Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 82
hier noch Verbesserungsmöglichkeiten hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich finde es fast auch eine Schwäche des
Altstadterhaltungsbeirates, dass er nur zweimal im Jahr tagt, denn wenn sich
jetzt zum Beispiel im Zuge des Baues herausstellt, dass noch Fördermittel
zusätzlich benötigt werden, dann ist das oft erst möglich, wenn schon das
Objekt fertig saniert ist, die erhöhten Kosten schon eingetreten sind, dass man
im Nachhinein ein Förderungsansuchen stellt oder die Mittel erst im Nachhinein
zugesprochen bekommt.
Ich bin hier mit dem Herrn Prof Wehdorn einer
Meinung, dass man heute, auch wenn es um alte Bausubstanz geht, schon sehr früh
sehr genaue Kostenrahmen feststellen kann und dass es daher oft vielleicht nur
eine Nachlässigkeit ist, dass man einen Betrag einreicht, der nicht fundiert
ausgearbeitet ist, und im Nachhinein kommt man mit erheblichen Nachforderungen.
Auch hier sollte vielleicht einmal der Altstadterhaltungsbeirat Konsequenz
zeigen und Beträge, die nicht rechtzeitig eingereicht worden sind, ablehnen.
Nachdem wir aber diese Probleme schon alle sehr, sehr
häufig im Altstadterhaltungsbeirat besprochen haben, leider bis heute überhaupt
keine Wirkung daraus entstanden ist, würde ich doch bitten, ob man nicht hier
eine Arbeitsgruppe einsetzen kann, die sich einmal mit diesen Problemen
auseinander setzt und vielleicht auch dann ganz konkrete Richtlinien zur
Förderung aus diesem Fonds erarbeitet. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen. Frau Berichterstatterin.
Berichterstatterin GRin Renate Winklbauer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist sehr löblich, dass sich die Frau Kollegin
FRANK sehr intensiv mit der Altstadterhaltung beschäftigt. Es ist tatsächlich
ein sehr wichtiges Thema, und sie hat da ein sehr großes Engagement. Dennoch
sind einige Dinge nicht ganz so, wie sie es gesagt hat. Aber die Materie ist
eine sehr komplexe, und da gibt es halt auch manchmal das Problem, dass man aus
Zahlen etwas herausliest, was in ihnen gar nicht drinnen ist.
Sie wissen, dass der Prozess der Altstadterhaltung
ein Prozess ist, der sich zum Teil über Jahre hinzieht, dass die Zahlen sich
auch daraus ergeben, dass eben Förderungen zugesagt sind, aber nicht mehr im
gleichen Jahr die Verwirklichung stattfindet. Es ist auch so, dass im laufenden
Sanierungsprozess oft noch Probleme auftauchen, die man nicht erkennen konnte,
bevor man zu sanieren und mit der Renovierung beginnen konnte, also dass das
ein laufender Prozess ist, der sehr schwierig ist und der von den zuständigen
Beamtinnen und Beamten hervorragend bearbeitet wird, die da eine sehr komplexe
Arbeit zu erledigen haben.
Es stimmt nicht, dass es keine Förderrichtlinien
gibt. Wir haben ganz klare Förderrichtlinien. Wir haben vielleicht in manchen
Punkten noch nicht ausreichende Förderrichtlinien. Aber auch das haben wir beim
letzten Mal besprochen, dass wir das angehen wollen. Ich bin ansonsten
überhaupt der Meinung, dass Förderrichtlinien sehr wichtig sind, dass es aber
neben der technischen und kunsthistorischen Entscheidung immer auch noch einen
Spielraum für die politische Entscheidung geben muss, und die ist im Fonds eben
gegeben, weil sonst würde man keinen Fonds brauchen.
Auch zu dem Themenbereich Wirtschaftlichkeit,
Sanierung oder Abbruch haben wir eigentlich in den letzten Jahren trotz allem
recht erfolgreich agiert und konnten damit dem Prinzip der Erhaltenswürdigkeit
durchaus Rechnung tragen.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es natürlich
eine ganze Menge an Dingen gibt, die noch zu behandeln sind. Der Denkmalschutz
als Aufgabe des Bundes und die Denkmalpflege in Wien hört irgendwo im
19. Jahrhundert auf, und das 20. Jahrhundert ist nur in einem ganz
geringen Maße vertreten. Ich glaube, dass es notwendig wäre, das vergangene
Jahrhundert auch in diesem Punkt zu berücksichtigen. Die Beispiele Boltenstern
oder jetzt die "Z" von Domenik sind nur einige Beispiele. Also da
wird es notwendig sein, dass man auch wirklich neue Kriterien macht.
Vom Bund hört man nichts, dass man da die Richtlinien
überarbeitet. Für Wien werden wir das im nächsten Beirat in Angriff nehmen. Ich
glaube nur, dass es da notwendig ist, einige Vorarbeiten von Experten und
Expertinnen zu machen. Ich bin daher nicht der Meinung, dass das eine Aufgabe
des Beirats oder einer Arbeitsgruppe des Beirats sein soll, sondern da sollen
die ExpertInnen entscheidungsreife Dinge vorlegen, und über die können wir dann
politisch entscheiden. Ich glaube, dass das die richtige Vorgangsweise ist.
Alles in allem glaube ich, dass wir einige Aufgaben
im Altstadtfonds vor uns haben. Daher finde ich es wichtig, dass das Thema hier
auch einmal angesprochen wurde, weil es wird sonst ein bisschen als
Selbstverständlichkeit gesehen.
Wie wichtig vor allem der Bereich der modernen
Architektur im 20. Jahrhundert ist, möchte ich an einem kleinen Zitat von
Dietmar Steiner aus dem "profil" noch belegen:
„Es ist keine neue Erkenntnis,
dass sich die Wiener Befindlichkeit immer noch im 19. Jahrhundert
verkrallt und die baukulturellen Leistungen des 20. Jahrhunderts
weitgehend ignoriert. In Wien wurde die moderne Architektur erfunden und
anschließend erfolgreich aus Österreich vertrieben. Das akademische
kunsthistorische Establishment ignoriert bis heute, dass auch in Wien nach 1900
noch baukulturelle Leistungen erbracht wurden. Daraus entsteht die neue
Ratlosigkeit im Umgang mit baukulturellen Monumenten des 20. Jahrhunderts.
Die moderne Architektur des 20. Jahrhunderts hat in ihrer Technikgläubigkeit
mit immer neuen Materialien und Strukturen experimentiert. Minimale
Stahlprofile, große Glasflächen, kurzfristig entwickelte Kunststoffe, neue
Materialkombinationen. Die moderne Architektur erfordert also einen
grundsätzlichen Paradigmenwechsel für die Denkmalpflege. Die stilistisch und
architektonisch richtige Entscheidung bei der Restaurierung zu treffen
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