Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 104
geschlechtssensible Pädagogik im Kindergarten. Wir haben hier mit Förderung der MA 57 ein Pilotprojekt laufen, weil natürlich die Prägungen schon sehr, sehr früh beginnen. Sie beginnen zu Hause, aber auch im Kindergarten, und da geht es vor allem auch um die Schulung der Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen, die diesbezüglich schon sehr viel weiter sind, als das vor einigen Jahren der Fall war. Aber es soll eben nicht sein, dass man, ohne dass man nachdenkt, die Buben in die Bauecke und die Mädchen in die Puppenecke schiebt. Und dazu soll dieses Projekt auch beitragen.
Ohne sie jetzt konkret aufzuzählen, kann ich Ihnen
berichten, dass wir mit rund 600 000 EUR jährlich Vereine fördern,
die spezielle Angebote für Mädchen haben, und zwar Angebote, die in Richtung
mehr Selbstwertgefühl, mehr Selbstbewusstsein, mehr Kraft, mehr Stärke für
Mädchen gehen, denn das ist die Voraussetzung dafür, dass aus selbstbewussten
Mädchen auch einmal selbstbewusste Frauen werden.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Frau Stadträtin. – 2. Zusatzfrage: Bitte, Frau GRin Dr Vana.
GRin Dr Monika Vana (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben die Förderung von Mädchen in
nichttraditionellen Berufen angesprochen. In der Tat ist die Situation von
jungen Frauen auf dem Wiener Arbeitsmarkt eine schwierige. Sie wissen, die
Arbeitslosigkeit von jungen Frauen steigt weitaus stärker als jene von jungen
Männern. Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt ist eine besonders tragische,
auch jetzt wieder verschärft durch die so genannte ÖBB-Reform - wir haben es am
Montag schon diskutiert: Die ÖBB plant, 1 200 Lehrstellen abzubauen,
davon die Hälfte in Wien. Das ist auch ein Frauenthema, denn gerade die ÖBB
haben Mädchen in nichttraditionellen Berufen ausgebildet.
Meine Frage ist: Wie steuert Wien hier akut gegen?
Und warum wird die Idee der GRÜNEN, aber auch die Idee, die in einem anderen
Bundesland, nämlich in Vorarlberg, schon umgesetzt ist, nämlich ein
Lehrlingsfonds, in Wien nicht für alle Branchen und verbindlich umgesetzt? - Wir
denken, das wäre eine gute Maßnahme, um auch die Unternehmen und
UnternehmerInnen verstärkt in die Verantwortung zu ziehen und die
Ausbildungskosten für die Lehrausbildung auch gerechter zu verteilen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Frau Gemeinderätin! Zunächst einmal: Jede Arbeitslose und jeder Arbeitslose ist
mir eine und/oder einer zu viel, aber man muss sagen, dass Wien das einzige
Bundesland ist, wo die Arbeitslosigkeit, und zwar insbesondere auch die
Arbeitslosigkeit von Frauen und von jungen Frauen zurückgeht. Das ist wichtig,
und das ist nicht gottgewollt oder selbstverständlich, sondern das ist das
Ergebnis sozialdemokratischer Politik in dieser Stadt.
Zur konkreten Frage, die Lehrlinge betreffend, ist zu
sagen - und das hat der Herr Finanzstadtrat in seiner Re-de zum
Rechnungsabschluss am Montag bereits dargelegt -, dass es jetzt erstens so sein
wird - und das sage ich Ihnen auch als Personalstadträtin -, dass wir das Niveau
der Lehrlingsausbildung in der Stadt Wien erhalten und leicht erhöhen werden.
Das betrifft sowohl die Stadt Wien als auch den Bereich der Wiener Stadtwerke -
wir bilden ja in beiden Bereichen mehr als 1 000 junge Menschen aus,
wovon sehr, sehr viele - die Mehrheit – Mädchen und Frauen sind, insbesondere
auch in Berufen, die nicht traditionelle Mädchen- und Frauenberufe sind. Und
darüber hinaus liegt spätestens seit Montag das Angebot des Finanzstadtrats auf
dem Tisch, dass wir in Wien bereit sind, die Zahl der Lehrgänge dramatisch zu
erhöhen, dass wir hier bereit sind, unseren Beitrag zu leisten, wenn der Bund
in der Finanzierung, wie das ja bei den Lehrgängen der Fall ist, da auch
mitzieht. Hiezu gibt es Gespräche, und ich gehe davon aus, dass der Bund seinen
Teil beitragen wird. Wir sind jedenfalls bereit und dabei.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Die nächste Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Feldmann gewünscht. - Bitte
sehr.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Beim
Mädchentelefon gibt es laut eigener Auskunft Information und Gespräche nur in
deutscher Sprache. Die Anruferinnen werden zwar theoretisch weitervermittelt,
doch ist eine Weitervermittlung nicht möglich, wenn die Anruferin der deutschen
Sprache nicht mächtig ist.
Ich frage Sie, Frau Stadträtin: Werden Sie die
Helpline mit einem Team ausstatten, das den modernen Integrationsanforderungen
genügt?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Erstens:
Unterschätzen Sie die Mädchen nicht, denn die Mädchen, die die Zielgruppe des
Mädchentelefons sind, nämlich Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren, sind zu
einem großen Teil schulpflichtig und beherrschen die deutsche Sprache sehr gut.
Aber es ist so, dass es eine Kooperation mit der MA 17, mit meiner
Integrationsabteilung gibt, wo zu bestimmten Stunden auch Menschen, Frauen
anwesend sind, die zum Beispiel Türkisch oder Serbokroatisch sprechen und die
dann ganz konkret für so einen Fall zur Verfügung stehen. Ich sage Ihnen nur,
dass dieses Angebot nicht angenommen wird, weil die Zielgruppe sehr, sehr gut
Deutsch kann - und jedenfalls so gut Deutsch kann, dass sie vermittelbar ist zu
einem Verein, wo es dann auch muttersprachliche Betreuerinnen und Betreuer
gibt.
Aber noch einmal - und das ist mir das Wichtige -:
Die Zielgruppe, die 13- bis 17-jährigen Mädchen, die in dieser Stadt ihre
Heimat und ihr Zuhause gefunden haben, sind der deutschen Sprache sehr, sehr
gut mächtig.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Nächste Zusatzfrage: Frau GRin Trammer, bitte.
GRin Heike Trammer (Bündnis
Zukunft Wien – die Stadtpartei): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Abgesehen
davon, dass ich die Einrichtung des Mädchentelefons für eine sehr gute halte,
würde ich mir wünschen, dass es - im Sinne der Gleichberechtigung – auch ein
Bubentelefon gäbe und dass die Anrufmöglichkeit auch auf die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular