-technische Bereiche bekommen, den sie
sonst nicht haben, weil sie üblicherweise – und das ist auch sehr erfreulich –
mit ihren Papas zum Arbeitsplatz gehen.
Es ist aber andererseits auch ein wichtiger
Lernfaktor für die Betriebe und - ich möchte das nicht verhehlen - zum Beispiel
auch für Magistratsabteilungen der Stadt Wien, die vor einigen Jahren noch in
gewissen Bereichen der Meinung waren, es ist nicht sinnvoll und kann sicher
nicht sein, dass Frauen und Mädchen in diesem Bereich arbeiten, und die jetzt
begeistert sind vom Töchtertag und gerne hätten, dass sich mehr bewerben, um
sie auch als Lehrlinge oder Mitarbeiterinnen aufnehmen zu können. Wir werden
daher diesen Töchtertag sicher auch nächstes Jahr ein fünftes Mal machen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Danke schön. - Die 3. Anfrage (FSP - 03170-2005/0001 - KGR/GM)
wurde von Frau GRin Mag Vassilakou gestellt und ist an den Herrn
Bürgermeister gerichtet: Für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wien zahlt laut
"Presse" vom 22. Juni 2005 jeder Bürger und jede Bürgerin pro
Jahr 21 EUR. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 33 Millionen EUR.
Dabei sind ausgelagerte Einheiten wie zB die Wiener Stadtwerke nicht
berücksichtigt. Wie rechtfertigen Sie, Herr Bürgermeister, diesen extrem hohen
Aufwand?
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte
Frau Klubvorsitzende! Da wir in einer Kommunikationsgesellschaft leben, ist
auch die Stadt Wien verpflichtet, zeitgemäße Kommunikationsmechanismen
einzusetzen. "Zeitgemäß" bedeutet, dass entsprechend den
individuellen Lebenslagen der Rezipienten zielgruppenspezifisch
Informationsplattformen eingesetzt werden.
Im Rahmen des PID-Budgets wird
unter anderem die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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